Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/11

Gemeinderat in schwerer Sorge über Entlassungen in den Steyr-Werken [n der aktuellen Stunde des Gemeinde- rates äußerten die Sprecher)aller Fraktio- nen ihre schwere Sorge über die sechshun- dert angekündigten Entlassungen in den Steyr-Werken und die weitere Entwicklung dieses für Steyr lebenswichtigen Unter- nehmens. Stadtrat Rudolf Pimsl, Obmann des Angestellten-Betriebsrates der Steyr- Werke, informierte als Sprecher der Mehr- heitsfraktion den Gemeinderat über die vom Vorstand der Steyr-Daimler-Puch AG am 27 . Oktober beschlossene neue Strukturorganisation, die am 1. Jänner kommenden Jahres in Kraft treten wird . Gemäß dieser Struktur werden die Berei- che „Fahrzeugtechnik" (Allrad-Fahrzeu- ge, Antriebs- und Fahrzeugtechnik, moto- risiertes Zweirad und Fahrrad) , ,, Spezial- fahrzeug" (Kettenfahrzeuge, Omnibusse, rorsttechnik), ,,Wälzlager" (Wälzlager, Meßtechnik), ,,Steyr-Mannlicher" (Hand- feuerwaffen) , ,,Steyr-Automobilvertrieb" (Fahrzeugimporte) in Gesellschaften mbH zusammengefaßt und in Zukunft als recht- lich verselbständigte Geschäftseinheiten geführt. Nutzfahrzeuge und Landmaschi- nen verbleiben als eigener Bereich in der Steyr-Daimler-Puch AG , die überdies als Holding-Gesellschaft die konzernale Steuerung wahrnimmt. Bürgermeister Heinrich Schwarz hat nun den Vorstand der Steyr-Daimler-Puch AG zu einem Gespräch mit dem Gemein- derat eingeladen, damit sich die Stadtväter aus erster Hand über die Vorgänge über die Steyr betreffenden Maßnahmen des Konzerns informieren können. Das Stadtoberhaupt gab dem Gemein- derat auch einen Bericht über die Wirt- schafts- und Arbeitsmarktlage der Region, der wenig erfreulich ist. Rechnungshofbericht im Gemeinderat Der Rechnungshof hat .für den Be- reich der Stadt Steyr eine Uberprüfung von Teilgebieten der Gebarung für das Jahr 1984 vorgenommen. Den Schluß- bericht nahm der Gemeinderat am 30. Oktober nach einer Diskussion zur Kenntnis. Bürgermeister Schwarz er- klärte zu den Diskussionsbeiträgen der Fraktionssprecher, ~~ß die vom Rech- nungshof kritisierte Uberschreitung der Repräsentationsausgaben im Jahre 1984 im Zusammenhang mit der Re- gierungsklausur zu seht;~ sei . ~teyr war dadurch nicht nur in Osterreich, son- dern auch im Ausland im Gespräch, die Folge aus diesem Bekanntheitszu- wachs waren mehr Tagungen und Be- suche mit all den sich für die Stadt daraus ergebenden Verpflichtungen. Ende September waren beim Arbeits- amt Steyr 1178 Männer und 911 Frauen, gesamt also 2089 Personen, arbeitslos ge- meldet. Gegenüber dem Vormonat sind dies um 10 (- 0,5 Prozent) weniger, wobei allerdings bei den Männern weiterhin ein Zuwachs ( + 30 und 2,6 Prozent) zu ver- zeichnen ist, bei den Frauen dagegen eine Senkung um 40 oder 4,2 Prozent. Haupt- gewicht des Rückganges liegt bei den Büroberufen, hier ist bei den weiblichen Arbeitslosen ein Rückgang um 20, 1 Pro- zent (das sind 45 Frauen) zu verzeichnen . In alten anderen Berufsabteilungen be- steht jedoch sowohl bei Männern als auch bei Frauen ein zwar kleines, aber stetiges Ansteigen der Vorgemerktenzahlen. Der Jahresvergleich fällt auch im abgelaufenen Berichtszeitraum sehr schlecht aus : Insge- samt waren im September 1986 um 462 oder 28,4 Prozent mehr Personen als 1985 gemeldet. Davon entfallen auf männliche Vorgemerkte 353 (42,8 Prozent), auf weibliche 109 (13,6 Prozent). Wie sich die Lage verschlechtert hat, zeigt vielleicht folgender Vergleich : heuer sind alleine in den Produktionsberufen in Industrie und Gewerbe mit 819 soviele Männer vorge- merkt wie es im Vorjahr insgesamt, also inklusive Handel , Dienstleistung, techni- scher und Büroberufe waren . Die Lage der MetalJwirtschaft ist weiter- hin durch Personalüberhänge in der Fahr- zeugindustrie gekennzeichnet. Die bereits getätigten und die noch kommenden Frei- stellungen prägen ganz wesentlich das wirtschaftliche Bild der Region und lassen für die Zukunft keinerlei optimistische Aussichten zu . Am Ende des Berichtszeit- raumes wurde von der Fahrzeugindustrie eine Anzeige eingebracht, wonach 600 Die von der Stadt vorgestreckten Kosten für die Regierungsklausur wer- den in Kürze vom Ministerium rücker- stattet. Schwarz erinnerte, daß bereits 1985 die Repräsentationsausgaben der Stadt wesentlich geringer gewesen sei- en und 1986 noch deutlich niedriger liegen werden. Der Kritik des Rech- nungshofes an der Vergabe des Bau- vorhabens Eishalte könne sich die Stadt nicht anschließen, sagte Schwarz. Der Rechnungshof bemängelte dabei im wesentlichen die Vergabe der Pla- nung an eine ausführende Unterneh- mung, da für die Planungsleistungen in der Regel Ziviltechniker zu beauftra- gen seien. ,,Nach dem Gesetz sind auch die Baumeister zu solchen Planungen berechtigt, wir haben uns dadurch 364.000 Schilling erspart", sagte Bür- germeister Schwarz, ,,wir halten diese Bemängelung durch den Rechnungs- hof für unzulässig." Stadt gibt große Summen für die Restaurierung kirchlicher Ensembles Die Außenrestaurierung und Dach- sanierung der Stadtpfarrkirche kostet etwa 15 Millionen Schilling. Die Sum- me soll von fünf Partnern innerhalb von drei Jahren aufgebracht werden. Seit Sommer dieses Jahres wird an der Sanierung des Turmes und eines Teiles der Nordfassade gearbeitet. Die Stadt Steyr finanzierte als Beteiligung am Restaurierungswerk bereits die Dach- erneuerung am Westwalm, die Sanie- rung der gesamten Westfassade und der Steinarchitekturen des Nordporta- les in Höhe von 822.000 Schilling. Zu den laufenden Restaurierungsarbeiten bewilligte der Stadtsenat nun außer- dem noch einen Beitrag von 200.000 Schilling. An der Innenrestaurierung der Christkindlkirche beteiligt sich die Stadt mit einem Beitrag von insgesamt 600.000 Schilling. Als erste Rate wur- den 1984 200.000 Schilling gezahlt. Der Stadtsenat gab nun noch 400.000 Schil- ling frei . Personen wegen schlechter Auftragslage ab November 1986 freizustellen sind . Die- se Meldung spiegelte sich deutlich in einer Anfang Oktober gemachten Umfrage wi- der: nur 25 Prozent der befragten Betriebe glauben, daß die weitere wirtschaftliche Entwicklung ohne deutliche Einbrüche verlaufen wird. Alle anderen sehen der Zukunft, und hier speziell dem nahenden Winter, mit größter Sorge entgegen. Aus dem Stadtsenat Nach der Tschernobyl-Katastrophe hat der Magistrat Steyr in Zusammenarbeit mit verschiedenen Siedlervereinen der Stadt aus Kleingärten 73 Proben von Ge- müsesorten gezogen und der Bundesver- suchs- und Forschungsanstalt Wien zur Strahlenuntersuchung zugeleitet. Die Er- gebnisse wurden im September-Amtsblatt publiziert. Zur Begleichung der Kosten für diese Aktion gab der Stadtsenat 58.218 Schilling frei . Für Instandsetzungsarbeiten am gemeindeeigenen Schloß Engels_egg bewilligte der Stadtsenat 156.000 Sch1lhng. Weihnachtshilfe für bedürftige Mitbürger Der Stadtsenat bewilligte 140.000 Schil- ling als Weihnachtshilfe für 220 Personen, die laufend Sozialhilfe beziehen. Die Zu- wendung wird in Form von Gutscheinen für Lebensmittel zur Verfügung gestellt. 771 Personen, die eine Mindestpension beziehen, bekommen anläßlich des Weih- nachtsfestes je 420 Schilling. Der Stadtse- nat gab dafür 335.000 Schilling frei. 7/343

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