Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/3
1938 D ie Nationalsozialisten, anfänglich eine unbedeutende antisemitische, deutschnationale Splittergruppe, hatten in Steyr den Großteil ihrer Anhän- ger im „Deutschen Turnverein", in Teilen des lokalen Bürgertums und bei leitenden Beamten der Steyr-Werke. Im „Klub der Reichsdeutschen" hatten sie eine eigene Ta rnorganisation . Die Steyrer HJ-Gruppe um den spä teren Gauleiter August Eigruber legte 193 1 den Grundstock für eine na ti ona lsozia list ische Betriebszelle mit dem Ziel. ,,den Marx is- mus in den Steyre r Betri eben an se in em Lebensnerv zu fasse n". Mit Terror und geschickter Pro paga nd a ve rsuchten di e Na ti ona lsozia li s ten, von sich reden zu ma- chen und aus ih re r Isola ti on auszubre- che n. Di e Stey rer Po li ze i heri chlcl an das Innen- mini ste riu m über di e J\k tiv it iil en der Na- ti o na lsozia li sten : ,, Im Lau fe des 11. XL 1933 nachmitta gs wurd en auf mehrere G rä ber ve rs to rbener Na ti ona lsozialisten im hi es ige n Or1 sfri edh ofe aus Holz verfer- ti gte, sc hwa r1,e I la kenkreuze mittlerer G röße gelegt. Zwischen 18.30 und 19 Uhr wurd en a n mehre ren Stell en des Stadtge- serne zum Unteren Schiffweg führenden Verbindungsweges, ferner in der Spital- skystraße, wodurch eine Lampe der Stra- ßenbeleuchtung zertrümmert wurde , sch ließlich im Stadteile Steyrdorf auf der Propaganda und Terror Steyrer 1/eimwehr und Nationalsozialisten bi etes im ga ,11.en fünf - Sprengkörper zu r Exp los ion ge bracht, und zwar: an der J\b1,weigu11 g Du karts traße - Kompaßgas- se, wo R es te e iner ze rtrümmerten Flasche ge fund en wurd en, unterh alb des vom G rünma rkle niic hst de r Gendarmerieka- l)ie /Huc/1tergre(!i111g de.\" l litlerfaschismus in De11t.\"c/1/wulfeierte die Steyrer NSDA P mit einem Ft1ckeh11g. Die Verbi11du11ge11 der N5il)A P i11.1·.ft1.1·chi.1·ti.H·he Nachbarland wur- den rer.wiirkt. sogenannten ,Buckligen Wiese', wobei durch zwei Sprengkörper der Gartenzaun des Hauses Fabriksstraße No. 48 beschä- digt und der in unmittelbarer Nähe be- findliche Grenzstein in zwei Teile ge- sprengt wurde. Gefährdungen und Verlet- zungen der öffentlichen Sicherheit sind nicht erfolgt. Während es sich im ersten Falle um eine sogenannte Flaschenbombe, in den beiden weiteren um Papierböller zu handeln scheint, dürften in den beiden letzteren Fällen, die auch besonders starke Detonation verursachten, andere Spreng- rL Die von der bürgerlichen Regierung gedulde- ten Heimwehren wollten autoritäre Maß- nahmen gegen die Arbeiterbewegung herbei- führen. In Steyr gab es zeitweilig sehr enge personelle Verflechtungen zwischen der städ- tischen Heimwehrorganisation und den Na- tionalsozialisten und ähnliche Ziele: Die „Befreiung des deutschen Volkes aus der Herrschaft des Marxismus". körper verwendet worden sein. Die sofort aufgenommenen Streifungen und For- schungen nach den Tätern blieben bisnun ohne Erfolg." Zu ersten größeren Auseinandersetzungen zwischen Arbe iterbewegung und Natio- nalsozialisten kam es bereits Anfang der ~.reißiger Jahre. Zahllose Gewalttaten, Uberfälle auf Arbeiterfunktionäre sowie Bomben- und Sprengstoffanschläge gin- gen auf das Konto der Nationalsozialisten, im besonderen der SA. Nach 1934 sprachen kommunisti sche Ar- beiter in einem Flugblatt von „Naziwirt- schaft in den Steyr-Werken" und von Betriebsleitern , die „durch Protektionen immer mehr ihrer Nazifreunde in den Betrieb einstellen" . Viele dieser illegalen Nationalsozialisten spielten im März I 938 eine bedeutende Rolle. ~er ZeutldJ•böU1ftfJe turn• berein SteUr gibt bdannf, bab uodäufig bl9 3um 20. b. bie Xurnrtunben enf• faUen. !Jene zurnt,rOber, ble M,o,, n,et,,c &el ber S2'. nodJ bei ber SS. etngeteiU finb, baben fid) bel ibren ltl~enfübm:n fpäteftens bis 3um 18. b. iu melben. l>ie ldegenfübret melben bem Xurntebrer .Cinbnet bis 3um 19. b. =•-1=:;;,,.;; ■===•=•=•= Viele „Deutsch-völkische Turner" waren be- reits vor 1938 bei der SA oder SS eingeteilt.
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