Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/8

Liebe Leser, unser Stadtoberhaupt, Bürgermeister Heinrich Schwarz. hat in der letzten Aufla- ge unseres Amtsblattes vom Juli 1986 un- ter anderem auf die derzeit kritische Auf- tragslage der Steyr-Werke hingewiesen und auf die in diesem Zusammenhang von der Unternehmensleitung getroffene An- kündigung von Entlassungen. In der Zwi- schenzei t ist diese Hiobsnachricht. wenn auch in einem reduzierten Ausmaß. leider zur Wahrheit geworden. Nach langwieri- gen Verhandlungen ist es dem Betriebsrat der Steyr-Werke gelungen. die Zahl der zu entlassenden Bediensteten von ursprüng- lich 450 auf insgesamt 243. und zwar 221 Arbeiter und Angestellte aus dem Haupt- werk und 22 Arbeiter und Angestellte aus dem Nibelungenwerk in St. Valentin zu re- duzieren. Gleichzeitig damit verbunden war auch die Einführung einer zeitlich be- grenzten F!exibilisierung der Arbeitszeit. So erfreulich die Tatsache ist. daß es möglich wurde. die Zahl der zu Entlassenden we- sentlich zu reduzieren. so unerfreulich ist sie für jeden der davon Betroffenen. Nicht zuletzt auch deswegen. weil es derzeit si- cherlich sehr schwierig ist. einen geeigne- ten neuen Arbeitsplatz zu finden. Die Ar- beitsplatzsituation in unserer Stadt und in unserer Region ist nach wie vor besorgnis- erregend. Laut Auskunft des Arbeitsamtes Steyr. es umfaßt die Bezirke Steyr-Stadt, Steyr-Land sowie die Gemeinden Grün- burg und Steinbach aus dem Bezirk Kirch- dorf. beträgt die Zahl der vorgemerkten Ar- beitssuchenden per Ende Juli dieses Jah- res 1900 Personen. und zwar 982 Männer und 918 Frauen. Demgegenüber gibt es le- diglich 296 offene Arbeitsstellen. Etwa 52 Prozent dor /\rboitsuchondon hoben davon in unserer Stadt ihren ständigen Wohnsitz . Die Arbeitslosenrate beträgt damit in unse- rer Region nahezu sechs Prozent und liegt somit sehr deutlich über dem gesamtober- österreichischen und auch österreichi- schen Durchschnitt. der bei etwas über drei Prozent liegt. Diese für uns so negati- ve Entwicklung. verursacht vor allem durch die sinkende Beschäftigtenzahl in den Steyr-Werken, war auch der Grund, warum die Stadt bei Bund und Land sich immer wieder um Sonderförderungen zur Erhal- tung und Schaffung von Arbeitsplätzen be- müht. Bereits Mitte der siebziger Jahre war zu erkennen. daß durch die Einführung neuer Technologien die Beschäftigtenzahl in den Steyr-Werken deutlich absinken wird. Dem gemeinsamen Bemühen von Die Seite des Bürgermeisters Bund. Land und Stadt ist es gelungen, En- de der siebziger Jahre das BMW-Motoren- werk hier in Steyr anzusiedeln. Bund, Land. aber auch im nicht unerheblichen Ausmaß die Stadt. haben zur Ansiedlung dieses l:3etriebes in Steyr große finanzielle Mittel beigestellt und geben auch weiterhin große Summen für den Ausbau dieses für Steyr so wichtigen Betriebes aus. Zur Zeit beschäftigt das BMW-Motorenwerk in Steyr rund 1400 Arbeitnehmer. Diese Zahl wird sich mit Ende dieses Jahres auf 1600 und mit Ende der zweiten Ausbaustufe per Ende 1987 auf 1800 erhöhen. Vor wenigen Wochen fanden auf Regierungsebene Ver- handlungen wegen einer weiteren, dritten Ausbaustufe statt. Die Firma BMW wird mit einem Gesamtkostenaufwand von zwei Milliarden Schilling weitere 200 Arbeitsplät- ze in diesem Werk ermöglichen, so daß mit Fertigstellung der dritten Ausbaustufe dann insgesamt 2000 Beschäftigte in die- sem Betrieb sein werden. Auch diesmal sind Bund. Land und Stadt wieder mit einer erheblichen finanziellen Hilfe dabei. Eine ausführliche Berichterstattung über die Entwicklung des BMW-Motorenwerkes fin- den Sie übrigens in dieser Ausgabe des Amtsblattes. Im Hinblick auf unsere äußerst angespann- te finanzielle Lage ist diese abermalige Förderung sicherlich ein schweres Opfer für die Stadt, aber im Interesse der Erhal- tung bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen notwendig geworden. Gleichsam als Nebeneffekt bei der Ansiedlung des BMW-Motorenwerkes ist es gelungen. ei- nen Zulieferer von BMW, die Firma Dräxl- maier. in unserer Stadt anzusiodoln. Go nannte Firma beschäftigt derzeit rund 240 Personen. hauptsächlich Frauen. und es ist zu erwarten, daß sich. laut einer Aussa- ge des Firmenchefs, der Beschäftigten- stand in absehbarer Zeit auf mehr als 300 erhöhen wird. Mit den Steyr-Werken sind derzeit auf höchster Ebene Gespräche wegen der weiteren Verwendung des Reithofferareals im Gange und es ist zu erhoffen. daß es nicht nur möglich sein wird. die derzeitigen Arbeitsplätze in diesem Areal abzusichern. sondern es darüber hinaus gelingen wird. weitere Betriebe hier anzusiedeln. Die Stadt wird auch dazu eine echte Hilfestel- lung geben, hofft aber gleichzeitig zuver- sichtlich. daß auch andere öffentliche Stet- len. wie z. B. das Land, uns entsprechend unterstützen. Liebe Steyrerinnen und Steyrer, unser Be- mühen. so viele Arbeitsplatze als nur mög- lich den Menschen unserer Stadt anhiAIAn zu können , erachten wir als unsere wich- tigste Aufgabe. Steyr darf nie mehr das Schicksal der dreißiger Jahre erleben. Steyr darf nie mehr ein Notstandsgebiet werden. Alljährlich kommen viele Fremde nach Steyr, und alle Besucher sind voll des Lo- bes über die Schönheit und den Liebreiz unserer Stadt. Wir haben uns zum Ziel ge- setzt, unsere Stadt noch schöner. lebens- und liebenswerter zu gestalten. Dies ist aber nur möglich. wenn es uns gelingt. den Menschen in unserer Stadt Arbeit und da - mit ein entsprechendes Einkommen anbie- ten zu können. Dem Wunsch der Bevölkerung des neuen Wohngebietes Resthof nach zusätzlichen Hort- und Kindergartenplätzen soll nun- mehr in der Form Rechnung getragen wer- den, daß der bestehende Hort um zwei Gruppen erweitert wird und der bestehen- de Kindergarten mit einer zusätzlichen Gruppe voll zum Ausbau gelangt. Im Zu- sammenhang mit der Harterweiterung ist es leider unumgänglich notwendig , die derzeitigen Räumlichkeiten der Zweigstelle Resthof der städtischen Bücherei in An- spruch zu nehmen. An einer Ausweichlö- sung für die Bücherei wird derzeit gesucht. Liebe Steyrerinnen und Steyrer. abschlie- ßend darf auch ich allen , die noch ihren Urlaub vor sich haben, schöne. erholsame Urlaubs- und Ferientage wünschen und verbleibe in diesem Sinne Leopold Wippersberger, Geschf. Vizebürgermeister

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