Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/12

Liebe Leser, ein arbeitsreiches, aber auch ein ereig- nisreiches Jahr nähert sich mit raschen Schritten seinem Ende. Das sicher be- deutendste innenpolitische Ereignis wa- ren die am Sonntag, dem 23. November, durchgeführten Wahlen zum österreichi- schen Nationalrat. Wie im ganzen Land verlief der Wahltag auch in der Stadt Steyr ruhig. 86,9 Prozent der wahlbe- rechtigten Steyrerinnen und Steyrer machten diesmal von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Damit zeigte sich auch in un- serer Stadt die bundesweit feststellbare rückläufige Tendenz, denn im Jahre 1983 gingen noch etwas über 90 Pro- zent der Wahlberechtigten zur Urne. Das Wahlergebnis kann ich als bekannt annehmen, es brachte auch in Steyr Verluste der beiden Großparteien und Stimmengewinne der beiden kleinen Parteien . Es wird nun an den Politikern liegen, im Verhandlungsweg die effektiv- ste Regierungsform für die Bewältigung der anstehenden großen Aufgaben zu finden. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen , an dieser Stelle den rund 800 ehrenamtlichen, von den politischen Parteien nominierten Wahlmitarbeitern für ihren vorbildlichen Einsatz zu dan- ken. Für die Stadt Steyr war das Jahr 1986 in - sofern ein arbeitsreiches und zukunfts- weisendes, da im Stadtteil Wehrgraben ein umfassendes Sanierungswerk in Gang gesetzt wurde. Einige besonders aufwendige Projekte möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen. Zum ersten ist der Bau des Kanalhauptsammlers ne- ben dem Wehrgraben zu erwähnen, welcher bereits bis zum Wiesenberg fer- tiggestellt ist und der nicht nur das Ge- biet Steyr West, sondern auch die Ge- meinden Sierning und Aschach an der Steyr entsorgen wird. Mittlerweile ist auch die neue Direktionsbrücke für den Verkehr geöffnet und damit die Verbin- dung zwischen dem Steyrdorf und dem Wehrgrabengebiet wieder hergestellt. Das zukünftige „ Museum Arbeitswelt", welches im kommenden Jahr mit einer großen Landesausstellung seine Pforten öffnen wird, geht zügig seiner Fertigstel- lung entgegen, und der neue Museums- Die Seite des Bürgermeisters steg und der Schloßleitenweg lassen ihre endgültige Form erkennen. Die Freude über all diese neuen Werke wird aber von der derzeitigen wirt- schaftlich schweren Situation unseres Hauptbetriebes, der Steyr-Daimler-Puch AG, überschattet. Der Betrieb blieb auch von den weltwirtschaftlichen Entwick- lungen nicht unberührt, so daß im No- vember die von der Werksleitung ange- kündigten Kündigungen für viele unse- rer Mitbürger Wirklichkeit wurden . Die Stadtverwaltung konnte dieser Entwick- lung nicht Einhalt gebieten, sondern nur bei Bund und Land immer wieder auf ei- ne Fortführung des Sonderförderungs- programms für die Krisenregion Steyr drängen . Trotz der Zusagen des Bundes und des Landes Oberösterreich wird es noch einige Zeit dauern, bis die ange- kündigten Maßnahmen greifen werden . Mich berühren nicht nur die persönli- chen Härtefälle stark, sondern auch die damit verbundenen Auswirkungen auf die Stadt und auf ihre finanzielle Situa- tion . Der direkte Ausfall von Steuereinnah- men und auch die verminderte Kaufkraft haben ihre Rückwirkungen auf das Bud- get 1987 der Stadt, welches unter diesen Aspekten zu erstellen war und mittler~ weile vom Gemeinderat beschlossen wurde. So werden nächstes Jahr im or- dentlichen Haushalt unter Berücksichti- gung der zu erwartenden Mindereinnah- men rund 580 Millionen Schilling zur Verfügung stehen. Mit dem außeror- dentlichen Haushalt von rund 97 Millio- nen Schilling, der nur durch unerwartete Mehreinnahmen oder vermehrte Kredit- aufnahmen auszugleichen sein wird, wird der gesamte Haushalt ein Volumen von rund 670 Millionen Schilling aufwei- sen. Nach den bisherigen Schätzungen wird die Pro-Kopf-Verschuldung Ende 1987 etwa 13.000 Schilling betragen. Dem steht aber gegenüber, daß das Budget der Stadt, einschließlich der Stadtwerke, der GWG und des Reinhal- tungsverbandes Steyr und Umgebung, mit Investitionen von 444 Millionen Schil- ling starke wirtschaftliche Impulse setzt und einen wesentlichen Beitrag zur Si- cherung von Arbeitsplätzen leistet. Ich habe schon mehrmals an dieser Stelle auf die großen Anstrengungen der Stadt im Zusammenhang mit der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen durch die Förderung von Betriebsan- siedlungen hingewiesen. In diesem Rah- ·men ist die am 2 1. November vollzogene feierliche Eröffnung der Firma Kram/ an der Ennser Straße, über welche in die- ser Nummer des Amtsblattes ausführ- lich berichtet wird, zu sehen. Die 120 neu entstandenen Arbeitsplätze erschei- nen zukunftsorientiert, rechtfertigen da- her auch die Richtigkeit des eingeschla- genen Weges und motivieren die Stadt- verwaltung zu weiteren Bemühungen um Betriebsansiedlungen. Alles in allem gesehen war das Jahr 1986, wie ich glaube, für die Stadt Steyr dennoch ein gutes Jahr. Wenn auch nicht alles so gelaufen ist, wie wir es uns vorgestellt oder gewünscht haben, ge- hen wir doch dem neuen Jahr und den großen vor uns liegenden Aufgaben mit Optimismus entgegen. Diese Aussage möchte ich aber, wenn ich mir das Recht herausnehmen darf, auf jeden einzelnen Bewohner unserer Stadt über- tragen . Wenn wir alle gemeinsam das Jahr 1987mit vereinten Kräften und Op- timismus angehen, so glaube ich, wird auch das kommende Jahr ein gutes werden . In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, lie- be Steyrerinnen und Steyrer, ein fried- volles und harmonisches Weihnachts- fest und viel Glück, Gesundheit und Er- folg im neuen Jahr. Ihr Heinrich Schwarz

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