Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/3

D ie Errichtung der zentralen Klär- anlage war ein ganz großer Schritt weiter in unserem Bestreben zur Stützung des Umweltschutzes. Da- bei wurde in der Zeit des Probebetriebes der Sch lamm, der von den Kanalräumer- firmen gebracht wurde, kostenlos über- nommen. Zur Abdeckung der Kosten - aber auch weil es die Darlehensgeber ver- langten (Land OÖ. und Wasserwirtschafts- fonds) - wurde ab Juni 1986 eine Gebühr von S l00.- pro Kubikmeter eingehoben. Schlagartig lieferten einige Firmen keinen Schlamm mehr in der Kläranlage ab. Be- sonders kraß zeigte sich das Bild bei der Wo lferner Firma Neumüller, die vor Ein- führung der Gebühr bis zu 300 Kubikme- ter Sch lamm pro Monat gebracht hat. Die angel ieferte Menge in den Monaten Juni, Ju li und August 1986 belief sich insgesamt nur mehr auf 48 Kubikmeter. Sofort wurde mit intensivsten Nachforschungen begon- nen. Bewohner der Stadt teilten telefonisch mit, daß sie beobachteten, wie Fahrer <;l_ieser Firma unbefugterweise durch das Offnen von Kanalabdeckungen den Inhalt des Tanks entleerten. Leider konnte die Fi rma bei so einer Tat weder durch die Po lizei noch durch Magistratsbedienstete ertappt werden. In der Folge wurde eine Umfrage bei den Steyrer Gewerbebetrie- ben durchgeführt und es zeigte sich, daß weitere Unzukömmlichkeiten bei der ge- nannten Firma feststellbar sind. Sie hat bemüll auf Kosten der Bewohner von Steyr zu verbringen. Es stellt dies einen Miß- brauch dar. Weiters ist es eine Übertretung des Sonderabfall gesetzes und in weiterer Folge auch des Abfallgesetzes. Der Magi- strat Steyr und besonders das Umwelt- schutzreferat werden besonderes Augen- merk darauf haben, daß ein weiterer M iß- brauch nicht mehr erfolgen wird. Die Be- völkerung wird ersucht, wenn sie eine Feststellung macht, den Magistrat Steyr, Umweltschutzreferat, fernmündlich zu ver- ständigen und zwar über Ort, Zeit, und wenn möglich auch die Autonummer d urchzugeben. Zur Verbrennung des im Krankenhaus anfallenden spezifischen gefährlichen Mülls errichtete die Landesanstaltendirek- tion im Landeskrankenhaus Steyr eine Py- rolyse. Das behördliche Verfahren wurde ord- nungsgemäß durchgeführt und die Anlage unter Vorschreibung von Auflagen zum Schutze der Umwelt genehmigt. Nachdem die Anlage einige Jahre in Betrieb war, häuften sich die Beschwerden der Anrainer über Rauch- und Staubbelästigung. Dies ging so weit, daß laut Aussage Betroffener die Fenster tageweise nicht mehr geöffnet werden konnten. Interventionen bei der Krankenhausleitung fruchteten nichts. Über behördliches Verlangen wurde die Vorlage eines Gutachtens über die Abgas- Stetes Bemühen um Umweltqualität unbefugterweise Sonderabfall transpor- tiert und konnte auch über die Verbrin- gung gewisser Abfälle keinen Nachweis erbringen. Von diesem Umstand wurden die zuständigen Behörden in Kenntnis ge- setzt. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde eine unangemeldete Überprüfung des Be- triebes durchgeführt - dieser liegt im Wol- ferner Wald - und dabei zeigte sich ein erschreckendes Bild. Auf dem ungeschütz- ten Waldboden lagerten halbverrostete Tonnen und Tanks, wobei zum Teil der Inhalt erst durch Analysen festgestellt wer- den konnte. Der Boden des betroffenen Grundstückes war total verunreinigt und mußte unter enormen Anstrengungen durch Bagger. abgehoben und gesichert werden. Ob eine Gefährdung des Grund- wassers eingetreten ist, wird sich erst in der nächsten Zeit herausstellen. Dieser Fall zeigt deutlich, was passieren kann , wenn gewissenlose Unternehmer unter Umge- hung von Verordnungen und Gesetzen aus reiner Profitgier d ie Umwelt gefährdt:11. Im Bereich der Stadt Steyr sind derzeit an 13 Stellen 21 Großcontainer aufgestellt. Diese dienen in erster Linie dazu , anfallen- den Sperrmüll der Bewohner aufzuneh- men. Nunmehr wurde ja die Mülldeponie wiederum eröffnet und es ist vorgesehen, im Frühjahr die vorhandenen Container- stellplätze auf 7 zu verringern und insge- samt nur mehr 13 Großcontainer aufge- stellt zu lassen. Leider muß in letzter Zeit immer mehr festgestellt werden, daß entge- gen der ursprünglichen Absicht nunmehr Firmen die Müllcontainer zur Ablagerung des Gewerbemülls verwenden. Dies ist nicht zulässig. Es kann nicht Aufgabe der Gemeinde sein, Sonderabfall und Gewer- belastung (Analyse)_ verlangt. In weiterer Folge erfolgte c::ine Überprüfung der Anla- ge, da nunmehr die Zuständigkeit über die Anlage an den Landeshauptmann überge- gangen war. Als entsprechendes Gesetz dient das Dampfkessel-Immissionsgesetz. Dabei stellte sich heraus, daß die Anlage sich in einem sehr desolaten Zustand be- findet und Wartungen nicht vorgenommen worden waren. In der Folge wurden auch Messungen der austretenden Schadstoffe vorgenommen und besorgniserregende Werte registriert. Dies wurde nun von mir zum Anlaß genommen, um massiv beim zuständigen Landesrat zu intervenieren. In der Folge wurde als erste Maßnahme be- kanntgegeben, daß eine Trennung des Mülls vorgenommen werden sollte. Auch im offiziellen Organ des Landes , der „Lin- zer Zeitung", wurde eine entsprechende Pressenotiz veröffentlicht. Parallel dazu mußte jedoch festgestellt werden, daß die Klagen der Anrainer über eine Belästigung nach wie vor nicht aufgehört hatten. Eine weitere Intervention brachte ein Ergebnis in der Form, daß eine Trennung des Mülls vorgenommen wurde. Es wurde dabei dar- auf geachtet, daß der PVC- und weitere Kunststoffanteil so niedrig war, daß beim Verbrennen keine Schadstoffe mehr entste- hen können. Diese Vorgangsweise brachte jedoch auch keine endgültige Lösung. Des- halb wurde nunmehr seitens des Landes ins Auge gefaßt, die Pyrolyse vollständig aufzulassen und eine Desinfektion des Krankenhausmülls vorzunehmen, damit dieser auf einer normalen Deponie lagerfä- hig ist. Im Rahmen der vom Kuratorium für Verkehrssicherheit ins Leben gerufenen Stadtrat Rudolf Pimsl (SP) berich1et im folgenden Bei frag über ak!uelle Themen seines Ressorls aus den Bereichen Umweltschul z, Verkehrsangelegen - heiten und Mülldeponie. Aktion „Minus zehn Prozent" unterneh- men wir alle Anstrengungen, um auch in Steyr binnen Jahresfrist die Zahl der Ver- kehrsunfälle mit Personenschaden um zehn Prozent zu senken. An zwö lf für Kinder besonders gefährlichen Straßen- stellen wurden Hinweistafeln (Gib acht - ein Kind) aufgestellt. Im Zentralaltenheim und in den Seniorenklubs wird in Vorträ- gen über „Der ä ltere Mensch im Straßen- verkehr" informiert. Mit dem Bau eines neuen Gehsteiges zur Schule in Gleink wurde erreich t, daß Kinder nicht mehr auf der Fahrbahn gehen müssen. Mehr Sicher- heit geben auch die Verbesserungen bzw. die Neuerrichtung von Schutzwegen über die Haratzmü ll erstraße im Bereich des Bau loses Bad I mit Absicherung durch Fluchtinseln und gelbem Blinklicht. Infor- mationsveranstaltungen über „Alkohol im Straßenverkehr" richten sich besonders an die Zielgruppen Jugendliche und Grund- wehrdiener. Sehr erfreulich ist, daß im Jahre 1986 durch Bau- und Verkehrsmaß- nahmen sowie intensive Information und Überwachung durch die Bundespolizeidi- rektion Steyr die Zahl der Verkehrsunfälle um 4,79 Prozent zurückgegangen ist. Wir bemühen uns um Erhöhung der Lebensqualität durch den weiteren Ausbau von Wohnstraßen und den laufenden Aus- bau des Radwegenetzes zur Verbesserung der Verkehrssicherheit (Steiner Straße und Ennser Straße). Ungelöst ist das Problem mit den Haltestellen in der Redtenbacher- gasse, da Bahn und Post nicht bereit sind, sich an den Kosten einer Verlegung dieser Haltestellen zu beteiligen, obwoh l in die- sem Gebiet die Wohnqualität stark gelitten hat. Nach unserer Ansicht kann es aber nicht Aufgabe der Stadt sein, Haltestellen für Pendler zu finanzieren , die ihren Wohnsitz nicht in Steyr haben. Mit der Errichtung von Autobusparkplätzen in der Viaduktgasse schaffen wir eine zentrale Abfahrts- und Ankunftsstelle für Reisebus- se. Diese Hinweise mögen Ihnen zeigen, welchen Herausforderungen wir uns gera- de in Sachen Umweltschutz ständig gegen- übersehen - Herausforderungen, denen wir uns mit Entschlossenheit stellen, zumal wir mit Hilfe und der Mitarbeit unserer aufgeschlossenen Bürger auch Fortschritte erzielen. Um weitere Unterstützung bittet Sie 7/63

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