Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/2

NEUE BÜCHER Rudolf Lehr (Hrsg.): LANDESCHRONIK OBERÖSTERREICH. 500 Seiten mit I 100 Abbildungen m Farbe, Duotone und Schwarzweiß, Leinen, Verlag Christian Brandstätter. - Oberösterreich, das Land „ob der Enns", ist ältester abendländischer Kul- turboden, an den Schnittpunkten europäi- scher Geschichte gelegen, früh besiedelt und geprägt von fleißigen, erfindungsreichen und schöpferischen Menschen, von Bauern meist, von Knappen und Händlern, einem starken Klerus, später gefolgt von einem wohlhaben- den Bürgertum und - in unserem Jahrhun- dert - einer selbstbewußten Arbeiterschaft. Oberösterreich mit seinen Vierteln, das ist stets weniger Fürstenland gewesen als Land der „kleinen Leute", hier wurde eher Kul- tur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte ge- schrieben als große Weltpolitik. In umfassender Form, von den Anfängen bis zur Gegenwart, stellt die „LandesChro- nik" das Land „ob der Enns" vor: Nach- schlagewerk, Lesebuch und Heimatchronik in einem. Mit dem Anspruch auf möglichst vollständige Erfassung entstand hier ein Buch , das für jeden Oberösterreicher ein Muß, für j eden Oste rrei cher ein Soll und eine Bereicherung j eder Bibliothek darstellt. Die „LandesChronik" bietet eine durch mehr als l000 Bilder anschaulich gemachte, umfassende Geschichte Oberösterreichs, Bio- graphien der wichtigsten Persönlichkeiten, eine Darstellung der bedeutendsten Bauten und Denkmäler, Feuilletons über Personen, Ereignisse und Zeitströmungen und topo- graphische Beschreibungen aller Bezirke des Landes. Hans Jürgen Schultz (Hrsg.): ANGST. 320 Seiten, kart. , Kreuz Verlag. - Mit diesem Band greift Hans Jürgen Schultz ein Thema auf, das wohl wie kein anderes die Gegen- wa rt bes timmt - vom Einzelschicksal derer, di e an Angs tkrankheiten leiden, bis zu der umstrittenen Funktion der Angst im Feld der Politik . Das starke Hörerecho auf die Sende- reihe des Süddeutschen Rundfunks zu die- sem Thema im Frühjahr 1987 hat gezeigt, daß die Beiträge, die in diesem Band versam- melt sind, ins Schwarze getroffen haben . Inhalt: Hans Jürgen Schultz: Vorwort. - Heinrich Albertz: Angst in meinem Leben. - Walter Bräutigam und Stefan Zettl : Wie Angst entsteht. - Heini Hediger: Angst und Aggression bei Tieren. - Horst Petri: Kinder- ängste . - Gerold Becker: Angstfreie Schule?- Kaspar Kiepenheuer : Angst in der Pubertät. - Helm Stierlin: Angst in und durch Fami- lien . - Margarete Mitscherlich-Nielsen : Angst vor Liebesverlust. - Gisela von Krogh: Emanzipation macht Angst. - Verena Kast : Angst und Krise. - Tobias Brocher: Angst vor Sexualität. - Theodor Seifert: Angst im Traum. - Peter Buchheim: Angstkrankhei- ten. - Fritz Meerwein: Angst vor Wahrheit am Krankenbett. - Carola Stern: Angst und Zivilcourage. - Ruth Riemann : Angst vor dem Loslassen. - Ruth C. Cohn: Angst im Älterwerden . - Thea Bauriedl: Angst vor der Vergangenheit. - Dieter Senghaas: Angst in der Politik. - Walter Dirks : Angst vor dem Kommunismus . - Hans Dieckmann: Die Angst vor dem Bösen . - Jörg Bopp: Endzeit- angst. - Joachim Scharfenberg: Von der Angst durch Religion zur Angst vor Religion. - Jeanne Hersch: Die Angst und der Tod. 32/60 Ann Mankowitz: AUF NEUE WEISE FRUCHTBAR. 106 Seiten, kart., Kreuz Ver- lag. - Das Selbstgefühl der Frau wird in der Zeit der Wechseljahre erschüttert, auch wenn die moderne Medizin die körperlichen Be- schwerden verringert. Anhand von Träumen zeigt die Autorin, daß die Menopause ver- standen werden kann als Krise und damit als Chance, Vergangenes zu überdenken und Neues zu entdecken. So gesehen können die Wechseljahre zu einem wichtigen und schöp- ferischen Prozeß der seelischen Erneuerung und Selbstfindung werden. Das seelische Verstehen der Wechseljahre und das Ergreifen der in ihnen liegenden Möglichkeiten ist nicht nur fruchtbar und notwendig für die einzelne Frau, sondern auch für eine Gesellschaft, die die Potentiale weiblicher Weisheit, wie die ältere Frau sie repräsentieren kann, erst wieder entdecken muß. Michel Hoog: PAUL GAUGUIN. 338 Sei- ten. 200 Abbildungen, davon 150 in Farbe. 27 X 30,5 cm, Hinner-Verlag. - Das von dem profunden Gauguin-Kenner Michel Hoog verfaßte Buch unterlegt dem Kunstschaffen Gauguins den zeitgenössischen sozialen, ge- sellschaftlichen und kulturpolitischen Hinter- grund des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Paris. Hoog vermeidet kunsthistorische All- gemeinplä tze und vertritt glaubwürdig argu- mentierend neue Erkenntnisse der Gauguin- Forschung, die nicht immer den etablierten Lehrmeinungen entsprechen. Mit fesselnden Dokumenten seine Aussagen untermauernd , rollt der Autor chronologisch Leben und Kunst Gauguins auf. Allein die 150 Farbab- bildungen, unter denen sich nicht nur Gau- guins berühmte Meisterwerke, sondern auch eine Vielzahl weniger bekannter Gemälde finden, lassen im Leser in Verbindung mit dem treffend formulierten Text ein Bild von Gauguins Künstlerpersönlichkeit erstehen , wie man es norma lerweise nur durch die Lektüre zah lreicher Einzelpublikationen er- werben kann. Bis zum Alter von 35 Jahren unterscheidet sich Gauguins Werdegang nur unerheblich von dem eines ganz normalen Bürgers. Sein Hang zur Kunst manifestierte sich in Sonntagsmalerei und dem Sammeln hervorragender impressionistischer Gemälde. Erst zu Beginn der 80er Jahre vollzog Gau- guin die radikale Loslösung von seiner bür- gerlichen Exi stenz und wandte sich ganz der Kunst zu . In der Bretagne entstanden 1886 eini ge seiner schönsten Werke, die stilistisch noch dem Impressionismus anhängen. 1888 verbrachte er zwei Monate bei van Gogh in Arles, 1891 brach er schließlich nach Tahiti auf. In den folgenden Jahren entstanden seine ausgewogenen, in sich ruhenden , von innerem Frieden und menschlicher Würde besee lten Bilder voll tropischer Farbenpracht und Schönheit, die ihresgleichen suchen . Rüdiger Dahlke: DIE WELT UND DER MENSCH. 358 Seiten. Hugendubel Verlag. - Täglich können wir erkennen, wie eng Mikrokosmos (Mensch) und Makrokosmos (Erde) miteinander verknüpft sind, aber wir ziehen es vor, dies nicht wahrzunehmen . So ist die alte Indianerprophezeiung „Wenn das Wasser stirbt, stirbt der Mensch" durchaus wörtlich zu nehmen. Die Qualität unseres Wassers wird immer schlechter und im Mi- krokosmos Mensch entspricht dies unserem an Vitalität abnehmenden Blut. Hautkrank- heiten nehmen zu, und im Makrokosmos ist es die Oberfläche der Erde, die eine räudiges Aussehen bekommen hat: zerfurcht, zer- sprengt, zubetoniert, eingeebnet. Was in un- serem Körper vom Immunsys tem geleistet wird, vollbringen verschiedenste ökologische Regelmechanismen in der Natur. Auffälligste Merkmale des defekten Immunsystems beim Menschen : Allergien, rheumatische Formen, AIDS ..., im Makrokosmos : Waldsterben , Artensterben ... Rüdiger Dahlke zeigt, daß wir einem dra- matischen Irrtum begegnen, wenn wir Mensch und We lt auseinanderdividieren. Die Welt braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht die Welt. Walter Evans-Wentz: GEHEIMLEHREN AUS TIBET. 300 Seiten, gebunden, Sphinx Verlag. - Walter Evans-Wentz, der neben Lama Anagarika Govinda wohl am meisten zu einer weiteren Verbreitung tibetanischer Metaphysik bei uns im Westen beigetragen hat, schuf zusammen mit dem Übersetzer der sieben Originaltexte, Lama Kazi Dawa-Sam- dup - welcher für Walter Evans-Wentz auch das „Tibetanische Totenbuch" übersetzt hat- te , für den Westen das erste verständliche und zusammenhängende System des Mahay- ana-Buddhismus. Daß nun dieses Buch, genau fünzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen auf deutsch , wieder aufgelegt wird, mag vielleicht das Omen der Halbwertszeit in der Transforma- tion des Westens sein. Angela Fisher : AFRIKA IM SCHMUCK. 304 Seiten mit 403 farbigen und 35 einfarbi- gen Abbildungen, 8 Landkarten, Format 35,3 mal 25 cm, DUMONT VERLAG . - Immer aufs neue faszinieren Vielfalt und Reichtum des afrikanischen Schmucks. So unterschied- lich wie ihr Lebensraum sind auch die Völker Afrikas - ihr Glaube , ihre Riten, ihre Art der Körperbemalung oder Tätowierung, ihre Fri- suren, ihre Kleidung und ihr Schmuck. Die- sen Schmuck als reine Dekoration zu sehen, wäre fa lsch , obwohl ihre visuelle Wirkung kaum in Frage steht. Schmuckstücke wie Körperverzierungen haben die verschieden- sten Bedeutungen . Sie können Zeichen der Stammeszugehörigkeit sein oder Reichtum und sozialen Status bezeichnen, sie sollen Schutz gegen das Böse bieten oder Götter und Ahnen freundlich stimmen. Als Relikte aus vergangenen Zeiten spielen sie eine wesentliche Rolle bei Ritualen und Zeremo- nien. Die Bedeutung von Schmuck und Frisu- ren, Körperbemalung und Tätowierung ha t Angela Fisher auf zahlreichen Reisen durch Afrika zu erkunden versucht. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen gewann sie das Vertrauen der verschiedenen Stämme und durfte an Festen und Riten teilnehmen, zu denen in der Regel keine Fremden zugelas- sen sind. Als Frau wa r es ihr erlaubt, Frauen und Kinder in ihrer häuslichen Situation zu erleben, sie beim Schminken und Schmücken zu beobachten ; aber a uch die Männer faßten Vertrauen zu ihr und gestatteten ihre Anwe- senheit. Dieses Buch ist eine einzigartige Dokumentation über die Völker Afrikas im Schmuck und die damit verbundenen Tradi- tionen eines Kontinents , der im Umbruch begriffen ist. In _prachtvollen Bildern hält er die Exotik und Asthetik Afrikas fest. steyr

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