Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/12
B iirgermeister Heinrich Schwarz eröffnete am 13. November den Waf- fensaal als ll'eitere Spe:;ialsammlung des Sterrer Heimathauses und _gab den geladenen Gästen auch einen Uberblick über die Enlll'icklung des Heimathauses und die geplanten Aktivitäten im Hinblick auf das Schloßmuseum. ,,Die musealen Sammlungen im In ner- berger ~_tadel stehen seit 1913 der interes- sierten Offentlichkeit zur Verfügung. Die- ses Heimathaus hat sich aus der privaten Sammlung des Steyrer Ehepaares Kautsch entwickelt. Hier wurden Zeugen der an Tradition reichen Steyrer Geschichte ge- sammelt und präsentiert, in einem Haus, das 1612 erbaut, als eines der schönsten Speicherbauten der Renaissance auf uns gekommen ist, obwohl dieses Haus die Steyrer im ersten Jahrzehnt unseres Jahr- hund erts sch leifen und an seiner Stelle ein Postamt errichten wollten. Doch dies ha- ben Meister Michael Blümelhuber und sein Gönner, der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, verhindert. Der lnner- berger Stadel mit seiner reizvollen Balken - konstruktion ist schon allein ein Museums- objekt, andererseits für eine cnL~prechcn - de museale Darbietung wenig geeignet, da ihm vor a llem Wandflächen mangeln . Dieses Manko wurde teilweise beseitigt, als sich das Museum in das benachbarte Neutorgebäude ausdehnte, ein Vorteil, ne- ben der nicht geringen räumlichen Erwei- terung. Vergrößert hat sich das Heimat- haus auch in sachlicher und thematischer Hinsicht. 1957 wurde der Sensenhammer errichtet, ein Schauobjekt, und Erinne- rung an ein schon abgekommenes Gewer- be, das deshalb bei den Besuchern reges Interesse findet, dann die unmittelbar an- grenzende Nagelschmiede, die in den letz- ten Jahren durch eine einfache Bauern- schmiede ergänzt wurde. Als weitere Spe- zialsammlung, die den Innerberger Stadel als österreichisches Eisenmuseum aus- zeichnet, ist die Petermandlsche Messer- sammlung, bei der aus dem im Heimat- haus schmerzlichen Raummangel nur ein Teil gezeigt werden kann. Überregionales Interesse findet die Steinparzsche Vogelsammlung. In lebens- nahen Dioramen werden Vogelarten ge- zeigt, die in der Umgebung Steyrs hei- misch waren, vor allem in den Flußland- schaften an Enns und Steyr. und die leider zumeist ausgestorben oder zumindest sehr se ilen geworden sind . Eine Sammlung, weder aus der Eisen- verarbeitung noch aus der Zoologie, son- dern aus der Volkskunde ist die Lamberg- sehe Krippenfigur-Sammlung. Sie ist lei- der im Heimathaus nicht se hr gut aufge- stellt, führt im Gegensatz zu ihrer Bedeu- Biirgermeist er Schwarz eröffnete den Waffensaal als neue Spezialsammlung des Heimat- hauses. Foto: Kranzmayr Lung fast ein Schattendasein und wird daher in der heurigen Weihnachtszeit in einer kleinen Auswah l in einem Kreditin- s titut des Steyrer Stadtplatzes besser zu sehen se in. Allgemein i t die entsprechende Prä en- 1a1ion der Objekte hier im Heimathaus sc hwer möglich. Viele sehenswerte Kunst- werke befinden sich in den Depots. Bei Ausstellungen sind das Heimathaus und das Kulturamt der Stadt Steyr auf die dankenswerte Ga tfreundschaft von Ban- ken angewiesen. Das Fehlen von Schau- räumen und entsprechenden Ausstellungs- lokalitäten hoffen wir durch die Einrich- tung des „Sch loßmuseums" zu beseitigen. In den kommenden Jahren soll der ehe- ma lige Getreidespeicher des Schlosses Lamberg mit einem Ausmaß von 1800 Quadratmetern Bodenfläche in drei Ge- schossen dafür adaptiert werden. Zwei Geschosse sollen einem Museum dienen , wo die Sparten Kunstgeschichte, Volks- kunde usw. beleuchtet werden. Die The- men Eisenhandel und Eisenverarbeitung verbleiben im Heimathaus Steyr. Das un- terste Geschoß im Schloß Lamberg, das architektonisch am eindrucksvollsten ge- staltet ist, wird Auss tellungen d ienen. Zur Zei t wird im Rahmen des Baues der Stiege Blumauergasse - Museumssteg auch für dieses Lokal ein entsprechender Zugang geschaffen. Doch nun zurück zum Heimathaus: Die Hack-Werke im Wehrgraben mußten 1983 ihre Pforten schließen. Das Kulturamt der Stadt Steyr als Verwalter des Heimathau- ses Steyr interessierte sich für die Abtei- lung ,Waffen' und ,Bestecke' des Werks- museums. Vor allem war es der Stadt Steyr wichtig, diese interessante Samm- lung in ihrer Gesamtheit zu erhalten. Der Stadtsenat hat in seiner Sitzung vom 30. Atfgust 1984 den Ankauf genehmigt und die hiezu notwendigen Mittel bewilligt. Die Objekte der Sammlung Hack wurden mit den vorhandenen Beständen des Hei- mathauses zusammengeführt - und so ent- stand hier der ,Waffensaal'. Bei der Gestaltung des Saales wurden zwei Schwerpunkte ins Auge gefaßt: Er- stens so ll an ausgewählten Beispielen die Entwicklung der Handfeuerwaffen von den Anfängen im 15. und 16. Jahrhundert bi s zur heutigen Waffenfabrikation der Steyr-Daimler-Puch AG veranschaulicht werden. In diesem Zusammenhang danke ich den Steyr-Werken für die überlassenen und noch anzusprechenden Leihgaben . Zweitens soll anhand von Texten und Dokumenten ein Überblick über die Ge- schichte der Österreichischen Waffenfa- briksgesellschaft in Steyr, der einstigen Waffenschmiede Europas, gegeben wer- den. " Waffensaal- neue Spezial- sammlung im Steyrer Heimathaus 16/388
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