Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/12

1934 kostete ein Siedlungshaus 10.698 Schilling Darstellung der Kosten eines Siedlungs- hauses der Serie I (1934) Ausführung: Küche und Kabinett un- terkellert, Mansarde nicht ausgebaut, ohne Küchen- und Zimmeröfen, ohne Lichtinstallation und Anschluß, ohne Wasserleitung. Baumeisterarbeiten 1. Erdaushub 40 m' S 2. Fundament und Keller 28 m' S 3. Isolierung 40 m 2 S 4. Kellerdecke 26,36 m 2 S 5. Mauerwerk (25 u. 12 cm) 43 m' S 6. Innenputz 264 m 2 S 7. Außenputz 155 m 2 S 8. Beschüttung 148 m 2 S 9. Kamintür! 4 St. a 3,20 S 10. Klosett S 11. Senkgrube S 12. Stufen Vorp l. S 13. Kellerstiege S 80.- 784.- 100.- 210.28 2. 150.- 660.- 580.- 222.- 12.80 140.- 160.- 110.- 54.- Zusammen S 5.278.- Zimmererarbeiten 14. Dachstuhl s 15. Tramdecke s 16. Bodenstiege s 17. Fußboden s Zusammen s 18. Spenglerarbeiten s Dachdeckerarbeiten 19. Dachdeckung mit Ziegel s Professionistenarbeiten 20. Tischler, Fenster u. Türen 21. Glaserarbeiten 22. Anstrich 23 . 1 Waschkessel Zusammen Pläne und Bauleitung Architektenhonorar Baumeister für Leitung Zusammen Zusammenstellung Baumt:is lt:rarbt:i lt:n Zimmererarbeiten Spenglerarbeiten Dachdeckung Professionisten Bauleitung Zusammen Mansardenausbau Lichtinstallation Lichtanschluß 1 Küchenofen Wasserinstallation Zusammen s s s s s s s s s s s s s s s s s s s s s 644.- 487.- 80.- 171.- 1.382.- 180.- 273.- 706.- 140.- 240.- 70.- 1.156.- 80.- 100.- 180.- 5.278.- 1.382.- 180.- 273.- 1.156.- 180.- 8.449.- 1.200.- 182.- 87.- 400.- 380.- 2.249.- Gesamtsumme S 10.698.- steyr ;__,, - - - -----·---.....::a..------..... Beginn der Besiedelung des 200.000 Quadratmeter großen Grundstückes. den . Dies waren fast ausschließlich Tätig- keiten an Sonn- und Feiertagen, da an diesen Tagen die übrige gewerbliche Tä- tigkeit ruhte. Die Arbeitszeit war mit 48 Wochenstunden bemessen. Für die Be- schäftigten der Baufirma war Samstag um 12 Uhr mittags Arbeitsschluß. Die Siedler nahmen für sich kaum Freizeit in An- spruch, sie waren um die ehestmögliche Fertigstellung ihres neuen Heimes mit ganzer Kraft bemüht. Von einigen Aus- nahmen abgesehen, beteiligten sich fast all e Bauwerber an den verschiedenen Ar- beiten. Die Geschä"ftsführung wurde vom Vor- stand der Genossenschaft ausgeübt. Die Beschlüsse wurden entweder vom Vor- stand oder in gemeinsamen Sitzungen mit dem Aufsichtsrat gefaßt. Ausführendes Organ war der Geschäftsführer Franz Ort- ner. Ihm oblag der Einkauf des Baumate- rials , die Arbeitseinteilung, die Auswahl der Lieferanten, die Übernahme von Lie- ferungen, die Preisverhandlungen und der Handverkauf von Material an die Siedler. Für jede einzelne Baustelle war eine Ver- brauchsvormerkung zu führen. Schließlich besorgte er die grundbuchrechtlichen An- gelegenheiten für Grundstücke der Sied- ler. Alle Grundstücke von Bauwerbern, die einen Bundeskredit für das Bauen in Anspruch nahmen, mußten in das Eigen- tum der Genossenschaft übertragen wer- den. Die Genossenschaft war gegenüber dem Bundes-Wohn- und Siedlungsamt fOr den Kredit haftbar . Die ~reditzuweisungen seitens des Bun- des _erfolgten je nach Baufortschritt. Nach fallweisen Kontrollen aus Wien erfolgte die Freigabe von Kreditteilen . Die Genos- senschaft besaß praktisch keine Barmittel und überhaupt keine Geldreserven. Die Lieferanten lieferten auf Ziel. Die Genos- senschaft hatte im Jahre 1935 59 Mitglie- der. Diese Anzahl erhöhte sich bis 1937 auf 67 Mitglieder. Bauwerber, die für den Bau eines Siedlungshauses Bundesmittel in Anspruch nahmen, mußten Genossen- schaftsmitglieder sein . Die Häuser der ersten Serie wurden im Sommer 1935 von den Siedlern bezogen. In diesem Jahr wurde auch der Rohbau für das Genossenschaftshaus erstellt. Für das Genossenschaftshaus wurde von der Sparkasse Steyr .ein Darlehen von S 10.000.- aufgenommen . Damit wurde der gesamte Aufwand für diesen Bau gedeckt. Für das Genossenschaftshaus erbrachten die Siedler Arbeitsleistungen oder sonstige Förderungen . Die Lieferanten steuerten Sachleistungen bei . Das Haus war notwen- dig, weil ein Sitzungsraum für die Genos- senschaft bisher fehlte. Der im Haus ein- geplante Sitzungsraum diente auch als Kanzleiraum für die Geschäftsführung. Angeschlossen war ein Magazin für Bau- material und Werkzeuge. Die im Hause befindliche Wohnung wurde an ein Mit- glied der Genossenschaft vermietet. Diese Bauserie wurde 1936 fertiggestellt und von den Bewerbern bezogen. Der Abschluß einer Bauserie und die Dachgleiche waren immer Anlaß zu Feiern, an denen sich die Siedler gerne beteiligten. Diese Feiern waren auch Rückschau und Anerkennung der geleisteten Arbeit. In diesem Jahr wurde dann die dritte und letzte Serie mit 18 Teilnehmern begonnen. Im Jahre 1936 war bereits der Großteil der Gründe an Interessenten verkauft. Die Bautätigkeit außerhalb der Genossen- schaft nahm an Umfang zu. Dadurch trat im Baustil eine gewisse Belebung ein, was anfangs von der Genossenschaft auch als Konkurrenz empfunden wurde. Der freie Verkauf und die Größe der Parzellen von vorwiegend 1000 Quadratmetern ermög- lichte eine individuelle und aufgelockerte Bauweise, die der Siedlung mit ihren vie- len Grünflächen ein freundliches Gepräge gibt. Zu dieser Zeit war auch die Nahversor- .gung im Siedlungsgebiet schon sicherge- stellt. Alois Reiter baute in der Sudeten- straße ein Verkaufsgeschäft, dessen Inha- ber derzeit Rudolf Mayrhofer ist. Vorher hatte schon Ludwig Bengesser in der Reindlgutstraße 17 einen kleinen Ver- kaufsladen. Eine besondere Leistung von Florian Mayrpeter war der Bau eines 470 Quadratmeter großen Schwimmbades, 29/361

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