Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/5

und materieller Entbehrungen ging man daran, Werkzeuge zusammenzusuchen, heil gebliebene Maschinen in Gang zu setzen und einfache Gegenstände des täg- lichen Bedarfes zu produzieren. Ich möch- te hier nur an die oft zitierten Taschenfeu- erzeuge erinnern, die da und dort noch wohlbehütete Erinnerungen an jene Zei- ten sind. Es gehörte sicher ein ungeheurer Mut dazu, mit hungrigem Magen ans Werk zu gehen und an die Zukunft eines Landes zu glauben, das nach dem Willen der Alliier- ten ein befreites Land war, aber dennoch in vier Besatzungszonen geteilt war. Wir Österreicher waren zwar Herren im eige- nen Haus, konnten uns aber dennoch in ihm nicht frei bewegen. Ich möchte noch die Weihnachtsansprache 1945 von Bun- deskanzler Ing. Leopold Fig! in Erinne- rung rufen, in der er den Osterreichern keine materiellen Verbesserungen verspre- chen konnte, sie aber eindringlich be- schwor, an die Zukunft des Landes zu glauben. Ich kann mich auch noch an viele Gespräche erinnern, die sich· um die Dauer der Besetzung drehten. Fast einhel- lig war man damals der Meinung, daß das Land eine Besatzungszeit von ein oder zwei Jahren nicht überleben könne. Wie ist es aber dann tatsächlich gekommen? Österreich, das kleine, von Dr. Karl Renner zitierte Boot Österreich hat die vier ,alliierten Elefanten' mit Geduld er- tragen, ohne unterzugehen . Trotz dieser Last wurden im Land, in den Städten und Gemeinden große Aufbauleistungen voll- bracht. Unsere Republik ist unbeirrt ihren Weg in einer Welt gegangen, die als Folge des zweiten Weltkrieges nicht geeint, son- dern in zwei große hochgerüstete Macht- blöcke geteilt wurde. Winston Churchill prägte den Begriff des ,Eisernen Vorhan- ges' und es schien auch ~_ange Zeit, als sei dieser Vorhang auch in Osterreich nieder- gegangen. Aus den ein bis zwei erwarteten Jahren einer Besatzungszeit wurden schließlich zehn Jahre, und es wird einer späteren Geschichtsschreibung vorbehal- ten sein, die Ursachen zu ergründen, die zum Abschluß des von allen lange ersehn- ten Staatsvertrages führten . Für uns, die wir diese Zeit als junge Menschen erleb- ten, war der 15. Mai 1955 ein großes Erlebnis, als der damalige Außenminister Leopold Figl vom Balkon des Schlosses Belvedere der Welt verkündete: ,Öster- reich ist frei!' Unser Dank hat daher neben den Gründern der Zweiten Repu- blik um Dr. Karl Renner auch jenen Männern zu gelten, die das Vertragswerk in mühevollen Verhandlungen zustande brachten. Bundeskanzler Julius Raab, Vi- zekanzler Dr. Adolf Schärf, Außenmini- ster Leopold Figl und Staatssekretär Dr. Bruno Kreisky werden in diesem Zusam- menhang ihren Platz in der Geschichte einnehmen. Lassen Sie mich aber nochmals zu unse- rer Stadt zurückkehren, denn ihre Auf- wärtsentwicklung spiegelt auch jene des gesamten Landes wider. Es wäre jetzt für mich verlockend, einen kommunalen Lei- stungsbericht über die hinter uns liegen- den 40 Jahre zu geben. Da ich aber voraussetzen kann, daß sie in diesem Kreis ausreichend bekannt sind, möchte ich in Erinnerung rufen, in welchem Geist diese Leistungen vollbracht wurden. Ich er- wähnte zu Beginn meiner Ausführungen, daß das gemeinsame Leid des NS-Regi- mes, der un.'?edingte Glaube an ein demo- kratisches Osterreich ein Klima des ge- meinsamen Wollens schuf. Dieser neue Geist war besonders in der Stadt Steyr zu spüren. Aus den Gegnern von gestern waren politische Partner geworden, die von dem Wunsch beseelt waren, eine bessere Zukunft zu bauen. Männer wie Steinbrecher, Fellinger, Paulmayr und auch August Moser haben uns ein Beispiel gegeben und ein Erbe hinterlassen, das uns für die Zukunft ver- pflichtet. Wir leben heute in einer Welt voll mit politischen Spannungen, in einer Zeit einer technologischen Revolution und in einer Gesellschaft 1 _ die das derz~~tige Zusammenspiel von Okonomie und Oko- logie in Zweifel zieht. Es ist dies eine Welt und Zeit voll von Herausforderungen, so- wohl im großen als auch im kleinen. Gedenken wir in dieser Stunde jener Männer, die dieses Werk begonnen haben, sagen wir ihnen Dank und lassen Sie uns ihr Werk gemeinsam fortsetzen, zum Wohle unserer Republik, unserer Heimat- stadt Steyr und der Menschen, die hier leben." Große Erfolge der Katastrophen- und Umweltschutzbereitschaft Im Jahre 1980 wurde vom Gemeinderat der Stadt Steyr eine Katastrophen- und Umweltschutzbereitschaft geschaffen. Zweck dieses rund um die Uhr laufenden Dienstes ist es, in Katastrophenfällen, bei Großunfällen, Bränden, Gewässerverun- reinigungen oder sonstigen groben Beein- trächtigungen der Umwelt Sofortmaßnah- men zu ergreifen, Übelstände abzustellen und anschließend etwaige Verwaltungs- strafverfahren durchzuführen. Nach fünfjähriger Tätigkeit kann nun eine Bilanz gezogen werden, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 136 Einsätze durchgeführt. Fast in allen Fällen konnten die Verursacher eruiert werden. Durch stt>yr Sofortmaßnahmen sowie die Einleitung der entsprechenden Verfahren und Ertei- lung verschiedenster Auflagen konnte die Umweltbelastung in Steyr deutlich ver- mindert werden. Durch dieses kompro- mißlose Einschreiten konnten z. B. die Gewässerverunreinigungen um zirka 60 Prozent reduziert werden. In 25 besonders gravierenden Fällen wurden exemplari- sche Strafen verhängt. Dennoch kommt es durch Bequemlichkeit, Fahrlässigkeit oder Unkenntnis mancher Mitbürger immer wieder zu bedauerlichen Vorfällen. Die Einsatzzahlen des Bereitschaftsdien- stes unterstreichen die Bedeutung dieser Einrichtung und zeigen auf, daß Umwelt- schutz ein Anliegen aller Steyrer ist. Stadtrat Karl Feuerhuber gestorben STADTRAT KARL FEUER- HUBER ist am 8. Mai nach schwerem Leiden im 60. Le- bensjahr gestorben. Die Stadt verlor einen engagierten Man- datar, der sich besonders ob seiner sozialen Einstellung in allen Kreisen der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreute. Karl Feuerhuber bemühte sich besonders um die Revita- lisierung des Wehrgrabens und die Schaffung einer mo- dernen Infrastruktur in diesem Stadtteil. Besonders verdient gemacht hat sich Karl Feuer- huber um die Errichtung des Kindergartens, der Senioren- wohnungen und des Mehr- zwecksaales als neues Kom- munikationszentrum. Karl Feuerhuber wurde be- reits 1961 von der sozialisti- schen Fraktion in den Ge- meinderat entsandt. Im Okto- ber 1982 wurde er in den Stadtsenat gewählt, in dem er bis Jänner 1984 die Agenden Liegenschaftsverwaltung, Um- weltschutz und Verbändege- meinschaften innehatte. Dann übernahm Karl Feuerhuber im Zuge einer Änderung der Geschäftseinteilung die Res- sorts Wohlfahrtswesen, Wirt- schaftshof und Straßenbau. Er war Obmann des Wohlfahrts- ausschusses und gehörte dem gemeinderätlichen Bau- und Wohnungsausschuß an. 11/ 147

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