Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/12

ie Lamberg'schen Krippenfiguren sind eine der Spezialsammlungen des Heimathauses Steyr. Sie sind nicht mit dem „Steyrer Kripperl ", einer der letzten noch lebenden Stockpuppen- bühnen , zu verwechseln und stehen die- sem an Qualität nicht nach . Um diese einmalige Sammlung einem interessierten Publikum zu präsentieren - im Heimathaus Steyr führt sie aus räumli- chen Gründen fast ein Schattendasein - , zeigen das Kulturamt der Stadt Steyr und die Creditanstalt-Bankverein in den Räumlichkeiten der Filiale auf dem Stadt- platz eine Auswah l dieser überaus interes- santen Kunstwerke. Die Lamberg'sche Krippenfigurensammlung umfaßt in ihrer Gesamtheit über zweihundert Figuren, die vom Barock bis in die Biedermeierzeit entstanden sind. Die Sammlung stammt aus dem Nachlaß des Grafen Josef Lam- berg und wurde 1914 von Gräfin Anna Lamberg-Werndl dem Heimathaus als Andenken an ihren verstorbenen Gemahl übereignet - mit der Auflage, daß diese auch bei einer eventuellen Auflösung der musealen Sammlungen im Besitz der Stadt Steyr verbleiben müsse. Die Figuren gehen weit über das weih- nachtliche Thema hinaus. So sind Höflin- 14/386 Ausstellung derLam- berg'schen Krippen- figuren ge und Bauern, eine große Anzahl von Negern, italienischen Hirten, Soldaten des Preußenkönigs, ungarische Panduren und Magnaten, reich gewandete Hohepriester usw. zu sehen. Die Figuren stammen aus mehreren Krippen, die wahrscheinlich in Tirol entstanden sind. Die familiären Bin- dungen der Familie Lamberg nach Kitz- bühel erklären dies . Einige Figuren ähneln denen der berühmten Krippe aus dem Regelhaus der Servitinen in Innsbruck, die um 1750 entstanden war. Die Prunkentfal- tung ist auf neapolitanische und siziliani- sche Einflüsse zurückzuführen. Italieni- sche Figuren fanden ihre Nachahmung im bayrisch-österreichischen Raum und sind noch ausdrucksvoller als ihre Vorbilder. Die Sammlung besteht aus bekleideten Figuren . Die Köpfe sind entweder aus Holz geschnitzt oder, vor allem bei den älteren Figuren, aus Wachs geformt. Ein- zelne Gruppen sind durch Einzelheiten als zusammengehörig erkennbar. Köpfe und Trachten zeigen oft landschaftsgebundene Merkmale. Manchem Kopf kommt sicher- lich Porträtcharakter zu. Kleider und Uni- formen weisen auf fachmännische Ausar- beitung hin und erinnern an Klosterarbei- ten. Bekanntlich ist die entsprechende Prä- sentation von Objekten im Heimatbaus sehr schwierig. Viele Kunstwerke befinden sich in den Depots. Derzeit sind Heimat- haus und Kulturamt der Stadt Steyr bei Ausstellungen auf die dankenswerte Gast- freundschaft von Kreditinstituten ange- wiesen. Doch die abgeschlossene Adaptie- rung des „Schloßmuseums" wird das Feh- len von entsprechenden Ausstellungsloka- litäten endgültig beseitigen. Die Schau der Lamberg'schen Krippen- figuren aus dem Heimathaus in der Filiale der Creditanstalt-Bankverein wird bis Mit- te Jänner 1987 dem interessierten Besu- cher offenstehen. Fotos : Hartlauer

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