Amtsblatt der Stadt Steyr 1986/2

Liebe Leser, für die Zeit der jüngsten Vergangen- heit erscheinen mir folgende Themen besonders berichtenswert: Zunächst die erfreuliche Seite. Am 30. Janner dieses Jahres fand eine Infor- mationssitzung des Gemeinderates statt, in der eine Architektengruppe und Vertreter des Stadtbauamtes die im Stadtbereich Wehrgraben beab- sichtigten Baumaßnahmen erläuterten. Anhand von Planunterlagen wurde dargelegt, daß der im laufenden Jahr geplante Bauaufwand nicht weniger als 50 Millionen Schilling betragen wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Er- richtung des großen Kanalsammlers und es bedarf umfangreicher Koordi- nationsmaßnahmen, um dessen Er- richtung mit den Baumaßnahmen für das Museum Arbeitswelt bzw. die kommende Landesausstellung 1987 in Einklang zu bringen. Ohne einem Beschluß des Gemeinde- rates vorgreifen zu wollen, glaube ich doch sagen zu können, daß es dem- nächst zur Beschlußfassung über ei- nen beabsichtigten Architektenvertrag kommen wird. Die in Aussicht genom- mene Architektengruppe zeigt mit ihren Vorschlägen gerade für das Alt- stadtgebiet ein hohes Maß an Einfüh- lungsvermögen. Die bisher zum Aus- druck gekommenen Planungsabsich- ten entsprechen durchaus den Inten- tionen der Stadt. Neben dem Kanal- sammler wird aber dem neuen Fuß- gJngerü/.Jergäng LW Her::;/elluug einer direkten Verbindung mit dem Arbeits- museum vorrangige Bedeutung zu- kommen. In wenigen Wochen wird die erste Baumaßnahme im Bereich Wehr- graben sichtbar werden. Der Gemein- derat hat die Aufträge zum Neubau der Direktionsbrücke mit einer Bau- summe von rund vier Millionen Schil- ling bereits vergeben. Sofern es die Witterung erlaubt, wird in zirka zwei Wochen mit den Arbeiten begonnen, dre Anfang September dieses Jahres abgeschlossen sein sollen. Zunächst noch völlig unverbindlich wurde auch ein weiteres Projekt bera- ten. Univ.-Prof. Dr. Wehdorn von der Die Seite des Bürgermeisters Technischen Universität in Wien gab dem Gemeinderat eine umfangreiche Information über das Gebiet der Indu- striearchäologie und legte dar, daß sich gerade Steyr und hier wiederum ganz besonders der Wehrgrabenbe- reich für die Errichtung eines Institutes in diesem Wissenschaftsbereich her- vorragend eignen würde. Für die Un- terbringung könnte ein Teil des ehe- maligen Hack-Gebäudes, nämlich der Bürotrakt, in Aussicht genommen wer- den. Gedacht wäre, daß in diesem In- stitut regelmäßig zwei bis drei Perso- nen arbeiten und die Verbindung mit den Zentralstellen in Wien aufrechter- halten. Diese Oberlegungen sind aber bisher wirklich nur im Anfangsstadium. Die Stadt hat aber vor, in Verbindung mit dem Wissenschaftler Kontaktge- sprache mit dem Boltzmann-Institut aufzunehmen, um die mögliche Orga- nrsat1on abzuklären. Es wäre sicher für das Prestige unserer Stadt ein nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil, wenn es gelingen könnte, sie zum Standort einer wissenschaftlichen Ein- richtung zu machen, ohne daß da- durch eine für uns unvertretbar hohe Kostenbelastung eintritt. Der unerfreuliche Punkt meiner Be- richterstattung bezieht sich auf Mel- dungen über das Auslauten des Son- derförderungsabkommens für die Kri- senregion Steyr. Dieses Abkommen wurde im Jänner 1984 zwischen dem Land Oberösterreich und dem Bund wegen der damals geplanten 895 Kün- digungen in den Steyr-Werken, mit dem Ziel geschlossen, eine gemeinsa- me Förderungsaktion für die Schaf- fung von Ersatzarbeitsplätzen und zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur in diesem Krisengebiet durchzuführen. Die Absicht, die diesem Abkommen zugrunde lag, konnte leider nur teil- weise realisiert werden. Einerseits war es zwar möglich, im Krisengebiet ei- nen überdurchschnittlichen Prozent- satz an zusätzlichen BeschäffTgten zu erreichen, andererseits hat sich im gleichen Zeitraum aber auch die Ar- beitslosenrate äußerst negativ entwik- keif. Aus der letzten Meldung der Ar- beitsmarktverwaltung geht hervor, daß diese die alarmierende Höhe von sie- ben Prozent erreicht hat. Wenn man auch die saisonbedingte.Arbeitslosig- keit 1m Baugewerbe und dergleichen mit einbezieht, erscheint es in der ge- geb_enen Situation trotzdem gerecht- fertigt, auf eine Weitergeltung des Son- derförderungsabkommens zu dringen. Der Gemeinderat hat sich dieser Auf- fassung angeschlossen und hat am 30. Jänner dieses Jahres über meine Initiative einstimmig eine Resolution zur Fortsetzung des Sonderförde- rungsabkommens für die Krisenregion Steyr _beschlossen und mich_ gleichzeitig autons1ert, mit den zuständigen Bundes- und Landesdienststellen die weiteren Verhandlungen aufzunehmen. Inzwi- schen wurden auch bereits die erfor- derlichen Kontakte mit dem Herrn Bundeskanzler, mit Bundesminister Dkfm. Lacina, Landeshauptmann Dr. Ratzenböck und dem für Wirtschafts- förderung zuständigen Landesrat in Oberösterreich, Dr. Leibenfrost, herge- stellt. Es ist zu hoffen, daß sowohl der Bund als auch das Land Oberöster- reich für die Anliegen der Stadt und der Umlandregion das gebührende Verständnis aufbringen werden und ein Wiederaufleben der Sonderförde- rungsaktion erreicht werden kann bis zu dem Zeitpunkt, in dem sich die wirt- schaftlichen Verhältnisse weitgehend konsolidiert haben. Nicht unerwähnt möchte ich schließlich lassen daß sich die Stadt auch aus konk;eten An- laßfällen zu dieser Vorgangsweise ent- schlossen hat. Es ist aus Kreisen der Wirtschaft der Wunsch herangetragen worden, die Stadt möge sich um eine Weitergeltung bemühen. Es lag in un- serer Verantwortung, diesen Anträgen zu entsprechen, weil die Stadtverwal- tung nicht nur an der Ansiedlung neu- er Gewerbe- und Industriebetriebe im Stadtbereich interessiert ist und hiezu überproportional hohe Aufwendungen leistet, sondern in gleicher Weise be- sorgt sein muß, einer Abwanderung bestehender Betriebe entgegenzutre- ten. Ich hoffe, liebe Mitbürgerinnen und M1tburger, Ihnen wieder einen kurzen Uberblick über die aktuellsten Ereig- nrsse geboten zu haben und verbleibe bis zum nächsten Mal Ihr Heinrich Schwarz.

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