Amtsblatt der Stadt Steyr 1988/2
V izebürgermeister Karl HOLUB kommentiert im folgenden Beitrag aktuelle Themen aus seinen Ress- orts Gesundheit, Denkmalschutz und Frem- denverkehr. Mit Vorrang wird gemeinsam mit der Dienststelle des Roten Kreuzes Steyr an der Verwirkl ichung des Projektes Notarzt- wagen in Steyr gearbeitet. Weil das Projekt „Notarztwagen" im allgemeinen Interesse steh t, halte ich es für notwendig, den Begriff Notfall näher zu erläutern: Notfälle sind Patienten, die sich in aku- ter Lebensgefahr oder in einem dringend behandlungsbedürftigen Zustand befinden und nach der Primärversorgung in das nächstgelegene Krankenhaus zu transpor- tieren sind. Wesentlich ist, daß der Notfall- patient bereits am Ort des Geschehens und auf dem Transport behandel t und nicht unversorgt in das nächste Krankenhaus transportiert wird, um erst dort die im Einzelfall notwendige Hilfe zu erhalten. Gemeinsam mit dem Bezirksstellenob- mann des Roten Kreuzes, Stadtrat Johann Zöchling, habe ich als Gesundheitsreferent der Stadt in Vorsprachen bei Landes- hauptmann-Stellvertreter Hofrat Gerhard Possart und Landesrat Leo Habringer das schönsten Städte Österreichs ist, wird von allen Besuchern bestätigt, so daß sich die Hoffnung ableiten läßt, daß bei guter Ar- beit des Fremdenverkehrsmanagements die Fremdenverkehrswirtschaft als zusätz- liches Standbein unseres Wirtschaftsgefü- ges durchaus zunehmen wird. Ich wünsche dem neuen Fremdenverkehrsdirektor, Herrn Neubaur, von ganzem Herzen im Interesse aller unserer Mitbürger eine er- folgreiche Tätigkeit. In diesem Zusammen- hang muß auch das ständige Bemühen aller politischen Kräfte in unserer S.tadt nach einer Verbesserung von Bahn- und Straßenverbindung erwähnt werden. Wenn sich die Erreichbarkeit unserer Stadt ver- bessert, wird das auch zusätzliche Anreize für Besucher geben. Die Einmaligkeit unserer Stadt stammt vor allem aus der großartigen Versamm- lung von Baudenkmälern und Ensembles. Daher wird auch in der Stadt Steyr dem Denkmalschutz großes Augenmerk zuge- wendet. So führt die Stadt die begonnenen Denkmalschutzaktionen weiter fort, ob- wohl der Bund seit 1982 und das Land seit 1983 sich nicht mehr an den Kosten der Fassaden- und Dachlandschaftsaktion be- teiligen. Das Ausmal5 der Aufmerksamkeit Ringen um Finanzierung des Notarztwagens von der Dienststelle des Roten Kreuzes kann man auch an den im Jahr 1987 entwickelte Systemkonzept „Notarzt- aufgewendeten Mitteln erkennen, wobei Steyr" vorgestellt. Mittlerweile liegt die der Schwerpunkt logischerweise auf Steyr- 2'.usage des Landes Oberösterreich vor, daß dorf und die Innenstadt gerichtet war. Zur Arzte des Landeskrankenhauses Steyr als Erhaltung der Dachlandschaften bzw. von Notärzte außerhalb des Areals des Landes- wertvollen Bausubstanzen wurden zwanzig krankenhauses tätig werden dürfen. Somit Objekte gefördert und dafür eine Million ist eine der wesentlichsten Voraussetzun- Schilling zur Verfügung gestellt. Zur Fas- gen zum Weiterbetreiben des Projektes sadeninstandsetzung bzw. Ortsbildpflege gegeben. Allerdings gibt es ein großes wurden 42 Objekte mit 1,924.000 Schill ing Prnblem: Zur Aufrechterha ltung eines zu- gefördert. Ganz wesentlich wi rd unser künftigen NAW-Dienstes sind sechs ausge- Stadtbild durch die zahlreichen kirchlichen bildete hauptamtliche Notfallsanitäter er- Ensembles geprägt, was sich auch in der forderlich. Dafür muß eine finanzielle Förderung der Instandsetzung kirchlicher Deckung gefunden werden. Ensembles von insgesamt 1,200.000 Schil- Eine wesentliche Rolle dabei wird das ling im Jahr 1987 widerspiegelt. Nicht nur neue Rettungsgesetz des Landes Ober- die Stadtverwaltung hat ein hohes Bewußt- sein für die Bedeutsamkeit des Denkmal- österreichs bilden, dessen Beschlußfassung kurz bevorsteht. Während nämlich die schutzes, sondern erfreulicherweise auch Verantwortlichkei t für die Durchführung die Hausbesitzer. Tm Stadtteil Steyrdorf des Rettungsdienstes geregelt ist, vermißt wurden insgesamt 284 Häuser total unter man eine derartige Regelung hinsichtlich Denkmalschutz gestellt (es handelt sich der Finanzierung. · hiebei um die grö~~e Unterschutzstel- lungsaktion in ganz Osterreich) und nur Jedenfalls ist festzuhalten, daß das von bei elf Objekten erfolgte ein Einspruch. Ich Universitätsprofessor Dr. Kleinberger ent- möchte auf diesem Wege den Hausbesit- wickelte Konzept verwirklichungsreif ist. zern für ihr großes Verständnis danken Unsere Heimatstadt Steyr erlebt derzeit und biete gleichzeitig meine Hilfe und die eine außerordentlich schwierige wirtschaft- Hilfe des Referates Denkmalschutz bei liehe Situation. Gerade unter diesem Ge- Fragen an, die sich aus Revitalisierung sichtspunkt steigt die Bedeutsamkeit der oder Restaurierung stellen. Dienstleis tungssparte in unserer Stadt - Nach Ende der Landesausstellung 1987 insbesondere auch des Fremdenverkehrs. fürchten viele Einwohner im Stadtteil Als Referent für das Fremdenverkehrswe- Steyrdorf, daß sich nunmehr die öffentli- sen setze ich große Hoffnungen in das neue ehe Aufmerksamkeit wieder von ihrem Management des Fremdenverkehrsver- Wohngebiet abwendet. Daß dem nicht so bandes, welches im Laufe des heurigen ist, beweist sicherlich das Vorhaben, die Jahres installiert wird. Die große Bekannt- Frauenstiege neu zu gestalten. Die Planung heit der Stadt Steyr nach der Oö. Landes- dazu läuft auf vollen Touren. Veran laßt ausstellung 1987 „Arbeit/Mensch/Maschi- durch die Gestaltung der Umgebung des ne" - immerhin 385.769 Besucher waren Geländes der Landesausstellung wurden zu verzeichnen - muß nun durch Aktivitä- zahlreiche (konsenslos errichtete) Garagen ten des Fremdenverkehrsverbandes umge- abgetragen. Um Ausgleich für die wegge- setzt werden . Daß unsere Stadt eine der fallenen Garagen schaffen zu können, 16 / 44 Vizebürgermeister Karl HOLUB erarbeitete das Referat Denkmalpflege ein Garagenkonzept Wehrgraben/Eysnfeld, das bei voller Realisierung etwa 90 Gara- gen bzw. Einstellmöglichkeiten für Pkw ermöglicht. Zur Verwirklichung ist aller- dings noch die Klärung einzelner Eigen- tumsverhältnisse erforderlich. Leider wird sich im Bereich Zwischen- brücken im heurigen Jahr ein bedeutender Eingriff im Stadtbild ergeben, weil durch die Kanalbaumaßnahmen eine Damm- schüttung vor dem Bürgerspital erforder- lich ist, welche das Ensemble Bürgerspital zwischenzei tig entscheidend beein träch ti- gen wird. Seien Sie versichert, daß nach Beendigung der Bauarbeiten der ursprüng- liche Zustand wieder hergestellt wird. Die baudurchführenden Unternehmungen müssen sämtliches Schüttmaterial wieder aus dem Flußbett entfernen, damit die ursprüngliche Wassertiefe und die ur- sprüngliche Flußlandschaft wieder herge- stellt wird. Die Zielsetzung muß lauten: Die Häuser müssen sich wieder im Wasser widerspiegeln. . Vielen von Ihnen sind sicherlich die Brandruinen in der Schiffmeistergasse ein Dorn im Auge und Sie fragen sich, was denn auf diesem Gelände geschehen könn- te. Ich schlage vor, in Nachbildung des früheren Bestandes eine neue Nutzung im Sinne der Nahversorgung (eventuell ein Speiselokal und eine kleine Lebensmittel- handlung o. ä.) vorzusehen. Ich meine, daß das eine echte Bereicherung der Infrastruk- tur wäre. Abschließend noch einige Worte über die geplante Neuordnung und teilweise Neugestaltung des Stadtplatzes: Dieses Vorhaben befindet sich derzeit im Stadium der Erarbeitung nach den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes und der Verkehrs- führung. Ich nehme an, daß durch die Finanznot der Stadt vorläufig ein Endge- stal tungsziel nicht erreicht werden kann. Ein Ziel - so meine ich - sollte keinesfalls außer Augen geraten: Der Durchzugsver- kehr über den Stadtplatz auf den Ennskai muß vermieden werden, wenn die Absicht auf Verkehrsberuhigung ernst zu nehmen ist. Dazu ist eine vom Stadtplatz unabhän- gige Zufahrt zum Ennskai erforderlich. Ich hoffe, daß gerade das Vorhaben der Umgestaltung des Stadtplatzes ausführlich mit den Bürgern unserer Stadt diskutie rt wird und so durch umfassende Informatio- nen und Mi tsprachemöglichkeit die best- mögliche Lösung gefunden werden kann. Sie soll auf viele Jahre Bestand haben. Mi t freundlichen Grüßen ~~~t--
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