Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/5

nerinnen wieder von Steyr wegbringen, doch das Dekret vom 24. Mai 1652 nahm die Steyrer Niederlassung in kaiserlichen Schutz. Im Jahre 1656 wurde das Wolfische Haus (Berggasse Nr. 6) gekauft. Unter der Patronanz der Freifrau von Eyssin, deren Tochter in das Kloster eintrat, kauften die Nonnen das Hoffmannische Haus, auf dessen Grund später die Kirche erbaut werden sollte (Berggasse Nr. IO) . Im Beisein des Abtes Roman von Gar- sten wurde am 24. Juli 1662 der Grund- stein zum Kloster gelegt. 1670 war das Wohngebäude vollendet. 1676 wurde dann der Grundstein für die Klosterkirche gelegt, und im April 1681 war sie dann vollendet. Am 29. August 1727 brach in einem Färberhaus in Ennsdorf ein Brand aus, der auf das linksseitige Ennsufer übergriff und einen Teil der heutigen Altstadt einäscherte. Die Niederlassung der Zölestinerinnen „am Berg" fing an drei Seiten gleichzeitig zu brennen an. Die Kirche in ihrer Gesamtheit, alle Altäre und die Einrichtung wurden ein Raub der Flammen. Der Turm stürzte ein und die drei herabfallenden Glocken durchschlu- gen alle Gewölbe bis in die Gruft. Erst nach acht Tagen konnte den Flammen Einhalt geboten werden. Nur der Wein- keller der Nonnen blieb unversehrt. Nicht alle Klosterfrauen hatten sich retten kön- nen. Achtzehn waren entweder verbrannt oder erstickt. Abt Ambros von Garsten (1715 bis 1729) brachte die heimatlosen Nonnen im Schloß Rosenegg für die Zeit von vierzehn Monaten unter. Nach dieser Katastrophe ließen die Zölestinerinnen ih- re vernichtete Niederlassung wieder auf- bauen. Um die notwendigen finanziellen Mittel zu erhalten, wurden Sammlungen veranstaltet. Am 17. August 1728 wurde das neuerbaute Kloster vom Garstener Abt eingeweiht. Die Klosterkirche wurde am 26. Juli 1729 vom Bischof von Passau konsekriert. Der Hochaltar wurde 173 1 mit einem Bild von Karl von Reselfeld geschmückt. Am 30. Oktober 1781 wurde das Dekret hinsichtlich der Aufhebung aller Nonnenklöster, die sich bloß dem beschaulichen Leben widmeten, veröffent- licht. Am 1. Juni 1784 wurde das Kloster endgültig aufgehoben. Nach der Aufhebung fanden einzelne Teile des umfangreichen Klosterkomple- xes vielfältige Verwendung. Die Adaptie- rung und Benützung des ehemaligen Kir- chenschiffes als Theater war für die dama- ligen kulturellen Bestrebungen in der Stadt Steyr von zukunftswirkender Bedeu- tung. Wie Kirche und Kloster der geistli- chen Verwendung entzogen waren, diente auch die Gruft, der jetzige „Morzer-Kel- Jer", profanen Zwecken. Erst nach 200 Jahren wurde dieser Raum in einer vom Rotary-Club initiierten Renovierung wie- der in einen würdigen Zustand versetzt, der die frühere Widmung erahnen läßt. Augenfällige Aktion war die fachgerechte Restaurierung des Freskos aus der Hand Johann Georg Morzers - entstanden um die Mitte des 18. Jahrhunderts, dessen Johann Georg Morzer war auch ein bekannter und begehrter Porträtmaler. Die Bilder zeigen Johann Ferdinand Holzmayr und seine Gattin aus der Buchbinderfamilie Holzmayr, welche in Stey r seit 1694 nachzuweisen war. unterer Bildteil sicherlich eine Erinnerung an die Brandkatastrophe von 1727 ist. Johann Georg Morzer und Maria Anna Katharina Gürtler Johann Georg Morzer wurde als Sohn des Malers Josef Morzer und dessen Gat- tin Maria Theresia im bayerischen Tilly geboren. Das · Geburtsdatum ist unbe- kannt. Nach der Erlernung der Kunst des Vaters kam er nach Gmunden, wo er am 30. Juni 1723 Maria Jacoba Theresia, die Tochter des dortigen Stadtmalers Ignaz Höratz heiratete. Im Traubuch wird Mor- zer schon als Stadtmaler bezeichnet. Zwölf Jahre später, 1735, wird Johann Georg Morzer Bürger der alten Eisenstadt Steyr. Er erwarb vom Buchdrucker Jakob Mei- schinger das Haus Stadtplatz Nr. 42 (Berg- gasse Nr. 59). Johann Georg Morzer betätigte sich vor allem als Kirchen- und Porträtmaler. Der zweite Kunstzweig wurde in der Aus- stellung nahegebracht. Die gezeigten Por- träts stammten ausschließlich aus dem Bestand des Heimathauses Steyr. Aber auch andere Institutionen besitzen Werke dieses Meisters, vor allem das Stift Krems- münster in den Bildnissen der Mitglieder der Ritterakademie im dortigen „Mathe- matischen Turm". Die Porträts des Steyrer Braumeisters Augustin Wenger und seiner Gattin befinden sich in Privatbesitz. Viele Bilder zeigen Morzers Kunst als Kirchen- maler, so Altarblätter oder Bilder in den Pfarrkirchen Asten ( 1759), Gaspoltshofen ( 1737), im Gasttrakt des Stiftes Krems- münster (1761), in den Pfarrkirchen zu Attnang ( 1734) und Traunkirchen ( 1740). Die Begabung des Vaters erbte von seinen Kindern die am 24. April 1724 geborene Tochter Maria Anna Katharina. Sie heiratete am 10. November 1757 den Fresko- und Architekturmaler Matthias Dollicher, der im gleichen Jahr das Bür- gerrecht in Steyr erworben hatte. Schon am 21. November 1767 starb Matthias Dollicher im 40. Lebensjahr. Katharina verehelichte sich am 17. Juli 1768 mit dem aus Wien stammenden Maler Franz Xaver Gürtler. Im oberösterreichischen Raum sind Bilder des Gürtlerschen Künstlerehe- paares in Attersee, Eberschwang, Kirch- dorf/Krems, Schiedlberg (aus dem ehe- maligen Zölestinerinnenkloster in Steyr). In Steyr selbst sind folgende Gürtlerische Werke zu nennen: Bilder in der Paramen- tenkammer der Stadtpfarrkirche, das Al- targemälde der Michaelerkirche ( 1769), das Altarblatt am dortigen Ignatius-Altar ( 1770), das Kreuzigungsbild ( 1770) in der Franz-Xaver-Kapelle. Johann Georg Morzer scheint 1768 gestorben zu sein. Denn ab diesem Jahr wird seine Witwe als Besitzerin des Hauses Stadtplatz 42 genannt. Volker Lutz Musikalische Jugend Steyr Konzertsaison 1986/87 Viele Interessenten haben in der ab- gelaufenen Saison die Veranstaltungen der „Musikalischen Jugend Öster- reichs" in Steyr besucht und im Alten Theater schöne Stunden erlebt. In Zu- sainmenarbeit mit der Musikalischen Jugend Österreichs konnte das Jugend- referat der Stadt Steyr bereits jetzt für die kommende Saison ein Veranstal- tungsprogramm organisieren. Dieses umfaßt wiederum fünf Konzerte. Ver- anstaltungsort ist das Alte Theater. Anmeldungen für ein Abonnement sind ab sofort im Jugendreferat der Stadt Steyr, Tel. 25 7 11/Dw. 345, oder persönlich im Rathaus, 2. Stock, Zim- mer 207, möglich. 15/ 143

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