Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/10

Kücheneinrichtung aus vergangener Zeit. - Zum Bild unten rechts : Viele Fotodokumente be- zeugen die Ge- schichte des S1ad1- 1eils Münichholz. "' Fo/os: Kranzmayr Geschichte des Stadtteils Münichholz Zu einem großen Erfolg wurde die Aus- stellung „Münichholz - ein Stadtteil im Wandel der Zeit", die vom 8. September bis 5. Oktober im Freizeit- und Ku lturzen- trum Münichholz (Lehrlingsheim) gezeigt wurde. Im Jahr 1983 entstand im Steyrer Stadt- tei l Münichholz der „Bildungs- und Kul- turarbe itskreis" , der . sich seither die schwierige Aufgabe zum Ziel setzte, die junge Geschichte der ehemaligen natio- na lsozia listischen Mustersiedlung aufzuar- beiten. Nun nach zwei Jahren versuchten die Mitglieder des Arbeitskreises, einen Überblick über die bisher gewonnenen Erkenntnisse in Form einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aufgrund des Mangels an Aufzeichnun- gen - bisher hatte noch kein Historiker Interesse an diesem Arbeiterviertel gefun- den - wendeten sich die Arbeitskreismit- glieder an die Menschen in diesem Stadt- teil. Nicht Promi nente, sondern die erlebte Geschichte jedes einzelnen Bewohners des Stadtteils stand im Mittelpunkt des Inter- esses. So kamen nun viele Materialien - alte Mietbücher, Haushaltsbücher, Fotos, Do- kumente, Gegenstände des täglichen Ge- bra uchs - zutage und geben nun <;irren Einblick in das Leben der Menschen in Münichholz von einst und jetzt. Eine be- sondere Anerkennung über die Grenzen Steyrs hinaus wurde dem Bildungsarbeits- kreis zuteil, als ihm im Jahr 1984 der Prof. Karl Czernetz-Preis für besondere Ver- dienste auf dem Gebiet der Bi ldungsarbeit überreicht wurde. Damit gelang es dem Bildungskreis, dieses Modell der Stadtteil- belebung durch erlebte Geschichte in ganz Österreich bekannt zu machen . In einem Punkt unterscheidet sich aber die Arbeit des „Bildungs- und Ku lturarbeitskreises Münichholz" wesentlich von anderen Ge- schichtsforschungsprojekten. Denn die hi- storische Forschung dient den Arbeits- kreismitgliedern nur als Grundlage für die weitere Arbeit. Aufgrund der erzielten Ergebnisse versucht man nämlich langfri- stig, ein Modell der kulturellen Stadtteil - belebung mit Einbezieh ung der gesamten Bevölkerung des Stadtteils zu entwickeln, welches auch eine Grundlage für kommu- nalpolitische Entsche idungen der Zukunft bieten könnte. Schon ab Herbst laufen Vorbereitungen für ein weit ausgedehntes Kulturpro- gramm, in dem die Wünsche der Bevölke- rung im Mittelpunkt stehen. Eine vom Verein durchgeführte sozialwissenschaftli- che Studie soll darüber Aufsch luß geben. Neben Ausstellungen und Ku lturpro- gramm werden Veröffentlichungen über die Arbeit des Bildungs- und Kulturar- beitskreises weite rhin die Bevölkerung in- formieren. Anläßlich der Ausstellung gab der Ver- ein eine Schrift über die historische Ent- wicklung von Steyr-Münichholz heraus, das im Jahr 1939 im Zuge des Ausbaus der nationalsozialistischen Rüstungsproduk- tion entstand und als prototypisches Pro- jekt der nationalsozialistischen Architektur angesehen werden kann. Der Autor, Dr. Helmut Retz!, befaßte sich in dieser Schrift aber auch neben den Entstehungs- bedingungen und den architektonischen Besonderheiten mit der Entwicklung des Arbeiterviertels Mün ichholz bis zur heuti- gen Zeit. Nähere Informationen erteilt der Verein ,,Bildungs- und Kulturarbeitskreis Mü- nichholz" unter der Tel.-Nr. 63 94 53, Freizeit- und Ku lturzentrum Münichholz, oder Günther Rammerstorfer, Tel. 62 75 23 . 17/333

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