Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/2

Fulvio Roither: KARNEVAL. 76 Seiten mit 55 Farbbildern. Format 33 X 22 cm, Ganzleinen, Verlag Anton Schroll. Der Band zeigt den Karneval in Venedig als Fest der Masken, Kostüme und der Lebensfreude . Fulvio Roithers Bi lder sind von geradezu sagenhafter Schönheit. Er foto- grafiert Menschen, die im Karneva l das Wunder der Verwandlung leben; in den schi ll ernden Farben des Ver-Rücktse ins. Vo r das Kunstwerk Venedi g stellt Ro ither di e ph antas ievollen Mas ken, steige rt mit a ll en Möglichkeiten des Fo tokünstl e rs das Fa rben- spi el und sch a fft so _leu chtend e Fragmente einer bera uschenden As thctik . Manli o Brusa tio n chara kteri sier t in se in em Essay di e Fun kt ion de r Maske : ,, Venedig geb ra uchte zur Unters llll 1.ung se iner ba ld lockeren, ba ld s trenge n Art 1: u reg ieren, die sich auf En th üll en un d Verbe rgen gründete, immer d ie Maske : Sie bie tet sich an a ls äußerliches Sinn bil d der ,chiinstcn Stadl der We lt sie verwe i •er l sich gleich einer uner- rt: id 1b,u1.:11 Schat1 ki , te, di e Ge heimnis und Tod beinha lte t. Der Geb ra uch der Maske trug somit be i zur venezianischen Herr- scha ft .. . di e Anh ä nger und Gegner hatte, . . . Verteid iger und Opfer unumschränkter Gewa lt der doppe lbödi ge n Macht , die sich mas kie rt , um sich zu enthüll en." * Erich Steing1:tibe r : ZE I INTAUSEND JAHR E EUROPAI SCII E LANDSCHAFTS- MALEREI. 260 Seiten, 200 Fa rbbilder, Lei- nen, Hirmer Verl ag. Zum ers ten Ma l wird mit d ieser großange- legten Monogra phi e e in umfassender Über- bl ick über d ie zweita use ndj ühri ge Geschichte der europii ischen Landschaftsma lerei von der Ant ike bis an ihr End e am Anfang unseres Ja hrhundert gege ben . Der Autor - General- direkto r der Bay ri schen Staa tsgemäldesamm- lungen und Hono rarpro fessor an der Univer- sität München ve rmittelt a nhand von zwei- hundert sorgfü ltig a usgewiihlten und fa rbig reproduzierten GemUld en eine detaillierte und leicht verstä ndli che Vorstellung dieses heute besond ers aktu ell en Ka pitel s der Kunstgeschichte. Einleitend werden d ie Begr iffe Natur - Landschaft - Landscha ftsma lerei in ihrer Verschränkung und hi storischen Bedingtheit erörtert. Ein knappe r Abriß de r os tas iati - schen und is lamischen La ndscha ft sma lerei dient dazu, di e ga nz a nders gea rtete, durch ihre besondere Ma nni gfa ltigkeit charakle ri - sit:rlt: t:urupäisd 1t: Landscha fb makn:i ve r- ständlich zu machen, deren Geschichte uns die tiefgre ifende Lebensk rise zu nehmend von der Zivilisation vereinn ahmten Menschen anschaulich erleben läßt. Neben dem kulturgesch icht lichen und geo- graphisch-politi schen Ve rstä ndnis von Land- scha ft erwachte der äs the ti sche Sinn für di e Umwelt erst verhä ltnismäßig spät: zuerst in der hellenistisch-römischen Stadtkultur, im ersten Jahrtausend n. Chr. in Chi na und se il dem 14. Jahrhundert in Persien. Es bedurfte erst des empfundenen Gegensatzes zwischen Stadt und Land, um der Natur ni cht mehr naiv, sondern sentimental im Sinne Schillers gegenübertreten zu können. Im aufgebrochenen Konflikt zwischen Stadt und Land spiegeln sich zwei verschiedene 30/66 Bewußtseinsstufen menschlichen Geistes. Die Landschaftsmalerei entsprang der Sehnsucht des Stadtmenschen nach dem verlorenen Pa- radies. Sie veranschaulicht den kosmischen Sinnzusammenhang zwischen Mensch und Natur. Die Gemälde des Meisters der römi- schen Odyssee-Landschaften Leonardos, Giorgiones , Claude Lorrains, Ruisdaels oder Watteaus bezeichnen beispielhaft Gipfellei- stungen der europäischen Landschaftsmale- rei in diesem numinosen Sinne. Das fraglose Verhä ltnis zur Natur erlebte um 1800 einen Bruch. Dem aus dem Ordnungsgefüge des christlichen Ständestaates entlassenen, ,, rück- haltlos" gewordenen Menschen erschien die We lt zum ersten Mal fragwürdig . Die Land- schaftsmaler des 19. Jahrhunderts - von den Romantikern und Klassizisten bis zu den Real isten und weltfreudigen Impress ioni sten - waren sowohl in der Natur wie in der Geschichte auf der Suche nach den verschüt- teten Quellen des Lebens. Der Stilpluralis- mus spiegelt das ause in a ndergebrochene „Weltbild". Um 1900 verl o ren die Maler das Vertrauen in die sinnl iche Wahrnehmung. Paul Cezanne steht als Symbo lfi gur am Ende der humanistischen T raditi on, die die Land- schaftsma lerei bis dahin getragen hat , und am Anfang unseres von de r radikalen Um- wandlung aller Werte geprägten posthistori- schen Zeitalters, das di e „ fremde Natur" nich t mehr in di e ge isti g- künstlerische Syn- these der „Landscha ft" zu tra nsponieren ver- mag. * Rüd iger Dahlke : MANDALAS DER WELT. Ein Medita ti ons- und Maibuch. Zeichnungen von Rüdi ge r Dahlke und Ka- tharina von Ma rtius, 283 Seiten, Hugendubel Verlag. Mandala heißt Kreis. Jeder Kreis hat eine Mitte - und di ese ist das Ziel. Dies ist ein Mandal a-Ma ibuch, ein Buch zum Selberma- chen . Der Auto r gib t den Rahmen in Form vieler Mand alas , und de r Leser wird ange- regt, die We lt der Ma nd a las zu benutzen, um seine ei genen inne ren Muster zu finden , mit ihnen umzugehen und sie zu gestalten. Ein Buch , um sich se lbst zu e rl eben. Ein Bilder- buch auch von den archetypischen Man- dalastrukturen und den eigenen individuel- len Bildern und ein Reisebericht durch d ie Welt der west li chen Ka thedra len, durch östli- che Tempel bi s zu indi ani schen Ritualen. Es ist ein ungewöhn liche Buch. Wer bereit ist, sich in Bewußlse insprozesse einzulassen, findet hier liebevolle Begleitung auf dem Weg zur Mitte. Maria Klein : ,,WEG E ZU DIR ...", Ge- dichte, mi t 32 Aquarellen von Wilhelm Postl- mai r. - Verlag Wilhelm En nsthaler. „D ie Welt sieht plötzlich ganz anders aus:/sie ist wieder rund , ganz Klang und Duft und bunt/Warum? Weil du mir sagst, daß du mi ch magst" Diese Worte wärmen wie ein sonniger Tag. Maria Klein erzählt in fli eßenden Versen Erl ebnisse auf der Wegstrecke bei der Suche nach dem Sinn. ,,Gestern noch war ich eine Brücke und ganz/ Heute bin ich zwei Teile : get retener überroll ter geborstener Leib und empfindsame Seele / Dieses und war nicht zu berechnen " - Alte Formen müssen ze rbre- chen, damit neue werden können. Und aus den Gedichten spricht auch die Sehnsucht nach Klarheit: ,,Befreie d ich, Grau / zu den Farben des Lichts zum Schwarz der Nacht. " Bis der „Weg zu Dir .. ." gefunden ist, kommt vorher noch Bestandsaufnahme: „Jetzt ist eine Zeit/da hängen alle Fragen/in mir herum." Die Gedichte der Steyrer Autorin sind Bil- der aus der Tiefenschicht, machen betroffen, erinnern den Leser: das sind ja auch meine Anliegen. Die Aquarelle neben den Texten korre- spondieren kaum mit der Botschaft der Ge- dichte. Sie sind verschleiert schön. ,, Wolf-Dietmar und Ursula Unterweger: „SCHÖNES ALTES BAUERNLAND." 96 Seiten, 107 meist großformatige Farbbilder, Stürtz-Verlag, Würzburg. Aus der wachsenden Fülle guter Bildbände über bäuerliches Leben und Bauerngarten ragt „Schönes altes Bauernland" heraus mit einer tief berührenden Bildsprache vom We- sen lebendiger Wechselbeziehung zwischen Mensch und Landschaft, dem Eingebunden- sein in die Wunder der Begegnung mit Pflanzen und Tieren, dem Duft der Erde. Die Bilder atmen eine Faszination des Verfalls. Sie rufen Trauer aus über den Verlust solcher Lebenswerte. Die dem Bildteil vorangestell- ten Essays sind liebevolle Erlebnisberichte. Nur wer schauen gelernt hat , kann solche Fülle mit dem Wort wiedergeben. Wir sehen vor unseren Augen die blumen- übersäten Wiesen, den Bach, der sich in freiem, natürlichen Lauf durch die Land- schaft schlängelt , die alten verkrüppelten Weiden, die an seinem Ufer stehen und die Tümpel , von denen in lauen Sommernächten das Quaken der Frösche weithin vernommen werden konnte. Wir hören im Obstgarten den Rotkopfwürger schackern und entdecken den Steinkauz, wie er in geduckter Haltung unter dem Blätterdach eines Obstbaumes sitzt. Wir erfreuen uns an den farbenfrohen, liebevoll gepflegten Bauerngärten und erle- ben die Heuernte bei drückender Schwüle. Doch dieses Buch will mehr sein als nur ein Bilderbuch, ein Buch mit Dokumenta- tionscharakter. Es will aufzeigen, was wir verloren, zerstört, abgeholzt, planiert, beto- niert, aufgeräumt, begradigt, beschnitten und „in Ordnung" gebracht haben und daß es mit der Vergewaltigung der Natur, der Umwelt- zerstörung nicht so weitergehen kann. Es gibt uns im gleichen Atemzug, und das macht es so überaus aktuell und lehrreich, eine Gebrauchsanleitung, wie das Land un- serer Eltern auch wirklich das Land unserer Kinder werden kann. Doch um dies zu erreichen, so die Autoren, ist eine Revolution vonnöten , aber nicht auf der Straße, sondern im Innern des Herzens vieler Menschen. * DIE GRIECHISCHEN SAGEN. 294 Sei- ten, 177 Farbbilder, Bertelsmann Verlag. Keine andere vorchristliche Überlieferung eines Volkes hat die Phantasie und das Denken des Abendlandes so nachhaltig be- einflußt wie die Mythen und Sagen der Griechen. Von der Renaissance über die Klassik bis zu den Dramen der Gegenwart lieferten sie Vorbilder und Anregung für Dichter, Maler und Bildhauer, wurden ihre Götter und Heroen zu Metaphern für zeitlose Begriffe. Ausgehend von den Schöpfungsmy- then und den Kämpfen der Götter gegen die Ti tanen und Giganten „erzählt" Eriche Les- sing die Mythen der olympischen Götter und Göttinnen, die Heroensagen von Herakles, Orpheus, Oidipus , Theseus und Orest. ,,Er- zählt" werden die Mythen und Sagen durch Aufnahmen der griechischen Landschaft, in denen sie nach der Überlieferung angesiedelt steyr

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