Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/3

Ankunft der Delegation aus Steyr mit den 23.000 Unterschriften, die dann dem Bundeskanzler überreicht wurden. keine Utopie en der Region „Wir werden alles unternehmen , um der unter Druck geratenen Region Steyr zu helfen" , sagte Bundeskanzler Dr. Vranitz- ky am 10. Februar beim Gespräch mit den Vertretern der Aktion „Westbahn für Steyr", an dem auch Landeshauptmann Dr. Ratzenböck, LH-Stellvertreter Dr . Grünner und natürlich Bürgermeister Schwarz und die Vizebürgermei ster Wip- persberger und Holub und als Sprecher der 21 Umlandgemeinden Bürgermeister Steinmayr sowie von seilen des Bundes Verkehrsminister Dr. Streicher und ÖBB- Generaldirektor Dr. Übleis teilnahmen. Bürgermeister Schwarz erinnerte den Bundeskanzler, daß Steyr 1934 die -~tadt mit der größten Arbeitslosigkeit in Oster- reich war und sich derzeit mit einer Ar- beitslosenrate von nahezu neun Prozent - eine der höchsten in Österreich - wieder eine sehr negative Entwicklung abzeichne, die nur durch die Ansiedlung neuer Be- triebe gestoppt werden könne. Das größte Hindernis bei Betriebsansiedlungen sei die verkehrsmäßige Abseitsposition zu den Wirtschaftsräumen, daher brauche Steyr als Voraussetzung für eine Aufwertung als Industriestandort die Anbindung an den Lebensnerv der neuen Hochleistungsbahn. Innerhalb der letzten zehn Jahre, sagte Bürgermeister Schwarz, habe Steyr 5000 Arbeitsplätze verloren , aber nur 2500 neue schaffen können. Es müsse alles unter- nommen werden, dieses Defizit abzubau- en. Steyr setze auch große Hoffnungen in den Fremdenverkehr, denn die 1000 Jahre alte Stadt zähle zu den schönsten Europas. Das Kapital historischer Stadtbaukunst könne aber nur nutzbar gemacht werden , wenn die Touristen mit einer Hochlei- stungsbahn Steyr rasch erreichen. ,, Herr Bundeskanzler, mit dem An- schluß Steyrs an die neue Westbahn kön- nen wir wieder Optimismus in die Region bringen" , appellierte Franz J. Hartlauer als Sprecher der Aktionsgemeinschaft an Dr. Vranitzky, ,,wirtschaftliche Initia- tiven können sich nur in einer Region mit Zukunftsperspektiven entwickeln und die bringt nur ein Anschluß Steyrs an das Hochleistungsbahnnetz, schaffen wir den Anschluß nicht, kommt es zu weiterer Abwanderung von Betrieben und einer damit verbundenen Verelendung der Re- gion ." Verkehrsminister Dr. Streicher beziffer- te die Mehrkosten der Neutrassierung für die Einbindung Steyrs mit 1,5 Milliarden und den jährlichen Abgang mit 123,4 Millionen Schilling. Dieser Wirtschaftlich- keitsberechnung sei ein Fahrgastaufkom- men bei der Führung der Bahn nach Steyr von zusätzlich 33.000 Fernfahrern und 50.000 Kurzstreckenfahrern zugrunde ge- legt. Dr. Streicher beruft sich bei seinen Zah- len auf eine „sehr seriöse Studie". Bundes- kanzler Dr. Vranitzky hat auf Ersuchen von Landeshauptmann Dr. Ratzenböck veranlaßt, daß diese Studie dem Land zur Verfügung gestellt wird . Oberösterreichs Raumplaner und Bauexperten werden die Zahlen und Projektbeurteilungen in der Studie genau prüfen und Alternativvor- schläge ausarbeiten. Der Bundeskanzler hat damit möglich gemacht, daß dieses Thema nun auch von der Seite der Befürworter des Anschlusses Steyrs an die Westbahn kompetent darge- stellt werden kann. Denn Landeshaupt- mann Dr. Ratzenböck versicherte bei der Pressekonferenz nach dem Gespräch mit dem Bundeskanzler: ,,... daß die Bürger der Region Steyr und das Land Oberöster- reich mit dem neuen Anschluß im Rahmen der Bahn 2000 das gleiche Ziel verfolgen", und Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Grünner bekräftigte: ,,Angesichts der ho- hen Arbeitslosigkeit, in der Region Steyr werde die Landesregierung das Projekt gemeinsam bestmöglich unterstützen." Vranitzky für ,,größere Lösung" Wenige Tage nach dem Besuch beim Bundeskanzler richtete Dr. Vranitzky ein Schreiben an die Aktion „Westbahn für Steyr", in dem er sich an die 23.000 Bewohner der Region Steyr wendet, die den Brief der Aktionsgemeinschaft an ihn unterschrieben haben. Darin verspricht der Bundeskanzler Steyr eine detaillierte Untersuchung durch die österreichische Raumordnungskonfe- renz unter Einbeziehung des Landes und der Gemeinden . Dies ist für das Anliegen der Steyrer von enormer Bedeutung, stellt doch eine solche Untersuchung die lang- fristige volkswirtschaftliche Bedeutung zu- mindest gleichrangig neben_ kurzfristige betriebswirtschaftliche Uberlegungen durch die Bundesbahnen. Bundeskanzler Vranitzky bringt in sei- nem Brief zum Ausdruck, daß eine größe- re Lösung gefunden werden wird, kurzfri- stig aber Sofortmaßnahmen zur Fahrplan- verbesserung getroffen werden. Im Schlußsatz des Schreibens hofft der Bundeskanzler, ,,daß die berechtigten An- liegen der Region Steyr mit den eingeleite- ten Maßnahmen einer befriedigenden Lösung nähcrgebracht werden können". 5/69

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