Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/9
AKKU wagt sich an Schnitzlers „Reigen" Die engagierte Theatergruppe des Club AKKU wagt sich an die Eigenproduktion von Schnitzlers „ Reigen", der am Sams- tag, 26. September, Premiere haben wird und bis 9. November auf dem Spielplan bleiben soll. Der „ Reigen" ist eines der eigenwilligsten und umstrittensten Büh- nenwerke - es durfte von I922 bis 1928 nicht aufgeführt werden . Im fo lgenden Beitrag gibt Kurt Hru- besch als Verantwortlicher für das Theater im Club einen Einblick in die Vorberei- tungen für die Premiere und einen Rück- blick auf die Entwicklung des Clubs AKKU: Bevor wir uns im AKKU dazu ent- schlossen hatten, den „ Reigen" zu spielen, waren wir uns über das enorme Risiko im Darstelller im „Reigen": Sabina Kapeller als „Die junge Frau", Kurt Hrubesch als „ Der junge Herr". klaren: Ein schwieriges Stück, großer fi- nanzieller Aufwand, enorme Arbeit (Pro- ben, Kulissen bauen ...) und möglicher- weise mangelndes Publikumsinteresse. In- zwischen - ein Monat vor der Premiere - hat sich alles auf den Problemkreis Ar- beitsaufwand beschränkt. Obwohl fast alle Ensemblemitglieder berufstätig sind, wird fast täglich geprobt - zwischen vier und acht Stunden. Und ganz nebenbei werden die aufwend igen Kulissen gebaut. Durch die Szenenfolge ergeben sich größere Pro- bleme. Rascher Umbau - das Stück soll zeit los erscheinen bzw. wollten wir nicht um die Jahrhundertwende spielen - und vor a llem soll das Schauspiel, der Inhalt im Vordergrund stehen. Dekoration als untergeordnetes Ausdrucksmittel. Für die Regie ist es schwer, das neunzig Jahre alte Stück :rnf he11tige Verhältnisse und Ver- haltensweisen hinzubiegen . Was aber die Absicht des Regisseurs ist: Das heutige Publikum soll sich mit heutigen Figuren identifizieren können. Wir sind eine Ama- teurtheatergruppe, keine ausgebildeten Schauspieler. Wir wollen spielen, was uns gefä llt. Und das wollen wir so spielen, daß es auch dem Publikum gefällt. Wir wünschen uns von den Steyrern mehr Verständnis fü r unsere Aktivitäten,- die wir für alle setzen und nicht nur für Jugendliche (entgegen vielen Meinungen sind wie kein Jugend-, sondern ein Kultur- zentrum). Jedes Mißtrauen zerstört viel von unserer jahrelangen Aufbauarbeit, die wir Mitglieder alle freiwillig und unent- gelt lich leisten, ja wir zahlen sogar noch Mitgliedsbeiträge und haften mit unserem Privatvermögen für finanzielle Risken. Der „Club AKKU" und seine Mitglieder Schon 1983, im Frühjahr, keimten in manchem Schauspieler der „Theatergrup- pe der BHAK und BHAS Steyr" die ersten Träume für ein zukünftiges Projekt, aus dem das heutige AKKU entstand. ,, Der Tango" war bereits aufführungs- reif. Es fehlten nur noch geeignete Rä ume zum Dekorationsbau. Wir impro- visierten in privaten Wohnungen, die auch als „Probenlokale" dienen mußten. Nach abge laufener Spielzeit machten sich einige Mitwirkende, vor allem der damalige Lei- ter Prof. Derflinger, auf die Suche nach einem eigenen Lokal. Das war aber nicht so leicht, alle geeigneten Räumlichkeiten waren nicht vermietbar oder zu teuer. Plötzlich - anläßlich eines Termingesprä- ches im Kulturamt - war, wie aus dem Nichts, ein ehemaliges Gewerkschaftsju- gendzentrum da, das nur darauf wartete, adaptiert zu werden. Inzwischen war es Weihnachten 1984 geworden. Ein schönes Weihnachtsgeschenk. Aber es sah sehr renovierungsbedürftig aus. Schließlich nach nur dreimonatiger Arbeit, fand die erste Premiere im neu adaptierten Haus, Färbergasse 5, statt. ,,Der Theater- und Kulturverein Club AKKU" zählte damals rund zwanzig Mitglieder, die sich in den Kopf gesetzt hatten , das Steyrer Kulturle- ben zu befruchten. Wir wollten darin vor allem selbst Theater spielen, aber auch andere Künstler zu Auftritten einladen. Besonders am Herzen lag uns - und liegt uns noch - die dringend notwendige För- derung junger Künstler aus Steyr und auch aus dem gesamten deutschsprachi- gen Raum. Daß wir da eine Bedarfslücke entdeckt hatten, stellte sich heraus, als wir binnen kurzer Zeit viel mehr Auftrittsan- suchen bekamen, als wir bewältigen konn- ten. Aus einer Schultheatergruppe war somit ein professioneller Veranstalter ge- worden, der gleichzeitig über ein eigenes Theaterensemble verfügt. Die meisten der heutigen 30 Mitglieder sind längst nicht mehr Schüler. Den Großteil der Aktiven bilden heute Lehrer, leitende Angestellte, Leute, die in Dienstleistungsberufen tätig sind, einige Studenten und neu motivierte Schüler. „Reigen"-Spielplan Im Theater- und Kulturverein Club AKKU, Steyr, Färbergasse 5, wird der „ Reigen" an folgenden Tagen jeweils ab 20 Uhr (Sa, 31. Oktober, auch um lO Uhr) gespielt. September: Sa, 26., So., 27. Oktober: Fr, 2., Sa, 3., So, 4., Fr. 9. , Sa, IO., So, 11., Fr, 16., Sa, 17., So, 18., Fr, 30., Sa, 31. , 10 und 20 Uhr. November: So, 1. , Fr, 6., Sa, 7., So, 8. Kartenvorverkauf: Friseur Meidl , Enge Gasse, Boutique Delta, Haratzmüllerstra- ße 23, Oberbank, Stadtplatz, ab 14. Sep- tember. Der Eintrittspreis beträgt für Er- wachsene 90 Schi lling, für Jugendliche und Studenten 60 Schilling. Grundkauf Neubau Altbausanierung Energiesparen mildem Raiffeisen. Die Bank Wohnservice [81 Raiffeisenbank Garsten - Steyr Am Platzl 15 Stadtplatz 46 Bahnhofstrasse 9 Tabor, Ennser Strasse 2 17/265
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