Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/5

men bzw. Betrieben betrachtet werden. Dieser Ansatz, die Folgewirkungen im Wandel der industriellen Arbeitsbeziehun- gen auf die Privatsphäre des Menschen in die Betrachtung miteinzubeziehen, stellt einen eigenen Aspekt dieser Ausstellung dar." Prof. Dr. Kropf erläuterte sodann die Arbeitswelt des Handwerks bis zur Auflö- sung der Zünfte und schilderte die Diszi- plinierung des Menschen durch die Erfin- dung von arbeitssparenden Maschinen in der industriellen Revolution des 19. Jahr- hunderts und zeichnete das Bild des „ra- tionalisierten Menschen" durch die Ein- führung des Fließbandes. Als letzten Schritt dieser Entwicklung sieht Prof. Dr. Kropf den „gläsernen Menschen" als Symbol der Vernetzung verschiedener Le- bensbereiche: ,,Die mikroelektronische Revolution hat in der jüngsten Vergangen- heit begonnen , Industrie und Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Die Möglich- keit, den Menschen unbemerkt zu be- obachten und zu kontrollieren, ist längst von der Arbeitswelt in die Privatsphäre eingedrungen. Dabei hat es Kontrolle ei- gentlich schon immer gegeben. I~ Zunft- handwe rk war es einerseits die Uberwa- chung und Einhaltung der durch die Handwerksordnungen formulierten Re- geln und Normen und andererseits die Aufsicht des Meisters über seine Gesellen und Lehrlinge. ln der Fabrik des 19. Jahrhunderts übten neben der Uhr Vor- und Facharbeiter Kontrolle über die ih- nen unterstehenden Hilfskräfte aus. Nach dem ersten Weltkrieg setzte sich die Lei- stungskontrolle immer stärker durch." ·,, Gerechtes Urteil über Arbeits- bedingungen bilden" Der Präsident des Gewerkschaftsbun- des, Anton BENYA, freute sich, daß die von den Gewerkschaftern geborene Idee eines Arbeitsweltmuseums auch Wirklich- keit werden konnte. ,,Diese Ausstellung in Präsident Anton Benya. einer ehemaligen Fabrik, in der traditions- reichen Industriestadt Steyr, bietet für den Besucher einen lebendigen Überblick über die Entwicklung der menschlichen Arbeit, von der sogenannten Urproduktion bis zum Zeitalter der Mikroelektronik. Arbeit ist immer verbunden mit Mühe und An- strengung, oft mit Leid und Schmerz. Aber Arbeit ist auch Bestätigung der eige- nen geistigen oder körperlichen Kräfte, Gewinnung an Erkenntnis und Einsicht, Existenzsicherung und Beitrag zum Allge- meinwohl, mit dem Selbstwertgefühl das Seinige getan zu haben. In der Geschichte der menschlichen Arbeit haben die Ge- werkschaften erst in den vergangenen 10/ 130

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