Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/12

Hans-Peter Grill als erster Steyrer im ÖSV-Kader Eine hohe Auszeichnung für Öster- reichs Skiriesen, den Skiklub Steyr-Mu- sica: Das große Nachwuchstalent Hans-Peter Grill wurde als erster Stey- rer in den ÖSV-Nachwuchskader aufge- nommen; er ist somit der 3. Oberöster- reicher neben Franz Gruber und Gu- drun Arnitz. Mit zahlreichen guten Pla- zierungen bei verschiedenen FIS-Ren- nen im In- und Ausland war man auf den Steyrer „Stangenflitzer" aufmerk- sam geworden. Mit seinem 3. Slalom- Weltrangplatz seines Jahrganges hatte er sich hinter zwei Franzosen mit 89 FIS-Punkten einen guten Namen ver- schafft. Hierauf flatterte Anfang Juli die Einberufung zum _:Sichtungskurs um Aufnahme in den OSV-Nachwuchska- der ins Haus. In Hintertux angekom- men, blieb er wie alle übrigen 13 Ju- gendläufer anonym. Er wurde nicht nach seinem Namen gefragt, sondern es wurde ihm die Nummer lO umgehängt, und er wurde in zwei Tagen auf Herz und Nieren einer strengen Prüfung un- terzogen. Mit der Anonymität der Läu- fer wollte man jegliche Bevormundung ausschalten. Alle hatten somit die glei- che Ausgangsbasis. Am ersten Tag stan- den Übungsaufgaben im Freifahren und bei Geschicklichkeits- und Reaktions- übungen in der Halle auf dem Pro- gramm, wobei es auf schnelles Erfassen der Aufgabe und möglichst rasche Aus- führung ankam. Dabei wurden sie in plötzlich auftauchenden ungewohnten Situationen getestet. Am zweiten Tag wurde das Stangenfahren beim Riesen- torlauf bewertet. Mit größter Spannung erwarteten dann alle das Ergebnis. ,,Wer ist der Zehner?" fragte letztlich ÖSV-Cheftrai- ner Dieter Bartsch. Völlig überrascht stand der Steyrer Skigymnasiast Hans- Peter Grill auf. Er hatte es als Nummer I geschafft. Insgesamt wurden drei auf- punkt sich Vorstand und Trainer in einem ein- bis zweijährigen Aufbau erhoffen. Dieter Postlmayr war nicht nur ein aus- gezeichneter Erfolgstrainer, sondern auch ein kluger Psychologe. Er beeinflußte die Spieler vor dem Match mit Plazebos in Form von wohlschmeckenden Kraftku- geln. Seine Gattin Ingrid hatte wöchent- lich diese Zauberkugeln aus geriebenen Nüssen, Datteln, Dörrfrüchten und Honig bereitet. Der Coach verabreichte vor dem Spiel und in der Pause jedem eine dieser Wunderpillen. ,,Wir bauen auf sie!" waren die Kicker förmlich süchtig danach . Somit ein kleines Mosaik-Steinchen zum Ge- samterfolg. Eine sichere Abwehr - besonders Tor- mann Rainer Fleck zeichnete sich wieder- holt aus - und eine offensive Angriffsreihe brachten den Erfolg. Auch der oberöster- reichische Torschützenkönig kommt aus den Amateure-Reihen. Mittelstürmer Ralph Ruttensteiner traf neunmal ins Schwarze. Amateure wurde zu einer ge- genommen. Stolz war sein Vater und zugleich Betreuer Ernst Grill, der neben Hans Enn sei~ großes Vorbild ist. Somit ist der neue OSV-Kader-Mann für den Skiklub Steyr und seine Heimatstadt zu einem Aushängeschild geworden . Zum Dank unterstützt ihn die Stadt- gemeinde mit jährlich 34.000 Schilling für die erhöhten Kosten im Skigymna- sium Stams. Hans-Peter Grill, der stets mit einem Sternderl als Vorzugsschüler das Unter- gymnasium in Steyr abschloß, kam vor zwei Jahren nach Stams. Er ist jetzt in der 3. Klasse und hat noch zwei Jahre bis zur Matura. Sport steht dort natür- lich im Vordergrund. Neben den 30 Wochen-Lehrstunden noch 18 Einhei- ten Leibesübungen pro Woche. ,,Es wird uns nichts geschenkt!" büffelt er in der kargen Freizeit, sogar zu den Ren- nen hat er seine Schulsachen im Ran- zen. Dem Trampolinspringen wird gro- ße Bedeutung beigemessen. Der doppel- te Salto ist für ihn kein Problem. Für Hobbys hat er keine Zeit. Fernsehen ist fürchteten Heimelf. In allen sechs Heim- spielen blieben sie ungeschlagen und er- munterten mit 13 Treffern den Anhang. Steigende Zuschauerzahlen waren bei ei- nem Schnitt von 391 die Folge. Daß im Frühjahr die Jagd auf den Tabellenführer losgehen wird, wissen Trai- ner und Spieler. Ende Februar soll eine Trainigswoche in Rovinj die Grundlage für einen guten Start ermöglichen. Vorerst ist bis Ende Jänner Winterpause, jedoch bekam jeder Spieler ein Ausdauerpro- gramm in Form von Konditionsläufen in den Urlaub mit. Außerdem wird dazwi- schen die Steyrer Hallenmeisterschaft und die oberösterreichische Meisterschaft in der Halle durchgeführt. Die weitgesteck- ten Ziele sind Aufbau und Erhaltung die- ses Zukunftsteams und keine Freigabe von Spielern entgegen den jahrelangen Prakti- ken, damit in der nächsten Meisterschaft der Aufbau nahtlos fortgesetzt werden kann und kein Abriß neues Beginnen und Zeitverlust zur Folge haben. für ihn beinahe ein Fremdwort, denn die wenige Freizeit muß stets produktiv genützt werden. Seltenheitswert hat er auch zu Hause. Seine Mutter bekommt ihn kaum zu sehen, dafür ist er per Telefon stets mit zu Hause verbunden. Im Sommer mußten fünf Aufbauwo- chen absolviert werden. Da mußte sogar der Jugoslawien-Urlaub unterbrochen werden. Die Familie fuhr vorerst mit dem Wohnwagen nach Süden. Nach einer Woche waren Vater und Sohn in Richtung Gletscher zum Kadertraining unterwegs. Anschließend ging es wiede- rum an den Strand von Portoroz. Die vier Herbst-Schneekurse wurden bei extrem schlechter Neuschneelage auf blankem Eis durchgestanden. Zwi- schendurch mußten in der Sauna und bei gymnastischen Übungen die ver- krampften Muskeln gelockert werden. Sein Terminkalender ist voll ausge- bucht: 5 Rennen im Dezember, 15 im Jänner und ebensoviele im Februar. Am 28. Dezember wird er vor heimischem Publikum am Hemdleck um FIS-Punk- te fahren. Blaue Flecken setzt es stets beim Stangenfahren mit den elastischen Kippstangen. Half er sich im Vorjahr mit Schienbeinschützern der Fußballer, die er am Unterarm einlegte, so schützt er sich jetzt mit eigenen Plastikschüt- zern, die außen befestigt werden. Der Weg der kleinen Schritte und der Ver- bleib im ÖSV-Kader ist sein Ziel. Er hofft auf ein gutes Abschneiden bei gewerteten 7 Slalom-, 6 RTL-, 2 Su- per-G- und 3 Abfahrtsrennen. Doch auch als Abfahrer liegt der RTL-Spezia- list ganz gut. Seine Spitzengeschwindig- keit: 136 km/h beim Training in Ga- stein. Kürzlich wurde Hans-Peter Grill offiziell in Salzburg eingekleidet. Dem 16jährigen Blondschopf steht das öster- reichische Skigwandl modernster Prä- gung ausgezeichnet. F. L. DER GEMEINDERAT bewilligte für die Bezirksstelle Steyr-Stadt des Roten Kreuzes einen freiwilligen Personalkosten- zusch uß in Höhe von 180.000 S. Handgefertigte Matratzen aus natürlichen Materialien von Ihrem Tapezierer-Meisterbetrieb OTTO LÖGER Steyr, Damberggasse 21 Telefon 22 5 24 33 / 413

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