Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/5

Liebe Leser, am 4. Mai wurden die Bundespräsiden- tenwahlen abgeführt. Dieser Wahltag ist in Steyr ruhig verlauten. Es haben insge- samt 24.825 Steyrerinnen und Steyrer, dies entspricht einer Wahlbeteiligung von 84, 7 Prozent, von ihrem Wahlrecht Ge- brauch gemacht. 24.039 gültige Stimmen wurden abgegeben, davon entfielen auf Dr. Kurt Steyrer 14.767 Stimmen oder 61,4 Prozent, auf Dr. Kurt Waldheim 7626 Stimmen oder 31,7 Prozent, auf Dr. Otto Scrinzi 289 Stimmen oder 1,2 Prozent und auf die Kandidatin Freda Blau- Meissner 1357 Stimmen oder 5,6 Prozent. Ich möchte allen Wählerinnen und Wäh- lern für ihre Teilnahme an diesem Votum herzlich danken . Mein besonderer Dank gilt aber den Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern der verschiedenen Parteien, die in den 77 Wahlsprengeln ihre ehrenamtli- che Tätigkeit ausgeübt haben. Ohne ihre Bereitschaft wäre die Durchführung von Wahlen in Frage gestellt. Österreichweit ist, da keiner der Kandida- ten mehr als 50 Prozent der Stimmen er- reicht hat, wie im Gesetz vorgesehen, ei- ne Stichwahl am 8. Juni notwendig. Ich rufe zu dieser Wahlentscheidung alle Steyrerinnen und Steyrer auf, von ihrem demokratischen Recht an diesem Tag Gebrauch zu machen. Auch im kommunalen Bereich haben sich in letzter Zeit wichtige Dinge ereig- net. Die Bauarbeiten im Wehrgraben zum Bau der neuen Direktionsbrücke und des Kanalsammlers sind in vollem Gange und schreiten trotz verschiedener Erschwer- nisse planmäßig voran. Zwei Zwischen- fälle haben jedoch für einige Unruhe ge- sorgt. Beim Bau des linken, bergseitigen Widerlagers ist es zu Bewegungen in dem geologisch labilen Hang gekommen, wodurch eine Gasleitung beschädigt wurde. Durch den raschen und vorbild- lichen Einsatz des Gaswerkes und der Feuerwehr konnte jedoch die Gefahr rasch gebannt werden. Geologische Un- tersuchungen werden Aufschluß geben, wie die Bauarbeiten, insbesondere beim Kanalbau am linken Brückenkopf, weiter- geführt werden . Auch der Kanalbau ge- staltet sich, wie erwartet, technisch äu- ßerst schwierig. Durch die Beengtheit des Raumes muß die mehrere Meter tiefe Künette an mehreren Stellen sehr nahe an den alten Häusern, deren Fundierung, Die Seite des Bürgermeisters wie sich zeigt, manchmal unzureichend ist, errichtet werden. Dabei ist es bei ei- nem Haus in Nähe des ehemaligen Kraft- werkes der Steyr-Daimler-Puch AG zu Setzungen gekommen, so daß die Be- wohner vorsorglich vorübergehend um- gesiedelt wurden. Derzeit werden die nö- tigen Sicherungsmaßnahmen vorgenom- men, um die Bauarbeiten am Kanal plan- mäßig und termingerecht fortführen zu können . Ich möchte heute noch einmal die betroffenen Anrainer um Verständnis für die zeitweiligen Erschwernisse ersu- chen. Ein zweites Thema, den Wehrgraben be- treffend, beschäftigt derzeit die Öffent- lichkeit, nämlich die Absicht der Steyr- Daimler-Puch AG, das Werksbad, die tra- ditionsreiche „Schwimmschule", aus wirtschaftlichen Überlegungen zu schlie- ßen. Seit Inkrafttreten des neuen Bäder- hygienegesetzes tauchte diese Frage schon mehrmals auf, so daß es mir in der jetzigen Situation angebracht erscheint, auch seitens der Stadt dazu Stellung zu nehmen. Der Stadt wurde das Bad schon mehr- mals vom Werk angeboten. Aus ver- ständlichen Gründen war es ihr aber nicht möglich, das Angebot anzuneh- men. Die Stadt hat das städtische Frei- bad, den Auflagen des Gesetzes entspre- chend, mit einem Aufwand von 14 Millio- nen Schilling saniert und modernisiert und leistet jährlich einen Betriebszu- schuß von rund fünf Millionen Schilling. Eine weitere Belastung aus dem Bäder- betrieb ist finanziell für die Stadt nicht tragbar. Der vergleichsweise äußerst be- scheidene Sanierungsaufwand und Be- triebsabgang der Schwimmschule müßte auch dem Betrieb zuzumuten sein, wenn man in Betracht zieht, daß ein Bad nicht nur als Vergnügungseinrichtung zu se- hen ist, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit der Menschen leistet. Wie Ihnen bekannt ist, bemüht sich die Stadt beim Bund um die Errichtung der sogenannten „ Nordspange" und um den Ausbau einer leistungsfähigen Verbin- dung nach Enns zur Westautobahn. Nunmehr sind verschiedene Trassie- rungsvarianten bekannt geworden, von denen eine die Verbreiterung der Ortsdurch- fahrten durch Dornach und Dietachdorf vorsieht. Es steht mir nicht zu, für die Nachbargemeinde Dietach Aussagen zu machen, wohl aber für die Stadt Steyr. Ich habe bereits vor der Presse erklärt und ich möchte es auch an dieser Stelle noch einmal wiederholen, daß eine Ver- breitetung der Ortsdurchfahrt durch Dor- nach tur die Stadt Steyr nicht denkbar ist. Dadurch würde neben dem Abbruch von Häusern auch eine sinnvolle Anbindung der Nordspange nicht möglich sein. Die- se Frage wird in nächster Zeit in Ver- handlungen zu klären sein, um der Ver- unsicherung der betroffenen Anrainer ein Ende zu bereiten . Erlauben Sie mir, daß ich zum Schluß auch noch ein erfreulicheres Thema an- spreche. Die in wenigen Monaten bevor- stehende Wiedereröffnung der Mülldepo- nie in Hausleiten gibt mir Anlaß, einige Worte zur Frage der Mülltrennung und zur Problemmüllsammlung zu verlieren . Die seit mehreren Jahren durchgeführte Glassammlung bringt von Jahr zu Jahr bessere Ergebnisse. Nutznießer ist dabei das Rote Kreuz, dem höhere Beträge zur Leistung ihrer Dienste zum Wohle der Allgemeinheit zufließen Als großer Erfolg erweist sich auch die neue Form der Alt- papiersammlung. Von einem privaten Unternehmen wurden im Stadtgebiet bis- her 170 der neuen grünen Papiercontai- ner aufgestellt, 70 weitere werden dem- nächst folgen. Auch aus dieser Aktion fließen dem Roten Kreuz namhafte Be- träge zu. überdies wird auch die städti- sche Müllabfuhr deutlich entlastet. Er- folgreich ist auch die neue monatliche Problemmüllsammlung angelaufen. Am Sammeltag im April wurden bereits 2600 kg dieser gefährlichen und problemati- schen Abfälle zu den Sammelstellen ge- bracht. Diese Ergebnisse sind aber nur möglich, weil sich alle Steyrerinnen und Steyrer in hervorragender Weise an die- sen Aktionen beteiligen. Dafür sei ihnen an dieser Stelle der Dank ausgespro- chen. Ich hoffe, sehr geehrte Leserinnen und Leser, daß diese Mitteilungen wieder Ihr Interesse gefunden haben und verbleibe Ihr Heinrich Schwarz

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