Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/5

1 1 1 denken. Dl-eses Projekt ist ein Kind der Gewerkschaftsbewegung, und es wird auch auf das engste mit der Idee der Gewerkschaftsbewegung verbunden blei- ben. Auch das Land Oberösterreich kann Elternrechte in Anspruch nehmen. Allein die Tatsache, eine Landesausstellung die- sem Thema der industriellen Arbeitswelt zu widmen, ermöglichte dieses Projekt. Aber nicht nur das Finanzielle sei hier in den Mittelpunkt gerückt, sondern auch gewissermaßen der Schirm der Liberalität, der über unserem Projekt stand, der uns den Vertrauensvorsch uß gab, der uns ge- währen ließ, der uns verpflichtete, nichts unter den Tisch zu kehren und dennoch Gegensätze so hinzustellen, wie sie eben gewesen waren. Ich glaube, daß dieses Vorgehen beispielhaft war, und ich glau- be, daß es auch beispielhaft war, daß Bund und Land in so enger Weise zusam- menarbeiten konnten. Es gibt kaum ein Ministerium, kaum ein Ministerbüro, das wir nicht behelligten mit unseren Anlie- gen. Die Stadt Steyr hat beträchtliche finan- zielle Zuwendungen für das Projekt aufge- bracht, und wir hoffen alle, daß sich diese durch einen zunehmenden Fremdenver- I f Zu den Bildern oben und links unten: Blick aufdie Ausstellungsgebäude am Steyrj7uß. - Das Elektrizitätswerk als drittes Leitmotiv der A usste/lung. Bild oben : Bomben symbolisieren die Arbeit ftir den Krieg. - Links im Bild der Raum, der die vielfältigen Arbeitsvorgänge der Manufakturen zeigt. A lies konzentriert sich aufeinen Mittelpunkt, eine barocke Säule verweist auf die feudalen Besitzer. Fotos: Hartlauer kehr wiederum amort1S1eren werden. Ich möchte aber auch für die organisatorische und administrative Mitarbeit in unserem Verein sehr herzlich danken, und niemand Geringerer als der Bürgermeister selbst hat regelmäßig an den Sitzungen des Lei- tungsausschusses unseres Vereines teilge- nommen. Schließlich und endlich hat sich die Stadt Steyr uns selbst zur Verfügung gestellt. Unser Projekt, ein Museum der industriellen Arbeitswelt, eine Landesaus- stellung durchzuführen , ist möglich vor dem Hintergrund einer der schönsten Städte Mitteleuropas. Die Schönheit der Stadt ist sicher auch eine zusätzliche At- traktion, unsere Ausstellung zu besichti- gen. Ich hoffe, daß es ein fruchtbares Zusammenleben zum gegenseitigen Nut- zen werden wird und dann, wenn die Landesausstellung vorbei ist, daß wir noch Jahrzehnte miteinander versuchen wer- den, unsere Vorstellungen umzusetzen." „Der gläserne Mensch" ,,Die oberösterreichische Landesausstel- lung ,Arbeit/ Mensch/ Maschine- - Der Weg in die Industriegesellschaft' hat sich zum Ziel gesetzt, das Werden der indu- striellen Arbeitswelt darzustellen", sagte Univ.-Prof Dr. Rudolf Kropf Univ.-Prof. Dr. Rudolf KROPF, der wis- senschaftliche Leiter der Ausstellung. ,,Im Mittelpunkt soll dabei der Mensch, näm- lich der in der Industrie tätige Mensch, stehen . Die industrielle Revolution hat den Menschen in seinen politischen, kul- turellen, ökonomischen und Sozialbezie- hungen völlig verändert. An die Stelle der relativen Geborgenheit der Zunft trat die freie Lohnarbeit des in der Industrie be- schäftigten Arbeiters. Das Erstehen politi- scher Massenorganisationen, wie etwa der Arbeiterbewegung, ist ohne Industrialisie- rung undenkbar. Die Entwicklung sozio- ökonomischer Verhältnisse formte fortan die Bildung politischer Strukturen, von Massenbewegungen, sozialen Konflikten etc. Der Aufstieg der Industrie bestimmte bis zur Gegenwart die Lebensverhältnisse des Menschen. Die Sozialgeschichte der Arbeit, der Technik, der industriellen Massenproduktion durchdringen einan- der, sie bilden einen in sich verbundenen Lebenszusammenhang. Die industrielle Arbeitswelt ist also in ihren Auswirkun- gen, Folgen und Beziehungen nicht nur auf den Arbeitsbereich des Menschen be- schränkt, sondern beeinflußt wesentlich durch ein vernetztes System von Lohnhö- he, Arbeitszeit, Sozialgesetzen, Sozialein- richtungen, politischen Organisationen etc. auch den Privatbereich. Um diese Beziehungen auch deut lich sichtbar zu machen, kann die industrielle Arbeitswelt nicht allein auf der Ebene von Unterneh- 9/129

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