Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/5

Steyrdorf-Ensemble dokumentiert mit 220 Objekten die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Österreichs Generalkonservator Univ.-Dozent Dr. Ernst Bacher überreichte am 22. April Vizebürgermeister Leopold Wippersber- ger im Festsaal des Rathauses das in der Reihe zur Österreichischen Kunsttopogra- phie vom Bundesdenkmalamt herausgege- bene Werk „Steyrdorf - Wehrgraben - Wieserfeld". Diese Studie, in der 220 Ob- jekte des Steyrdorf-Ensembles untersucht wurden, gilt als Gesamtdokument der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Öster- reichs. Die Untersuchung gilt als Grundla- ge der Revitalisierung der historischen Bausubstanz . Es handelt sich hier auch um die umfassendste Ensemble-Unterschutz- stellung, die das Bundesdenkmalamt bis- her gemacht hat. Fast alle der hier untersuchten etwa 250 Objekte zeigen noch spätmittelalterliche Bauteile und verraten die jahrhundertealte Hans Stögmüller Wehr- graben Führer durch Geschichte und Arbeitswelt Dieser Führer durch Geschichte und Arbeitswelt bringt nicht nur die Beschreibung von historischen Gebäuden , ehemaligen Fabriksobjekten und Hand- werkshäusern, sondern geht erstmals ausführlich auf die Geschichte des lange Zeit vergessenen Stadtteils ein. Erst die Diskussion über die Zuschüttung des Wehrgraben-Gerinnes , die durch eine Bürgerinitia- tive in letzter Minute verhindert wurde, brachte eine Wehrgraben-Renaissance hervor , die einen vorläufi- gen Höhepunkt in der Oberösterreichischen Landes- ausstellung 1987 „Arbeit-Mensch-Maschine" im Mu- seum Arbeitswelt erlebt. 192 Seiten , 4 Stiche, 71 z.T. hist. Fotos, 2 Zeichnungen, 1 Plan , broschiert, öS 138, - W. Ennsthaler-Verlag, 4402 Steyr SU')'I' sozialwirtschaftliche Funktion. Es existie- ren in dieser Vorstadt die repräsentativen Bürgerhäuser der reichen Handelsherren (Kirchengasse und Gleinker Gasse), aber auch die einfachen Handwerkerhäuschen, die ehemals der Messerproduktion gedient haben (Wieserfeldplatz, Fabrikstraße usw.). Die überraschende typologische Vielfalt der spätmittelalterlichen Bauwerke eines Generalkonservator Univ.-Doz. Dr. Ernst Bacher, rechts im Bild, überreichte Vizebür- germeister Leopold Wippersberger das neue Buch. Wippers- berger würdigte mit herzlichen Worten die Publikation als wichti- ge Entscheidungshilfe bei der Restaurierung historischer Bau- substanz. Foto: Hartlauer Stadtdenkmals wurde systematisch wissen- schaftlich erforscht. Die Untersuchung blieb nicht auf die Fassaden beschränkt, sie umfaßt die Objekte als Ganzes, die Wohn- räume. die Keller, die Betriebsräume etc. Noch nie wurde ein relativ so kleiner städtebaulicher Bereich so detailliert im Hinblick auf seine Denkmalbedeutung er- forscht. Neue Methoden der denkmalpfle- gerischen Bestandsaufnahme wurden in diesem Zusammenhang erprobt und die Wissenschaft schuf die Grundlage für eine - 1985 eingeleitete - umfangreiche En- semble-Unterschutzstellung, die ganz Steyrdorf mit etwa 220 Objekten umfaßte, um dieses einmalige Gesamtdokume~t der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Oster- reichs für die Zukunft zu erhalten. Dabei wurden selbstverständlich auch die Bauten des 19. Jahrhunderts berücksichtigt als die letzten Zeugnisse der langen Industriege- schichte dieser Vorstadt. Das Bundesdenkmalamt hat für die Darstellung dieses kulturgeschichtlichen Ensembles von hervorragender wirt- schafts-, technik- und sozialgeschichtlicher Bedeutung (in dem heuer die Landesaus- stellung „Arbeit-Mensch-Maschine" statt- findet) auch eine neue Form der wissen- schaftlichen Inventarisation gewählt, in der die Verbindung der praktischen Denk- malpflege mit der Denkmalforschung mo- biler und aktueller verankert ist als bisher. Das vorliegende Arbeitsheft zur Österrei- chischen Kunsttopographie ist reich bebil- dert, mit drei Faltplänen versehen und enthält neben einem Katalog der Häuser verschiedene wissenschaftliche Einleitun- gen, die die neuesten Ergebnisse der Stadtbild- und Bürgerhausforschung sowie der Industriegeschichte verarbeiten. Bibliographie: Steyrdorf - Wehrgraben - Wieserfeld (Wohn- und Industriebauten ei- ner historischen Vorstadt von Steyr in Oberösterreich); bearbeitet von zahlreichen Autoren, redigierl von Geza Hajos; erschie- nen in der Reihe „Arbeitshefte zur Österrei- chischen Kunsttopographie", herausgege- ben vom Bundesdenkmalamt (Generalkon- servator Univ.-Doz . Dr. Ernst Bacher); Schral!- Verlag, Wien. Das Werk kostet im Buchhandel 250 Schilling. Schwerpunktthema der neuesten Ausga- be der Kulturzeitschrift „Oberösterreich", die vom Linzer Landesverlag herausgege- ben wird , ist die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Situation des Landes Ober- österreich um 1900. Breiter Raum ist in den Beiträgen auch dem Steyrer Wehrgra- ben (Dr. Michaela Pfaffenwimmer) und dem Projekt Museum Arbeitswelt (Dr. Rudolf Kropf/ Magister Josef Moser) ge- widmet. Über frühe Industriebauten in Ober- österreich - Zur Einheit von Außen- und Innenraum - schreiben Dipl.-Ing. Ute Ge- orgcacopol-Winischhofcr, Dipl.-Ing. Gün- ther Kleinhans und Dr. Manfred Weh- dorn. Dr. Harry Slapnicka untersucht die politische und soziale Landschaft um 1900. Dr. Erich Heller beleuchtet die ober- österreichische Kunstszene um die Jahr- hundertwende. Über betriebliche „Wohl- fahrtseinrichtungen''. berichtet Dr. Ingo Andruchowitz. ,,Über Schinderbuben und Siebzigkreuzermandln" betiteln Dr. Ulrike Weber-Felber und Dr. Severin Hei- nisch ihren Beitrag zur Lohnarbeit in Oberösterreich um 1900. Prof. Carl Hans Watzinger porträtiert den Steyrer Arbei- terdichter Anton Forcher. Die Kulturzeitschrift wird im Buchhan- del um S 110.- verkauft. 21/141

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