Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/5

Wieder viel Arbeit in den Steyr-Werken Betriebsrat vehen1ent gegen Lohnkürzungen „Wir freuen uns über die Aufträge aus Kanada, Jordanien, Nigerien, Zypern, die wir gegen stärkste internationale Konkur- renz bekommen haben, aber für die Erle- digung dieser Aufträge fehlen uns jetzt Hunderte Arbeiter, es wurden die falschen gekündigt", sagte Betriebsratsobmann Hermann Leithenmayr bei der Vollver- sammlung der Arbeiter des Hauptwerkes. Scharf wandte sich Leithenmayr gegen die vom Vorstand angedrohten Gehaltskür- zungen: ,,Wir werden keine Sonderschich- ten leisten, wenn uns die Unternehmens- leitung weiterhin mit Lohn- und Gehalts- kürzungen bedroht." Falls es zu Kürzun- gen komme, müsse mit Streiks gerechnet Friedrich Verzetnitsch: ,,Der ÖGB sieht hinter der Steyr-Belegschaft. " Foto : Hartlauer werden. ,,Wir werden den Krieg führen , wenn man ihn uns aufzwingt, in der Lohnpolitik steht der ÖG B voll hinter uns", sagte der Betriebsratsobmann und wies darauf hin, daß die Belegschaft be- reits genug Verzicht geleistet hätte. So habe man u. a. 1987 mit monatlich tau- send Schilling Lohneinbuße pro Mitarbei- ter kurzgearbeitet, die Sozialleistungen seien halbiert, die Werkspensionen bisher um 45 Prozent gekürzt worden, seit 1983 gebe es keine Treueprämie mehr, die Be- legschaft bekam Aktien statt Lohnerhö- hung. Der Belegschaftsstand bei Nutzfahr- zeugen und Landmaschinen verringerte sich seit 1982 um 2257 Arbeiter. Leithenmayr wandte sich auch gegen die zunehmende Vergabe von Arbeiten nach auswärts und die Aufnahme von Leiharbeitern, die zu „Lohndrückern für die Stammbelegschaft" werden. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch sagte, daß durch ein neues Gesetz der lohndrük- kenden Praxis mit Leiharbeitern ein Rie- ge l vorgeschoben werde. Verzetnitsc~. be- kräftigte die volle Unterstützung des OG B für die Steyr-Arbeiter bei ihrem Kampf gegen Lohnkürzung. Der ÖGB-Präsident bekannte sich zur Vollbeschäftigung: ,,Wir wollen keine Zweidrittelgesellschaft, in der ein Drittel keine Arbeit hat, wir brauchen die Arbeitszeitverkürzung, durch neue Ideen können neue Produkte und damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden." Bürgermeister Heinrich Schwarz versi- cherte in seinem Grußwort an die Dele- gierten, daß die Stadt Steyr alle ihre Möglichkeiten ausschöpfe , um die Bemü- hungen der Belegschaftsvertretung durch- zusetzen. Die Steyr-Werke seien das wirt- schaftliche Herzstück der Stadt, in ge- meinsamer Bemühung müßten die not- wendigen strukturellen Veränderungen be- wältigt werden. Bei Veränderungen dürfe es zu keiner Dominanz von Fremdkapital kommen, der Einfluß müsse in Österreich bleiben, um die Eigenständigkeit zu be- wahren. ÖGB-Präsident im BMW-Werk Vor der Delegiertenkon_~erenz in den Steyr-Werken besichtigte OGB-Präsident Friedrich Verzetnitsch das BMW-Moto- renwerk und sprach mit Belegschaft und Geschäftsführung. Der ÖGB-Präsident sprach hier aµch die Arbeitszeitverkür- zung an. Dipl.-Ing. Hans-Joachim Lucae, Vorsitzender der Geschäftsführung, sagte dazu, daß vorab die Frage nach der Erhal- tung -~er Wettbewerbsfähigkeit stehen muß : Osterreich müsse ein attraktives Ein- kaufsland bleiben. Ein wesentlicher Schwerpunkt in Zukunft sei eine flexible Arbeitszeitgestaltung, die wiederum von den gesetzlichen und kollektivvertragli- chen Rahmenbedingungen abhänge. Die Mitarbeiterschulung bei BMW Mo- toren war ein weiteres Gesprächsthema, • Be/riebsrutsvbmunn Hermann Leilhen- mayr: ,,Lohnkürzungen kommen nicht in Frage. " Foto: Hartlauer zu der die Geschäftsführung ebenfalls kla- re Zielvorstellungen hat. Die derzeit rund 1800 Mitarbeiter sind ca. zwei Tage pro Jahre auf Schulung. Ein Kostenfaktor, der eingeplant ist, um die Mitarbeiter einer- seits auf dem notwendigen Qualifikations- niveau halten zu können und sie anderer- seits auf neue Technologien vorzubereiten. Beim anschließen~~n Werksrundgang unterhielt sich der OGB-Präsident sehr intensiv mit Mitarbeitern an der Maschi- ne. Es ging ihm dabei vor allem darum, welche Aufgaben der einzelne an seinem Arbeitsplatz wahrnimmt bzw. welche not- wendigen Ausbildungsphasen er dafür ab- solviert hat. Er diskutierte im weiteren, ob es genüge, eine Grundausbildung zu besit- zen. Dabei stellte sich heraus: die perma- nente Weiterbildung bei BMW Motoren gilt für jeden Mitarbeiter. Der ÖGB-Präsident im Gespräch mit Mitarbeitern des BM W-Mo/orenwerkes. Foto: Kranzmayr 9/137

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