Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/6
Liebe Leser, die Ankündigung der Steyr-Daimler- Puch AG, das Werksbad, die in weiten Kreisen äußerst beliebte „Schwimm- schule" aus Einsparungsgründen nicht mehr zu öffnen, hat besonders bei den Bewohnern des Wehrgrabens Bestürzung und Unmut ausgelöst. Auch die Stadtverwaltung wurde von dieser Absicht betroffen, da eine Sperre des Bades ihren Bemühungen um die Revitalisierung dieses Stadttei- les zuwiderlaufen würde. In Verhand- lungen mit der Werksleitung konnte schließlich erreicht werden, daß nun- mehr das Bad doch noch geöffnet wird. Dies war allerdings nur möglich, weil sich die Stadt im Interesse der Bewohner, insbesondere der Jugend, entschlossen hat, für das heurige Jahr einen finanziellen Beitrag zu lei- sten. Es so// aber nicht verschwiegen werden, daß im Zusammenhang mit dem Betrieb des Bades wirtschaftli- che Aspekte beachtet werden müs- sen und nur eine entsprechende Fre- quenz die Zukunft des Bades sichern kann. Eine in den letzten Tagen allen Haus- halten zugestellte Flugschrift unter dem Titel „Grüne Bürgerinformation" veranlaßt mich zu folgender Feststel- lung: Mit dem Begriff Demokratie ist nach meinem Verständnis untrennbar das Recht auf freie Meinungsäuße- rung verbunden, doch muß zumindest gesichert sein, daß öffentliche Äuße- rungen, sei es in Wort oder Schrift, auch den Tatsachen entsprechen. Konkret handelt es sich um das Pro- jekt eines weiteren Pensionisten- wohhhauses im Stadtteil Münichholz. Es entspricht keinesfalls den Tatsa- chen, wie in der „Grünen Bürgerinfor- mation" behauptet wird, daß der städ- tische Wohnbaureferent erklärt habe, das Pensionistenhaus werde nicht ge- baut. Der Vorschlag, man möge das Haus in Nähe der ehemaligen Kemat- Die Seite des Bürgermeisters müllerstraße errichten, erscheint mir unverständlich. Keinem verantwor- tungsvollen Kommunalpolitiker würde es einfallen, ein Haus für ältere Mit- bürger an den Rand der Stadt, weitab von allen Geschäften des täglichen Bedarfes und den Verkehrslinien, hin- zustellen. Es hieße dies, Menschen bewußt in die Isolation zu verbannen. Alljährlich im Frühling werde ich mit einem Problem des Zusammenlebens in den verschiedenen Wohngebieten konfrontiert: Nach den langen Winter- monaten schwärmen die Kinder ins Freie aus und. beginnen in den Grün- flächen der Wohnanlagen, zum Ärger mancher Nachbarn, zu spielen. Hin und wieder fallen dann böse Worte, die wiederum Eltern veranlassen, bei mir vorzusprechen und mir ihr Leid zu klagen. Ich glaube, daß dieses Pro- blem bei etwas Verständnisbereit- schaft zu lösen sein sollte. Spiele oh- ne besondere Lärmerregung und un- ter Vermeidung von Sachbeschädi- gungen sollten auch für Nachbarn, die keine Kinder haben, erträglich sein. Die Eltern wiederum sollten auch auf die Kinder einwirken, daß sie ih- rerseits diese Regeln beachten. Den Kindern steht heute kein so unbe- grenzter Freiraum zur Verfügung wie in früherer Zeit, deshalb müssen wir die zur Verfügung stehenden Flächen unseren Kindern voll anbieten und weitgehende Toleranz in den zwi- schenmenschlichen Beziehungen üben. In nächster Zeit wird mit dem Bau des Fußgängersteges und des Schloßlei- tenweges, mit dem der Wehrgraben mit dem Stadtzentrum verbunden wird, begonnen. Dieses Bauwerk ist auch im Zusammenhang mit der Revi- talisierung eines der ältesten Stadttei- le und der im nächsten Jahr stattfin- denden Landesausstellung zu sehen. Ich möchte an dieser Stelle Ihre Auf- merksamkeit auf die Projektskizze in dieser Ausgabe des Amtsblattes len- ken. Ein bedeutendes Ereignis, das am 28. und 29. Juni stattfindende 7. Steyrer Stadtfest, wirft bereits seine Schatten voraus. Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren und es zeichnet sich bereits - wie in den Vorjahren - eine rege Beteiligung ab. Das Amtsblatt in- formiert Sie genau über den Ablauf des Festes und ich hoffe, daß Sie, lie- be Steyrerinnen und Steyrer, und auch die zahlreichen Gäste, von dem Gebotenen reichlich Gebrauch ma- chen. Für die Jugend nähert sich wiederum ein Schuljahr seinem Ende. Bald wer- den die letzten gefürchteten Prüfun- gen vorüber sein und 6/S geht in die wohlverdienten Ferien. An dieser Stel- le möchte ich auch ein Wort an die Schuljugend richten. Jedes Jahr bin ich über Panikreaktionen tief betrof- fen, wenn sich der erwartete Schuler- folg nicht einstellt. Ich bitte zu beden- ken, daß eine schlechte Note kein Un- glück für das ganze Leben ist, son- dern mit einigem Eifer wieder verbes- sert werden kann. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen guten Schulerfolg und erholsame Ferien. Schöne Erlebnisse und erholsame Stunden wünsche ich allen Steyrerin- nen und Steyrern für den bevorste- henden wohlverdienten Urlaub. Ich hoffe, daß meine Ausführungen ihr Interesse finden und verbleibe mit den besten Wünschen für Urlaub und Ferien Ihr Heinrich Schwarz
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