Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/11

Erich SA BLJK (SP) ist im Steyrer Stadtsenat u. a. fur das Jugendwohl- falirts- und Sozialhilfewesen zuständig. Im folgenden Beitrag berichtet er aus diesem Ressort: Das Jugendwohlfahrts- und Sozialhilfewesen ist ein Teil meines Aufgabenbereiches, der in der breiten Öffent lichkeit erfahrungsgemäß nicht die Beachtung findet, wie etwa ein spek- takuläre Bauvorhaben. E handelt sich aber für das Zusammenleben der Bürger und deren Familien um äußerst wichti- ge Aufgaben, deren Besorgung der Stadt Steyr jährlich an die 30 Millionen Schil- ling an Kosten verursachen. Die Ange legenheiten der Jugend- wohlfahrt werden im städtischen Ju- gendamt besorgt. Die Maßnahmen be- treffen die Mutterschafts- bzw. Säug- lingsfürsorge und die öffentliche Jugendwohlfahrtspflege. Während im ersten Aufgabenbereich die Fürsorge für Schwangere, Wöchnerinnen, Säuglinge und Kleinkinder mit dem Ziel einer Gesunderhaltung im Mittelpunkt steht, handelt es sich beim zweiten Aufgaben- gebiet um Fürsorgemaßnahmen. die zur körperlichen, geistigen, seeli chen und sittlichen Entwicklung der Minderjähri- gen notwendig sind. Einigen Aufgaben in diesem Zusammenhang kommt be- Die Agenden des Jugendamtes ließen sich beliebig fortsetzen. Auf einen Auf- gabenbereich möchte ich aber aus Aktualitätsgründen noch besonders hin- weisen. Es betrifft das Pflegeelternwe- sen. Manche Kinder, die infolge Notsi- tuationen oder erzieherischen Notstän- den nicht mehr den Eltern belassen werden können, müßten nicht in einem Heim untergebracht werden, wenn es ausreichend Pflegeeltern gäbe. Die Auf- nahme eines Pflegekindes wäre sicher eine große und schöne Aufgabe für Ehepaare oder alleinstehende Frauen. Das Interesse ist aber diesbezüglich be- dauerlicherweise äußerst gering. Der Grund wird in der mangelnden Infor- mation bei den möglichen Pflegeeltern gesehen . Das Jugendamt lädt daher alle Personen, die an der Aufnahme eines Pflegekindes interessiert sind, zu einem ausführlichen Informationsgespräch ein. Sozialhilfewesen: Unter diesen Aufgabenbereich, der vom Sozialamt besorgt wird, fallen im wesentlichen die Gewährung von So- zialhilfe in Form der Hi lfe zur Siche- rung des Lebensbedarfes, die Behinder- tenhilfe und die sogenannten sozialen Stadtrat Erich Sab/ik krankenpflege umfaßt die fachliche Krankenbetreuung in der Wohnung. Derzeit besorgen zwei Diplomkranken- schwestern diesen Dienst, von denen eine mit einem Einsatzfahrzeug als mo- bile Kraft unterwegs ist, um rasch Be- treuungsdienste gewähren zu können. lm Wege des Sozialamtes erfolgt auch die Ausgabe des Seniorenpasses. Derzeit werden etwa 6000 Pässe pro Jahr ausge- geben. Der Seniorenpaß beinhaltet di- verse Gutscheine und hat einen Wert von gut 900 Schilling. Im vergangenen Jahr wurde mit der dezentralen Ausga- be des Passes begonnen, was in der Bevölkerung ein äußerst positives Echo gefunden hat. Es ist daher beabsichtigt, im kommenden Jahr diese Form der Ausgabe beizubehalten. 30 Mill. S für das Wohlfahrtswesen sondere Bedeutung zu, weshalb ich sie mehr in den Vordergrund stellen möch- te. Ich denke hier zunächst einmal an die Führung der Amtsvormundschaft. Das Jugendamt wird mit der Geburt eines außerehel ichen Kindes in seinem Sprengel Amtsvormund und daher des- sen gesetzlicher Vertreter. Es hat der Kindesmu t ter bei der Pflege Erziehung des Kindes beratend und helfend zur Se it e zu stehen; für diese Aufgaben stehen besonders geschulte Sozialarbei- terinnen zur Verfügung. Zur Zeit wer- den 775 Kinder im Wege der Amtsvor- mundschaft betreut. Ein weiteres wichtiges Aufgabenge- biet nehmen aber auch die Fälle ein, denen das Jugendamt im Zusammen- hang mit der Geltendmachung von Un- terhaltsansprüchen für außerehe liche abe r auch für eheliche Kinder als beson- derer Sachwa lter tätig wird. Jährlich werden diesbezuglich an die 600 Sach- walterschaften besorgt. Zu einer n icht minder wichtigen Auf- gabe gehört das Tätigwerden im Rah- men des Unterhaltsvorschußgesetzes. 1 m Bedarfsfall und bei Vorliegen be- stimmter Voraussetzungen werden vom Staat Unterhaltsvorschüsse gewährt. Das Jugendamt tritt auch hier als beson- derer Sachwalter des Kindes auf. Aber auch die Einbringung der Unterhalts- beiträge vom Unterhaltspflichtigen ist Aufgabe dieses Amtes. Im Jahresdurch- chnitt werden an die 550 derartige Sachwalterschaften besorgt. SU')'I' Dienste mit einer Vielzahl von Möglich- keiten einer H_ilfegewährung. Im Rahmen der Sozialhilfe werden derzeit 240 Personen unterstützt. Für einen Anspruch ist das Vorliegen be- stimmter Voraussetzungen (Hilfsbedürf- tigkeit) erforderlich. Die Stadt Steyr hat für derartige Hilfen jährlich rund 10 Millionen Schill ing bereitzustellen. Im Wege der Behindertenhilfe werden jene Veranlassungen getroffen, die ei- nem behinderten Menschen die Mög- lichkeit geben sollen, in die Gesellschaft weitgehend eingegliedert zu werden, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können, wie beispielsweise die Unter- bringung von Schwerstbehinderten in geeigneten Heimen, die Ermöglichung des Besuches von Sonderkindergärten, die Gewährung von Pflegegeld bei Pfle- gebedürftigkeit und dergleichen. An Kostenbeiträgen hat die Stadt Steyr jährlich rund neun Millionen Schilling zu leisten. Besondere Aktualität bei den sozialen Diensten haben die Aktion „Es- sen auf Rädern" und die Hauskranken- pflege. Gegenwärtig wird täglich ca. 150 Personen, die infolge hohen Alters, Krankheit oder Gebrechlichkeit außer- stande sind, sich selbst zu versorgen bzw. durch Angehörige versorgen zu lassen, eine warme Mittagsmahlzeit in ihre Wohnung zugeste ll t. Um eine opti- male Warmhaltung der Speisen sicher- zustellen, steht auch ein spezieller Warmhaltecontainer im Einsatz. Auch Zuckerdiät wird verabreicht. Die Haus- Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß das Sozialamt auch für die Entge- gennahme von Anmeldungen und die Verfügung von Aufnahmen in das Zen- tralaltersheim der Stadt Steyr zuständig ist. In den letzten Jahren ist hier ein sprunghaftes Ansteigen der Bewerber zu beobachten, was offentlichtlich mit der immer höher werdenden Lebenserwar- tung zusammenhängt. Als Folge daraus resultiert eine immer länger werdende Vormerk liste. Trotz des Engpasses ist aber für hilfsbedürftige Steyrer Bürger die Unterbringung jederzeit gewährlei- stet. Mit dieser etwas skizzenhaften Dar- stellung habe ich versucht, Ihnen einen kleinen Einblick in einen der vielen Aufgabenbereiche der Stadt Steyr zu geben und hoffe, damit 1hr Interesse gefunden zu haben. 13/349

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