Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/5

Klavierabend mit Schubert Der fünfte Abend der Kammerkonzert- reihe am 15. April im Alten Theater stand unter dem Genius Franz Schubert. Prof. Hans Petermandl, Solist des Klavier- abends, bot der kleinen, da für um so aufmerksameren Zuhörerschar beglücken- de Beweise Schubertscher genialer Kom- ponierkunst. Drei Klaviersonaten standen auf dem Programm. Sie dokumentierten überzeugend die künstlerische Entwick- lung Franz Schuberts zwischen den Jahren 1819 und 1825. Mit der entzückenden, spielerisch-heite- ren Sonate A-Dur, DV 664, 1819 in Steyr geschrieben, bedankte sich Schubert für die Einladung im Haus des Kaufmannes Joseph Koller; die Komposition ist für Pepi v. Koller, der 18jährigen Tochter des Gastgebers, geschrieben worden und be- zeugt in jedem Satz die unbeschwerte, heitere Lebensfreude Schuberts in jenen Tagen. In der Sonate C-Dur, DV 840, Untertitel „Reliquie", 1825 komponiert, zeigt sich der bereits schwerkranke Meister in schwermütig, fast hoffnungslos scheinen- der Lage als kämpfender Genius gegen sein Geschick. Das fragmentarische Werk - es umfaßt nur zwei Sätze - ist deutlicher Ausdruck für die seelische Situation Schu- berts in diesem Jahr. Der Solist musizierte Neue Wege diese beiden so gegensätzlichen Werke mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen und technisch blendender Wiedergabe. Schuberts Geist schwebte im Raum. Die „Große" a-Moll-Sonate, DV 845 , ebenfalls aus dem Jahre 1825, verrät die ähnliche Gemütslage Schuberts wie in der ,, Reliquie" , die Komposition selbst er- schüttert und beruhigt das Gemüt und zeigt den Schöpfer dieser großartigen, im Ausmaß mächtigen viersätzigen Sonate noch als Sieger gegen Krankheit und Schicksal (Schuberts musikdrama tische Pläne mußte er endgültig begraben) , was besonders im Schlußsatz (Rondo) deutlich wird . Die Wiedergabe dieses gedankentie- fen, zugleich empfindsamen Werkes durch den Solisten darf in jeder Hinsicht als perfekt bezeichnet werden. Die physische Belastungsfähigkeit des Künstlers an die- sem Abend ermöglichte ein Feuerwerk pianistischer Vortragskunst. Als Zugaben wurden meisterlich inter- pretiert das Moment Musical in C-Dur, op. 94/1, DV 935, aus 1827 sowie das Impromptu Es-Dur, op. 90/2, DV 899, ebenfalls 1827 komponiert. Sie setzten einen versöhnlichen Ausklang zum ein- drucksvollen, lange nachwirkenden Abend für begeisterte Schubertfreunde. J . Fr. in der Landesmusikschule Steyr Mit dem Konzert der Landesmusikschu- le am 19. April wurden den zahlreichen Zuhörern neue Wege musikalischer Aus- und Weiterbildung vorgestellt. Dir. Prof. E. Diem erläuterte zum Beginn der inter- essanten Darbietungen Sinn und Möglich- keiten für Kinder und Erwachsene. In der Singschule haben Schüler die Gelegenheit, ins Reich des Gesanges Eingang zu finden, die Chorstimmbildung für Erwachsene er- möglicht singfreudigen Männern und Frauen - diesmal waren es zehn Teilneh- mer - , neben richtiger Atmung, Ausspra- che und Stimmbildung auch das Blattlesen zu erlernen. Jedenfalls war es in beiden Gruppen ein hoffnungsvoller Beginn. Zum dritten trat die Streichervorschule erstmals in größerer Gruppe auf. Hier geht es vor allem neben dem gediegenen Erlernen des Instrumentes um das Erleb- nis gemeinsamen Musizierens anhand wertvoller Streicherliteratur. Eröffnet wurde das Schülerkonzert mit dem Konzert h-Moll für vier Violinen und Klavier von A. Vivaldi. Birgit Gruber, Dorothea Mich!, Eva-Maria Heißmann, Thomas Rammerstorfer musizierten im Quartett harmonisch, klangrein und ton- schön, wobei sie dem jeweiligen Charakter der drei Sätze erfreulich gut gerecht wur- den. Ilse Pichler - sie wurde am 6. Oktober 1985 in Leoben beim Musikwettbewerb mit Gabriele Rag! trotz akademischer stt-yr Konkurrenz dritter Preisträger - , Schüle- rin von P. Breirather, führte ihr Streich- quartett vom Klavier aus souverän, ruhig und bestimmt, beherrschte ihren Part und schuf damit die erfolgreiche Vorstellung des musizierfreudigen Quintetts. Mit der „Sonate" G-Dur, op. 8/5 von J. Haydn stellten sich Sebastian Rag! und Wolfgang Lerch, Violine, Judith Mayr, Cello, aus den Klassen Prof. Fröhlich und M. Michelmayer mit einer gediegenen Leistung vor. Die vier Sätze des reizvollen Werkes wurden schwungvoll, exakt und klangschön vorgetragen. Auch hier war Ilse Pichler die bestimmende Mitte vom Klavier aus . Dieter Janko, ein hoffnungsvoller junger Geiger mit solistischen Ambitionen, konn- te sich erneut mit dem kleinen Stück ,,Koto" von 0. Sieg! gut in Szene setzen. I. Pichler begleitete am Flügel in erwarteter Zurückhaltung. Mit der „Kantate" für Chor, Streicher und Klavier von Prof. E. Diem hatten· die Chorsänger ihre Premiere. Die deutliche Deklamation und die Tonreinheit fielen angenehm auf, der begleitende Streicher- klang wirkte allerdings stellenweise zu kräftig. Astrid Schamberger am Flügel (Klasse E. Diem) hielt sich in gebotener Reserve. G. Reiter, welcher das Ensemble in sicherer Manier führte , variierte den Intensivförderkurse für Schüler 1986 Heuer finden wiederum Intensivför- derkurse für Schüler der 1. bis 4. Klas- sen der Hauptschulen und der Unter- stufe der Gymnasien in den Fächern DEUTSCH, ENGLISCH und MA- THEMATIK mit jeweils 40 Unter- richtseinheiten pro Gegenstand statt. Für Schüler aller Klassen der Gym- nasien findet ein Intensivförderkurs im Fach LATEIN mit 20 Unterrichtsein- heiten statt. Kursbeitrag: S 400.- für Deutsch, Englisch oder Mathmatik; S 200.- für Latein. - Dauer: Montag, 25. August, bis Freitag, 29. August; und Montag, 1. September, bis Freitag, 5. September. - Ort: Volkshochschulhaus. - Anmel- dungen: Rathaus, 2. Stock vorne, Zim- mer 208 . Die Einzahlung des Kursbei- trages erfolgt bei der Anmeldung. Informationsblätter und Anmelde- formulare liegen in den Steyrer Pflicht- schulen und _in den zwei Gymnasien auf. Vortrag entsprechend den Texten der ver- wendeten Lieder „Der Winter ist vergan- gen" , ,,Maienzeit" und „Ade, meine Aller- liebste". Den zweiten Teil bestritten gemeinsam die Singschule und die Streichervorschule. Prof. H . Fröhlich ließ seine jungen Geiger herzhaft spielen, es gab Tänze bekannter und anonymer alter Meister und ein drei- sätziges „Trio" ( 1980) von H. Badings (geboren 1907 in Java) , deren moderne Harmonien vortrefflich zur Geltung ka- men. Dazwischen sangen die etwa 35 Kinder verschiedene Volkslieder, mit Kla- vierbegleitung oder a capella, ein- bis dreistimmig mit erfreulicher Frische. Der stürmische Beifall galt allen Mitwir- kenden und deren Lehrern. J. Fr. Depotpräsentation im Heunathaus Steyr verlängert Wegen des beachtlichen Erfolges der Depotpräsentation „Hinterglasbilder" im Heimathaus Steyr, Grünmarkt 26 - in den vergangenen fünf Monaten besuchten über 2000 Personen die Ausstellung -, hat die Museumsleitung beschlossen, die Aus- stellungsdauer bis 31. Mai zu verlängern. DIE NEUEN ÖFFNUNGSZEITEN DES HEIMATHAUSES: Dienstag bis Sonntag 10 bis 15 Uhr. 19/147

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