Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/1

Neue Organisations- struktur für das Zentralaltersheim Vizebürgermeister Karl IIOLUB (ÖVP) würdigte zunächst die Leistungen der Steyrer Bürger, die mit ihren Steuern die Akt ivitäten der Stadt ermöglichen. Neben den Problemen, die sich für die Wirt- schaftskraft der Region vor allem aus den Schwierigkeiten der Steyr-Werke ergeben, sieht l lolub als schwierigste Aufgaben die Fina111:ierung der großen Kanalprojekte und die Müllbeseitigung, die im Rahmen des Reinhaltungsverbandes zu leisten ist, wobei al lein auf Steyr 80 Prozent der Mitgliedsbeitrüge entfallen. In der Stadter- neuerung sieht l lo lub eine der größten Herausforderungen: ,, Hier liegt die phan- tasievo ll e Aufgabe, die dem Gemeinderat dieser Stadt geste llt ist, denn alles, was wir jetzt fal sch machen, machen wir für das nächste Jahrhund e rt falsch, alles, was wir jetzt ri chtig machen , wird als Selbstver- tänd li chkeit von unseren Bürgern entge- ge ngenommen", sagte Holub. Der VP- Sprcchcr erhob auch die Frage, wieweit bei a nhaltend s teigender Tendenz das So- zialbudget der Stadt künftig noch finan- zierbar se in werde, da derzeit 125 Mill. S Ausgaben nur Einnahmen von 48 Mill. S gegenübers tehen . Holub wünscht sich zur langfristi gen Planung einen Prioriätenka- talog und ei n daraus resultierendes Investi- tions- und Finanzierungskonzept, weil das einstimmig beschlossene Entwicklungs- konzept für di e Stadt Steyr nur eine „sehr lose Willensä ußerung" darstelle. Bei allen Bes trebungen zur Sparsamkeit müsse al- lerdings dara uf geachtet werden, daß nicht gerade dort der Rotstift eingesetzt werde, wo es di e Schwächsten treffe. Breiten Raum nahm in der Budgetrede von Vizebürgermeister Holub das Zentral- altersheim ein, für das heuer über 40 Mill. S aus dem Stadtbudget benötigt werden. Da von 350 l leiminsassen schon jetzt mehr a ls hundert Te il za hler sind und für sie von der öffentli chen Hand die Diffe- ren z zum vollen Pflegegeldsa tz bezahlt werden muß, würde ein e Tariferhöhung nur die Zahl der Tei lza hl er erhöhen und damit die Zuschüsse aus der Sozialhilfe. Der VP-Sprecher sieht keine Möglichkeit, das Defizit über den Tanl 111 den Unff zu bekommen , man müsse sich vielmehr zie l- strebig um neu e Organisationsformen zur Senkung des Defizits bemühen , ein Vor- haben, an dem vom Amtsarzt der Stadt Steyr und dem Kontrollamt bereits sehr intensiv und mit konkreten Ergebnissen gearbeitet wird. Diese Initiative wurde vom VP-Sprecher auch gewürdigt. Holub wünscht sich eine genaue Defini- tion des Leistungsumfanges im Zentralal- tershe im und den daraus resultierenden Personalbedarf mit genauer Durch leuch- tung der Möglichkeiten eines besonders effizienten Einsatzes des Pflegepersonals in überschaubaren Arbeitsgruppen. Im Rahmen eines neuen Organisationskon- 6 Vizebürgermeisler Karl HOLUB: ,,Stadter- neuerung isl eine der größten Herausforde- rungen. " zeptes sieht Vizebürgermeis ter Holub die Mögli chkeit einer Erhöhung der Betten- zahl bei gleichbleibendem Persona lstand durch die Nutzung vorhandener Raumre- serven und bessere Bettenausnützung, da es durch Krankenhausaufenthalte immer einen Bestand an Leerbetten gebe. Eine Möglichkeit zur Senkung der Per- sonalkosten sieht der VP-Sprecher auch im Einsatz von Zivildienern im Zentralal- tersheim. Ein junger Mensch könne hier bei der Arbeit im sozialen Bereich sehr viel lernen, sagte Holub, vor allem via Fernsehen würde heute dem Menschen nur die großartig schillernde Seite des Lebens gezeigt, ,,wenn man einmal zu übermütig wird, empfehle ich dringend den Gang in die Pflegeabteilung, dort lernt man wieder demütig sein und auch dankbar sein für das bißchen Gesundheit, das einem vergönnt ist". Im Zuge einer Neuorganisation sollte nach Meinung von Vizebürgermeister Holub auch eine Teil- zeitbeschäftigung von Pflegerinnen ins Auge gefaßt werden, die in den Vormit- tagsstunden - dem Zeitraum, in dem die meiste Arbeit anfällt - eingesetzt werden könnten. Stadtplatz soll Fußgeherzone werden Gemeinderat Otto Treml (KP) sieht die „im argen liegende" Verkehrssituation der Stadt Steyr als eine der Hauptursachen für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Region: ,,Steyr ist abgekoppelt von den zentralen Bahn- und Straßenlinien", kriti- siert Treml, ,,gerade für die Pendler des Krisenraumes Steyr wäre eine Verbesse- rung der ÖBB-Verbindung in den wirt- schaftlichen Zentralraum von besonderer Bedeutung. Notwendig wäre eine verstärk- te Führung von Personen- und Eilzügen nach St. Valentin und zurück und damit verbunden die Berücksichtigung vermehr- ter Halte von Schnellzügen der Westbahn- strecke. Es gibt kaum eine oberösterreichi- sche Region , in der so wenig für die verkehrsmäßige Aufschließung getan wur- de. Dies ist einer der Punkte, an dem das Versagen von Bundes- und Landesregie- rung offensichtlich wird. Eine solche Politik widerspricht jeder wirtschaftlichen Ver- nunft, zumal sie längerfristig zu Investi- tionsunlust der bestehenden Betriebe führt und auch offen gegen Betriebsneuansied- lungen gerichtet ist. Und diese negative Entwicklung wird dadurch wesentlich ver- schärft, daß der wichtigste Betrieb der Region, die Steyr-Werke, in die Politik der Rückentwicklung eingebunden ist." Im Hinblick auf die Kündigungen in den Steyr-Werken und die große Arbeitslosig- keit in der Region verlangte Treml, daß „die Bundes- und Landesregierung für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplät- zen die Sonderförderungsaktion für die Regi on Steyr sofort gewährt, und zwar wirkungsvoller a l · bi her, wobei Maßnah- men gese tzt werden müssen, die für die krisengeschüttelte Region Steyr eine echte Hi lfe bedeuten, in erster Linie für die Arbeiter und Angestellten". Der KP-Sprecher plädierte für die Aus- dehnung der Fußgängerzone auf den ge- samten historischen Stadtkern. Nach der Enge und der Pfarrgasse sollte auch der Stadtplatz zur Fußgängerzone erklärt wer- den. Die Durchfahrt der städtischen Busse und Taxis über den Stadtplatz und die Abfahrt der Pkw zu den Parkplätzen Ennskai sollte weiterhin möglich sein, beim Fußgeherübergang Eisenstraße wünscht sich Treml noch weitere stadtna- he Pkw-Parkplätze. Der KP-Sprecher freute sich, daß die Wünsche und Forde- Ollo TREML (KP): ,, Trotz Sparbudget mehr Geld für soziale Leistungen."

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