Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/5

Diese Abhängigkeit beschwor im Verlauf der Geschichte schwere Krisen herauf, und auch wir beobachten daher die der- ze itige weltweite Entwicklung der Eisenin- dustrie nicht ohne Sorge. Als Bürgermei- ster möchte ich keine Gelegenheit vor- übergehen lassen, und so auch die heutige nicht, auf für uns wichtige Dinge hinzu- weisen. So darf ich die Bitte anbringen, daß wir in Steyr und darüber hinaus die gesamte Region größtes Interesse an einer Ratifizierung eines neuen Sonderförde- rungsprogrammes haben. Wir glauben, daß damit bessere Voraussetzungen für betriebliche Entwicklungen gegeben sind, und wir bitten die zuständigen Stellen des Bundes und des Landes - die Gespräche sind ja, soweit ich informiert bin, abge- schlossen - um eine möglichst baldige Erledigung." Da die wirtschaftliche Entwicklung der Region Steyr weitgehend von der ver- kehrsmäßigen Aufsch ließung abhängig ist, appellierte Bürgermeister Schwarz an die Entscheidungsträger, alles zu unterneh- stimmig beschlossene Entwicklungskon- zept für die Stadt Steyr zu einem Schwer- punkt der Stadterneuerung erklärt. Dar- aus ergeben sich für die Stadt weitreichen- de Konsequenzen und daraus resultierend große finanzielle Aufwendungen, aufdie ich an dieser Stelle kurz hinweisen möchte. Seit dem Jahre 1980 haben allein die Stadt Steyr und der Reinhaltungsverband Steyr und Umgebung im Wehrgraben rund 150 Millionen Schilling ausgegeben. Rechnet man dazu noch den Neubau der Bundesbildungsanstalt für Kindergärtne- rinnen, den Aufwand der Steyr-Daimler- Puch AG für die Renovierung der alten Werndl'schen Arbeitersiedlung im Eysn- feld und die bisherigen Investitionen für die Landesausstellung und das im Aufbau begriffene ,Museum Arbeitswelt' , so ergibt sich die stattliche Summe von bisher rund 230 Millionen Schilling. Eine böse Überraschung erlebte die Stadt mit der Schließung der Hack-Werke, Zu den Bildern auf der linken Seite: Aus der Mittelachse der Zentralhalle steigt riesig, wie der ,,Geist aus der Flasche", der „gläserne Mensch". Steht er über der Technik oder ist er ihr Sklave? - Die Welt der Mikroelektronik wird von einer Raumhülle umschlossen, die an einen Windkanal, also einen Versuchsraum, erinnert. Den Traum oder Alptraum einer vernetzten Welt mit „gläsernen Menschen': die leben ohne zu arbeiten, hat Hans Hoffer, der Gestalter der Ausstellung, als kritische Utopie dargestellt. - Bild oben: Zweizylindrige Dampfmaschine, gebaut 1902 in Briinn, das Leitsymbol far industrielle Revolution. men , damit Steyr zur Anbindung an den oberösterreichischen Zentralraum so bald wie möglich den Brückenneubau Nord- spange bekomme. ,, Ich möchte nicht ver- hehlen" , sagte Bürgermeister Schwarz, ,,daß der Wehrgraben zu einem Problem- gebiet für die Verantwortlichen der Stadt wurde. Er rückte erst in das Bewußtsein der Öffentlichkeit, als sich heftiger Wider- stand gegen die im Zusammenhang mit einem Kanalbau geplante Zuschüttung des Wehrgrabengerinnes regte . Dieses Thema ist seit der Willenserklärung des Gemeinderates der Stadt Steyr über die Offenhaltung des Wasserlaufes vom Tisch, und der Stadtteil wurde durch das ein- dem letzten bedeutenden Betrieb im Wehrgraben, und von diesem Ereignis führt auch der gerade, wenn auch mühe- volle und arbeitsreiche Weg zu diesem Festakt. Etwa zur Zeit, als der Betrieb seine Pforten schloß, trat der neu gegrün- dete ,Verein Museum Arbeitswelt ' mit der Idee auf den Plan, in Steyr ein ,Museum Arbeitswelt' zu errichten. Nach einer neu- artigen Konzeption sollten dort nicht nur tote Maschinen angesammelt, sondern auch die Umwelt der arbeitenden Men- schen und die gesellschaftlichen und so- zia len Bedingungen, unter denen sie schaf- fen mußten, anschaulich vor Augen ge- führt werden. Um diesem Ziel näherzu- kommen, mußten aber vorerst die erfor- derlichen Liegenschaften im Wege einer Versteigerung erworben werden und auch die Fragen der Finanzierung gekärt wer- den. Dazu mußte aber auch noch das Land Oberösterreich für das Projekt einer Landesausstellung zum Thema ,Arbeit/ Mensch / Maschine' interessiert werden. Eine bedeutsame Etappe ist mit der Eröffnung der oberösterreichischen Lan- desausstellung 1987 abgeschlossen. Ich danke namens der Stadt dem Land Ober- österreich. Der Entschluß zur Durchfüh- . rung dieser Ausstellung und die Beschlüs- se über die Bereitstellung der dafür erfor- derlichen beträchtlichen Mitte l schufen die materiellen Voraussetzungen für das Gelingen des Werkes. Oberösterreich setzt damit bundesweit und sicher auch über die Grenzen unserer Republik neue Maß- stäbe im Ausstellungswesen, indem es in einer alten und traditionsreichen Indu- striestadt in einer neuen Form ein Thema der neuen und erlebten Geschichte, ver- bunden mit einem abschließenden Aus- blick in die Zukunft, in eindrucksvoller Weise darstellt. In gleicher Weise gilt der Dank der Stadt aber auch dem ,Verein Museum Arbeitswelt' und seinen Verant- wortlichen. Sie haben die Idee eines neu- artigen Museums, welches für Österreich einzigartig und richtungweisend sein soll, geboren. Sie haben aber auch das Land Oberösterreich mit Ausdauer und großer Beharrlichkeit umworben, bis die diesjäh- rige Landesausstellung schließlich Realität wurde. Sie haben unermüdlich Geldquel- len gesucht und sind an vielen Stellen fündig geworden. In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch dem Bund für die Förderungen herzlich danken, im besonderen gilt dies dem Bundesministerium für soziale Ver- waltung, welches durch die Förderung vieler beschäftigter Arbeitskräfte und Mit- arbeiter nicht unwesentlich zur Finanzie- rung beigetragen hat. Aber auch beim Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung möchte ich mich sowohl für die ideelle als auch für die materielle Förde- rung herzlich bedanken." „Museum Arbeitswelt soll Orientierung vermitteln" Univ.-Prof. Dr. Josef WEIDENHOL- ZER, der Obmann des Vereines „Museum Arbeitswelt", erinnerte an die Entstehung Univ.-Prof Dr. Weidenholzer. des Projektes. ,,Die Geschichte dieses Ver- eines", sagte Weidenholzer, ,,ist gewisser- maßen die Erfolgsgeschichte der Initiative von unten, einer Initiative von einfachen 7/127

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