Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/2

Liebe Leser, der heurige strenge Winter stellt die Stadt Steyr, wie alle übrigen Gemein- den auch, wiederum vor große Proble- me. Die enorm hohen Kosten des Win- terdienstes - die Stadt mußte im vori- gen Winter dafür über 10 Millionen Schilling aufwenden - und auch ver- schiedene andere Gründe haben dazu geführt, die Organisation des Winter- dienstes so einzurichten, daß diese Ar- beiten so weit wie möglich mit den ei- genen Kräften des städtischen Wirt- schaftshofes bewältigt werden kön- nen. Die zahlreichen Bergstrecken in der Stadt in Verbindung mit dem· außerordentlich starken Berufspend- lerverkehr machen es erforderlich, daß bei Schneefall alle wichtigen Verkehrs- wege so rasch wie möglich ungehin- dert befahrbar gemacht werden. Aus dieser Überlegung ist es daher sicher verständlich, daß nicht alle Straßen im Stadtgebiet gleichzeitig geräumt wer- den können, sondern nach der Bedeu- tung der Verkehrswege vorgegangen werden muß. Dabei ist auch zu beden- ken, daß die Stadt aus Gründen des Umweltschutzes seit einigen Jahren weitgehend von der Salzstreuung Ab- stand genommen hat und nur mehr auf den exponierten Bergstrecken Auf- taumittel zum Einsatz kommen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß diese Maßnahmen von den Verkehrs- teilnehmern weitgehend mit Verständ- nis aufqenommen wurden. Echte Be- hinderungen traten nur dann auf, wenn Fahrzeuge mit ungenügender Winterausrüstung unterwegs waren. In diesem Zusammenhang möchte ich aber auf einen Umstand hinweisen, welcher einer geordneten Schneeräu- mung immer wieder im Wege steht. Es geht dabei um die zahlreichen an den Straßenrändern abgestellten Kraftfahr- zeuge, die es sehr oft unmöglich ma- chen, die Straßen mit Räumfahrzeu- gen zu befahren. Ich appelliere daher an alle Kraftfahrzeugbesitzer, auch durch ih r Verhalten die Bemühungen der Stadt um einen möglichst rei- bungslosen Winterdienst aktiv zu un- terstützen. Die Seite des Bürgermeisters Das Jahr 1987 wurde mit Beschluß der oö. Landesregierung vom 14. Juli 1986 zum „Jahr der Familie" erklärt. In die- ser Absichtserklärung kommt zum Ausdruck, daß mehr dafür getan wer- den muß, daß die Familie jene Bedin- gungen und Chancen vorfindet, die es ihr ermöglichen, die von der Gesell- schaft zugewiesenen Aufgaben zu be- wältigen. Der Gemeinderat der Stadt Steyr hat dieses Thema in seiner letz- ten Sitzung aus dem gegebenen Anlaß diskutiert, wobei auch verschiedene materielle Forderungen gestellt wur- den. Würde es beim Thema „Familie" nur um materielle Begünstigungen ge- hen, so ist der Hinweis angebracht, daß die Stadt auf diesem Gebiet schon lange aktiv ist und jährlich mehr als ei- ne Million Schilling an freiwilligen Lei- stungen erbringt. Als Beispiele seien die Wertgutscheine, welche die Stadt bei der Geburt eines Kindes zur Verfü- gung stellt, die Freilernmittel, welche den Kindern finanziell schwächer ge- stellter Eltern zugute kommen, die För- derung des Vereines „Aktion Tages- mütter Oberösterreich", der vornehm- lich Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren betreut, die Subventionie- rung der Ferienaktionen der Steyrer Jugendorganisationen und die kosten- losen Transporte der Kinder zu den weiter von den Wohngebieten abgele- genen Kindergärten angeführt. Fami- lienförderung kann sich aber im Sinne der Absichtserklärung des Landes nicht nur in der Erfüllung materieller Wünsche und Anliegen erschöpfen, denn hier sind auch finanzielle Gren- zen gesetzt. Der Gemeinderat der Stadt wird sich aber mit diesem The- menkreis und verschiedenen Vor- schlägen noch eingehend befassen, damit die angesprochene Absichtser- klärung mit Leben erfüllt wird. In den letzten Wochen hat das Pro- blem der Garagen im Stadtteil Wehr- graben für Unruhe gesorgt. Ich möch- te an dieser Stelle darauf eingehen, weil mir diese Frage von grundsätzli- cher Bedeutung zu sein scheint. Wie allgemein bekannt ist, bemüht sich die Stadt intensiv und mit sichtbarem Er- folg um die Revitalisierung des Wehr- grabengebietes. Durch die seinerzeiti- ge Absichtserklärung des Gemeinde- rates, das Wehrgrabengerinne offen zu halten, ist eine Situation entstan- den, welche durch Jahre gewaltige fi- nanzielle Aufwendungen erfordern wird. Der Bau des Kanalsammlers und der Neubau der Direktionsbrücke und des Museumssteges waren nur erste Schritte. Dazu kommt die Errichtung des „Museums Arbeitswelt" in einem Teilbereich der ehemaligen Hack-Wer- ke und die diesjährige Landesausstel- lung . Primär ist aber die Wohnqualität des Stadtteiles für die Stadtverwaltung eine Verpflichtung, speziell dem Be- reich unterhalb der Direktionsbrücke zu einem gefälligen optischen Bild zu verhelfen. Es wird daher nötig sein, in der Frage der Garagen, welche zum Teil ohne Genehmigung oder gegen Widerruf aufgestellt wurden, persönli- che Interessen mit den öffentlichen Anliegen in Einklang zu bringen. Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, daß die Stadt bereit ist, zu einver- nehmlichen und befriedigenden Lö- sungen beizutragen. Wenn auch jetzt der Winter noch im ganzen Land regiert, so wirft jetzt schon ein für die ganze Stadt bedeutsames Ereignis seine Schatten voraus. Ende April wird die diesjährige oberöster- reichische Landesausstellung unter dem Titel „Arbeit- Mensch - Maschi- ne, der Weg in die Industriegesell- schaft" im Wehrgraben ihre Pforten öffnen und, wie wir alle hoffen, die Stadt wieder in den Mittelpunkt eines breiten Interesses rücken. Die Vorbe- reitungen werden noch viel Arbeit er- fordern und ich ersuche Sie heute schon mitzuhelfen, daß sich unsere Stadt wieder in einem würdigen Rah- men präsentieren wird. Mit freundlichen Grüßen Ihr

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