Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/4

verloren in diesem Angriff 54 Maschinen und 450 Mann. In Steyr wurden 4 18 Häuser zerstört oder zumindest schwer beschädigt. 42 Menschenleben waren zu beklagen, 41 wurden schwer und 36 leicht verletzt. 1620 Personen wurden obdachlos. Wäre durch diesen Wind das „Wunder von Steyr" nicht geschehen, so hätten die Angreifer mit ihren Bomben die alte Ei- senstadt ausradiert. Der vierte und letzte Angriff auf Steyr erfolgte am 17. Februar 1945. Hauptziel des Angriffes waren damals Anlagen des Benzolwerkes und Nachschubbasen in Linz und Wels. Eine kleinere Formation von sieben Flugzeugen warf in Steyr 45 Sprengbomben ab. Die meisten gingen in Münichholz im Bereich der Haager Straße nieder. Dort wurden vier Häuser total zerstört und 51 beschädigt. Zwanzig Perso- nen verloren ihr Heim. Tote waren keine zu beklagen. Lediglich sechs Personen wurden verletzt. Diese Angriffe hatten aber die Steyrer nicht unvorbereitet angetroffen. Geeignete Kellerräume waren zu öffentlichen Luft- schutzkellern ausgebaut worden. Die Kel- lerfenster wurden durch Sandsäcke und Betonbalken gesichert. Beim Volkskino wurden durch Kriegsgefangene Splitter- gräben angelegt, die aber später wegen ihrer Un icherheit von niemandem ange- nommen wurden. Die Dachböden wurden entrümpelt, dort Sandkasten und wassergefüllte Botti- che aufgestellt. In der Enge wurden die Dachräume entstaubt und mit einem Feu- erschutzmittel imprägniert, andere Dach- hölzer mit Kalkmilch gespritzt, Löschwas- serteiche wurden angelegt. In die Konglomeratfelsen wurden bom- bensichere Stollen getrieben - so im Schloßberg, im Taborberg, beim Wasser- fall des Teufelsbaches und in der Dam- berggasse. Doch keine dieser Schutzanla- gen wurde fertiggestellt. Private bauten in Aichet und Münich- holz eigene Stollen. Hauskeller in der Enge und am Stadtplatz verband man durch Fluchtwege miteinander. Kunstwerke wurden in das Salzkam- mergut verlagert. Die Glasfenster in der Stadtpfarrkirche kamen nach Losenstein. Das Werndl- und das Brucknerdenkmal in das Schloß Rosenegg. Objekte des Hei- mathauses und das Stadtarchiv wurden nach Spital am Pyhrn transportiert. Das Fotografieren der Bombenschäden war streng verboten. Die reproduzierten Bilder stammen vom Fotografen des Landes- denkmalamtes . Volker Lutz Bild links: Die stark beschädigten Häuser der Johannesgasse im Bereich zwischen Pachergasse und Haratzmüllerstraße. Bild rechts: Das ehemalige „Johanneslor" an der Kreuzung Johannesgasse - Pachergasse konnte aufgrund der schweren Schäden nicht Kerettet werden. Das Haus Stadtplatz 12 nach dem Bombenangriff. In der Mai-Nummer des „Amtsblalles der Stadl Steyr" wird über die lelzten Kriegslage in der Eisenstadl berichtet werden. Der Bogen der Schilderung wird sich vom Einmarsch der US-Truppen in Oberösterreich über die letzlen Verteidigungsmaßnahmen der deu/schen Wehrmacht, das Ankommen der Vorausabteilung der 71. US-Division in Steyr, das Treffen der Amerikaner mit den Sowjet-Truppen, den Rückzug der US-Truppen auf das linke Enns-Ufer, die einschneidende Zweiteilung der Sladt durch die Sperre der Ennsbrücken, das Flüchllingsproblem, die beginnenden ausländischen Hilfsaktionen bis zum Beginn des schwierigen Aufbaues und dem Aufflackern kulturellen Lebens spannen. 23/123

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