Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/3

1938 M eine Widerstandstätigkeit galt der Aufklärung über Massenver- haftungen und Hinrichtungen von So1.ialisten und Kommunisten . 1n der Zeit nach 1934 - nach der Niederla- ge der Arbeiterbewegung bekam ich Arbeit in den Steyr-Werken als Maga1.i- neur. In dieser Abteilung waren zum Großteil ehemalige Sm,ialisten beschüftigt , und wir bildeten eine illegale Wider- ,tandsgruppe: wir forderten alle demokra- ti,cl1en Krlifte auf. an einer Urabstim- mung tciln1nchmcn. welche gegen den National,01ialismus ger ichtet war. Nach dem l!inmarsch der Nationalsoziali- '1cn meldete ich mich 1.u einer Arbeits- grup pe nach Allcnhtcig. wo wir am Trup- penühun gsp lat, eine Wcrkstütte einrichte- ten . rücl..tc von dort im Mai 1939 zur Flak ein . 11 icr lernte ich einen Genossen ken- nen , de, 111ir mitteilte, daß in Wien bereits eine ant1fasclii<,tischc Widerstandsbewe- /,f:'/ F/F/J(i/:· FRANZ DRA BER: 1945 /94/: Die Steyrer / ,eit1111K t!er Wider.1·tandskämpfer tarnt sich al~ Was.1·enportler. Zll'eiter ro11 rechts Fra11~ Omher. dritter 1·011 rechts Josef Bloderer. Knapp dem Tod entronnen Die Fliegerangriffe wurden immer mehr und am 27. November 1943 wurde die Hauptwasserleitung zerstört, wir Österrei- cher wurden zum Wassertragen bestimmt. Ich hatte mit Josef Bloderer und Karl Punzer vereinbart, daß ich den beiden, während wir die Wasserkübe l aufnahmen, ein Zeichen mit dem Ellenbogen geben würde, worauf wir zu laufen beginnen. Die Sirenen heulten, die Aufseher liefen hinter uns her. Ich suchte eine kleine eiserne Tür in der hohen Mauer, die von den Beam- tenfrauen benutzt wurde und tagsüber nicht versperrt war. Ich war im Freien, vor mir ein großes Feld, auf dem Häftlinge gung bc-.tchc. und ich sollte Kontakt mit alten (icnossen in Steyr aufnehmen. Im Oktohcr 1940 wurde ich in die Rü- stungsin lu,trie nach Steyr zurückgeholt, im Flug1c ugbau eingestellt, wo auch Josef Blodercr und mein Freund Karl Punzer arheitetcn . Wir bctütigten uns als Werks- sportwarte heim Paddeln , und so konnten wir die Widcrstandsbcwegung ausbauen. Auch im Wcrk selbst bauten wir illegale Zellen der K l' auf und sammelten Gelder für die Angehörigen von Inhaftierten. Im l lcrhst 1942 wurde unsere Gruppe vcrhaf'lel. Ich wurde 1unüchst in das Poli- 1cigef:ingnis Berggasse. dann von der Ge- stapo nach Lin, gebracht und unter grau- samen hlltcrungcn ta ge lang verhört. Mir wurde bald bewußt. daß die ganze Grup- pe „a ufge floge n" war und daß ein Leug- nen umsonst war. So gab ich zu, daß ich von Johann Palme früher Geld kassiert habe und dieses weitergegeben habe. Die Verhöre dauerten bis Februar 1943 und wir wurden in das Gefängnis Stadel- heim bei München gebracht. Unsere l lauptverhandlung vor dem „Volksge- richtshof" dauerte zwei Tage. Wir gaben zu. Geld gesammelt zu haben für Angehö- rige, deren Söhne im Gebirge verunglückt oder beim Wildwasserfahren ertrunken sind. Der Vorsitzende vertagte die Ver- handlung und beantragte eine Wiederauf- nahme. Wir wurden nach Stadelheim zu- rückgebracht und waren überzeugt. daß uns nichts mehr passieren konnte, aber es kam anders . Mitte Mai 1944 erhielten wir die zweite Anklageschrift, in der wir er- neut von der Gestapo schwer belastet und zum Tode verurte ilt wurden. Wir wurden in die Todesabteilung einge liefert. Ein Wachtmeister sagte uns: ,,Burschen, ich bin hier seit 25 Jahren . Es ist noch keiner herausgekommen." Jeden Dienstag und Donnerstag gab es Hinrichtungen. Um 9 Uhr kam der Staats- anwalt. die Kandidaten wurden aus der Zelle geholt. das lJ rtcil verlesen und bestä- tigt. Dann ging es in d ie /\rmcsünderzelle. Dort durfte man einen Abschiedsbrief schreiben. man bekam ,u rauchen, trinken und eine I Icnkcrsmahl,cit. Um 17 Uhr kam der Scharf'richtl.!r. dann begann die Enthauptung und man konnte in der Zelle hören , wie oft da, Fallbeil heruntersauste. In dieser Situation organisierte ich drei vergebliche /\u,bruchwcrsuche. Diente al5 Tarn1111g: Fran:. Draben gefä/s·d,ter A lpem•ereinsausweis aufden Namen Gruber Fra11 :. .

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