Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/7

Bürgermeister Schwarz überreicht Prof Nones (Bild links) und S tadtpfarrer Kanonikus Steinbock die Urkunde und Medaille. Foto: Hartlauer Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt an Prof. Nones und Stadtpfarrer Steinbock Im Festsaal des Rathauses überreichte Bürgermeister Heinrich Schwarz am 18. Juni in Anwesenheit der Mitglieder des Stadtsenates und des gemeinderätlichen Kulturausschusses Stadtpfarrer Kanoni - kus Johann Steinbock und dem langj ähri - gen Leiter der städtischen Musikschule, Professor Rudolf Nones , für ihre Verdien- ste die·Ehrenmedaille der Stadt Steyr. In seiner Rede über den Lebensweg von Stadtpfarrer Steinbock, der am 22. Juni das 76. Lebensjahr voll end ete, erinn erte Bürgermeister Schwa rz an di e Leid en, di e Johann Steinbock als Gegner des NS-Re- gimes von 1941 bis Kri egse nd e i 111 Kon- zentrationslager Dachau ertragen mußte. Gesundheitlich geschädigt, aber vo ll Le- bensmut nahm Steinbock nach 1945 die seelsorgerische Tä tigkeit in St. Michacl auf, bis 1947 war er dort Koopera tor und dann Bel)efiziat an der Stadtpfa rre. Dane- ben unterrichtete er bis 1951 als Reli gions- lehrer an der dama li gen Bundesgewerbe- schule, der heutigen HTL. Am 11 . Februar 1951 erfolgte die In sta ll a ti on zum Stadt- pfarrer. Dieses Amt übt Kanonikus Jo- hann Steinbock bis zum heutigen Tag aus . „Es liegt im Wese n des Geehrten, wenig Worte über die eigene Person zu machen", sagte Bürgermeister Schwarz, ,,seine Be- scheidenheit verbietet ihm , sich in das Rampenlicht zu stell en. Mit großer Güte und tiefer Menschlichkeit a usges ta ttet, ist er stets um das Wohl seiner Mitmenschen bemüht, und seine Toleranz li eß ihn im- mer wieder um den Ausgleich bemüht sein. Aus dieser inneren Einstellung heraus machte Kanonikus Steinbock nie viel Auf- hebens um sein Wirken, denn er verstand sich immer als Diener seiner Kirche und seiner Kirchengemeinde. Es war sein gro- ßes Verdienst, daß in den wirren Nach- kriegszeiten das kirchliche Leben der Stadt Steyr wieder aktiviert wurde. Herr Stadtpfarrer Steinbock hat aber gerade in seinem Pfarrbereich ein großes 6i206 hi stori sches Erbe zu hüten und zu erhal- ten . Die Stadtpfarrkirche, die Margareten- ka pcll e, di e Marienkirche und der Pfarr- hof ählen zu den bedeutendsten Bau- dcnkmülern a n besonders exponierten Punkten unserer Altstadt. Daraus ergab sich eine Fülle von Aufgaben, die wegen des enormen finanziellen Aufwandes nur in einem längeren Zeitraum zu bewältigen waren. Neben der Sanierung dieser Ge- büude war auch noch die Chrismann-Pir- chcr-Orgel der Stadtpfarrkirche zu restau- rieren. Aufgabe einer Pfarrgemeinde kann a ber nicht nur die Erhaltung von Bau- denkmälern aus vergangenen Zeiten sein. Eine Pfarre muß mit Leben erfüllt sein und dazu gehören auch verschiedene Ge- meinschaftseinrichtungen. Ich darf hier an den ersten Gemeinschaftssaal, den Marga- retensaal und schließlich auch an die Er- richtung des neuen Pfarrsaales erinnern . Sehr geehrter Herr Stadtpfarrer, Ihre lange und erfüllte Berufslaufbahn neigt sich , wie man mir mitgeteilt hat, dem Ende zu. Die Stadt Steyr möchte Ihnen auf ihre Art für Ihr langes , dem Gemein- wohl dienendes Wirken mit der Verlei- hung der Ehrenmedaille Dank sagen." ,,Wenn man in Steyr von Musik spricht, bringt man damit den Namen Rudolf Nones in Verbindung", sagte Bürgermei- ster Schwarz, ,,dabei wurde Rudolf Nones sicher nicht an der Wiege gesungen, daß die Stadt Steyr einmal zur Stätte seines beruflichen Wirkens werden würde. Prof. Nones wurde am 24. September 1920 in Innsbruck geboren, wo er auch die Volks- und Hauptschule besuchte. Schon in sei- ner Jugend begann seine musikalische Ausbildung. Bereits im Jahre 1938 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war vorerst als Musiker tätig. Später wurde er Rechnungsführer und geriet in den letzten Kriegstagen in Kriegsgefan- genschaft, aus welcher er im September 1945 zurückkehrte. Bald nachher begann er in Steyr mit seiner musikalischen Tätigkeit. Ab 1946 war Rudolf Nones an der Musikschule des Musikvereines als Lehrer für Klarinette, Saxophon und Violine tätig und wirkte in der Saison 1946/47 im Orchester des Stadttheaters Steyr mit. Offensichtlich war damals der Posten eines Musiklehrers wie auch in anderen Bereichen nicht beson- ders gut dotiert, denn von 1950 bis 1952 scheinen im Lebenslauf auch Tätigkeiten außerhalb des musikalischen Bereiches auf. Daneben setzte bereits eine intensive musikalische Fortbildung am Bruckner- Konservatorium in den Fächern Klarinet- te, Klavier, Harmonielehre und Kapell- meisterschule ein, die im Juli 1958 mit der Reifeprüfung an dieser Anstalt abge- schlossen wurde. Gerne erinnere ich mich noch an meine eigenen Jugendjahre, an jene Zeit, in der Prof. Nones als Leiter der damal s weithin bekannten Polizei-Tanzka- pelle Steyr einen Ausflug in leichtere mu- sikalische Gefilde machte. In gleicher Weise blieb er aber der ernsten Musik sowie der Blasmusik verbunden. Die stell- te er durch seine Mitwirkung als Soloklari- nettist im Sinfonieorchester des Musikver- eines und in der Stadtkapelle unter Be- weis. Ich darf daran erinnern, daß im Jahre 1955, als sich der Musikverein au- ßerstande sah, die Musikschule weiter in Eigenregie zu führen, diese von der Stadt als städtische Musikschule übernommen wurde. Rudolf Nones verblieb weiter als Lehrer an der Schule und setzte nebenbei seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien fort , die er auch erfolgreich abschloß. Im Jahre 1961, nachdem Prof. Albert Wein- schenk in den Ruhestand getreten war, wurde Rudolf Nones zum Leiter der städ- tischen Musikschule bestellt. In seiner neuen Funktion widmete er seine ganze Schaffenskraft und sein musikalisches Können und Wissen der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses in der Stadt. Durch sein Wirken erlangte die Musik- schule einen hohen Ausbildungsstandard,

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