Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/12

Präsentation des Architekten-Modells im Festsaal des Rathauses (v. l. n. r.): Hans Hoffer, far das ,,Inszenierungs- und Gestaltungskonzept der Landesausstellung 1987" verantwortlich, Landes- hauptmann Dr. Ratzenböck, Bürgermeister Heinrich Schwarz, Univ.-Prof Dr. Rudolf Kropf (wissenschaftliches Konzept der Ausstellung). Fotos: Hartlauer chische Landesausstellung „Entstehung der industriellen Arbeitswelt". Im Mittelpunkt dieser Landesausstellung soll der in der Industrie arbeitende Mensch stehen. Aufbau und Auswahl der Exponate haben sich an diesem Prinzip zu orientieren. Die großen Veränderungen in der Versor- gung der Wirtschaft mit Energie bewirkten entscheidende Wandlungen im Arbeitspro- zeß, vor allem durch die Möglichkeit, immer größere und leistungsfähigere, arbeitssparen- de Maschinen einzusetzen. Infolge der Sub- stitution der menschlichen Arbeitskraft durch die Maschine wurden die Arbeits- und All- tagswelt der Menschen in hohem Ausmaß beeinflußt. Ausgehend von den Energieträ- gern ergibt sich demnach folgende Gliede- rung: PHASE 1: ENERGIETRÄGER VOR DER INDUSTRIELLEN REVOLUTION (Symbol Wasserrad): Die wesentlichen Ener- gieträger der vorindustriellen Zeit waren Mensch, Tier, Wasser und Wind. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt hier bei der kleingewerblichen Produktion und bei der Manufaktur. PHASE 2: DIE DAMPFMASCHINE. Zentraler Ansatzpunkt dieser Periode ist die Revolutionierung des Arbeitsprozesses durch den Einsatz der Dampfkraft. Die Verwen- dung arbeitssparender Maschinen ermög- lichte eme Massenproduktion mit gleichblei- bender Qualität. PHASE 3: ELEKTRIZITÄT UND VER- BRENNUNGSMOTOR. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bedeutete zuerst der Einsatz der Elektrizität, später des Verbrennungsmo- tors eine Zäsur. Der Elektromotor begünstig- te zunächst kleinbetriebliche Unternehmen, später aber auch extreme Massenproduktion. ·Für den arbeitenden Menschen bringt diese Phase wesentliche Veränderungen am Ar- beitsplatz (Fließband, Arbeitsteilung etc.), aber auch Durchsetzung wichtiger sozialpoli- tischer Forderungen und neue kulturelle Ak- tivitäten. lung der jüngsten Vergangenheit mit ihren tiefgreifenden Veränderungen in Industrie und Gesellschaft exemplarisch darstellen und Zukunftsaspekte berücksichtigen. lnnerhal b jeder dieser vier Phasen sollen die nachfolgend angeführten Themenberei- che Berücksichtigung finden, allerdings nicht voneinander getrennt, sondern im Zusam- menwirken der einzelnen Aspekte. Energieträger und neue Technologien: Die vier Leitexponate sind: Wasserrad, Dampf- maschine, Generator/Verbrennungsmotor, Computer. Die davon ausgehend darzustel- lende technische Situation ist im Kontext des Arbeitsplatzes und der sozialen Konsequen- zen zu zeigen . Die Erfindungen sollen nicht nur hinsichtlich ihres technischen Wertes gezeigt werden, sondern primär in ihrer Am- bivalenz für den arbeitenden Menschen. Unternehmensformen und -typen: Der Wandel der jeweils dominierenden Unter- nehmensform im Verlauf des Industrialisie- rungsprozesses hatte weitreichende Auswir- kungen auf die Identifikation des einzelnen mit dem Betrieb, auf die Proletarisierung der Massen der Arbeiter, auf deren Lebensweise und Umfeld sowie das Entstehen der neuen Schicht der Angestellten. Industrieanlagen: Hier geht es sowohl um das äußere Erscheinungsbild der Fabriks- architektur als auch um die räumliche Innen- gestaltung und die Auswirkungen auf den einzelnen. Arbeitsplatz, Arbeitsbedingungen: Dieser Punkt beschäftigt sich mit der Situation des arbeitenden Menschen im Beruf und den Auswirkungen der Arbeit auf das gesamte übrige Leben (z.B. Arbeitszeit, Kinder-, Ju- gend- , Frauenarbeit, Lohn, Gestaltung der Arbeits- und Aufenthaltsräume, Sozialgesetz- gebung, Mitbestimmung). Soziale Konflikte - Arbeiterprotest, Streik, etc.: Sowohl die Situation am Arbeitsplatz als auch der gesamte Bereich des Alltagslebens wurden durch soziale Konflikte beeinflußt und waren andererseits auch Anlaß derarti- ger Auseinandersetzungen. Im Laufe des Tn- dustrialisierungsprozesses veränderten sich die Themen der Arbeitskämpfe grundlegend. Wohnungswesen: Das Wohnen nimmt im Arbeiteralltag eine zentrale Position ein. Die Trennung von Arbeitsplatz und Wohnstätte war für den Aufbau einer Wohnkultur in den unteren Schichten der Bevölkerung maßge- bend. Das Thema umfaßt neben architekto- nischen auch politische, ökonomische und soziale Aspekte. Lebensstandard: Hier ist auf die Einkom- mensverhältnisse und auf Preise für Nah- rungsmittel und lebensnotwendige Güter ein- zugehen. Arbeiterbewegung: Der. Aufbau und die Entwicklung der politischen Organisationen und deren Ideologien stehen hier im Mittel- punkt. Dabei sind die verschiedenen die Geschichte der Arbeiterbewegung prägenden Weltanschauungen zu berücksichtigen. Arbeiterkultur : Hier soll vor allem auf kulturelle Organisationen und Aktivitäten der Arbeiterschaft eingegangen werden, im Zusammenhang mit der Verkürzung der Ar- beitszeit und dem Entstehen von Urlaubsan- sprüchen. Arbeiterfamilie: Dieser Abschnitt soll den bisher völlig unbeachteten privaten Bereich PHASE 4: ERDÖL, ELEKTRONIK UND MODERNE INDUSTRIEGESELL- SCHAFT. Dieser Abschnitt soll die Entwick- Hans Hoffer demonstriert am zerlegbaren Modell Einzelheiten des Gestaltungskonzeptes. 5/385

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