Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/4

Zerstörte Häuser Enge 21 und 23 Oberösterreich damals hieß, Kriegsgebiet. Steyr war erst spät Ziel von strategischen Bombenangriffen geworden . Schon zwei Jahre früher hatte die britische Luftoffen- sive gegen deutsche Städte begonnen. In der „Großen Woche" vom 20. bis zum 25. Februar 1944 wurde unser Gebiet schwer bedroht. Am 23. Februar wurde Steyr mit seinen kriegswichtigen Industrie- anlagen Ziel des ersten Bombenangriffes. Der Angriff auf Steyr war Teil eines Pla- nes, der für die US-Flotten ausgearbeitet worden war. Fast gleichzeitig wurden auch andere Zentren der „Roller Bearing Indu- stry" (Kugellagerindustrie) in den Städten Schweinfurt, Gotha, Cannstatt bei Stutt- gart und Erkner bei Berlin angegriffen. Die Amerikaner, im besonderen die 8. und 15. US-Flotte, verfolgten die Boxer- technik des „double blow", also des zwei- fachen Schlages, zwei Angriffe auf das gleiche Ziel in einem kurzen zeitlichen Abstand. In der Zwischenzeit war es un- möglich , die kriegswichtige Industrie zu verlegen. Oft wurde Oberösterreich jedoch nicht direkt angegriffen, sondern zuerst Indu- strieziele in den sudetendeutschen Gebie- ten bombardiert und erst im Rückflug unser Land mit Bomben belegt. Der Über- flug erfolgte meist am späten Vormittag. Der eigentliche Angriff erst ein bis zwei Stunden später. So kam es in Durchfüh- rung der Methode des „double blow" zu den Angriffen auf Steyr am 23. und 24. Februar 1944. Beim Angriff am 23. Februar wurden 288 Sprengbomben (a 250 kg) auf Steyr abgeworfen. 15 Menschen fanden den Tod , Abtragung des Werndl-Denkmales, das im Schloß Rosenegg gelagert wurde. 55 wurden verletzt. Acht Brände brachen aus. Das spätgotische Haus Stadtplatz Nr. 14 wurde zerstört, das benachbarte Nr. 12 schwer beschädigt. Die Steyr-Werke wur- den nur mäßig in Mitleidenschaft gezogen, da die meisten Bomben vor der Einfahrt niedergingen. Am 24. Februar kam es dann zu einem weiteren Angriff auf Steyr. Der Angriff der 15. US-Flotte richtete sich gegen die glei- chen Ziele wie am Vortag. Diese Einheit flog mit 114 viermotorigen „Fliegenden Festungen" und 46 begleitenden Jägern der Flugzeugtypen P 38 (Lightning) und P 47 über Ancona, die Adria, lstrien und Kärnten Steyr an. Der Begleitschutz flog rechts tiefgestaffelt über die Alpen, um gegen die im Raum Wien und Nieder- österreich liegenden, damals noch starken deutschen Jagdverbände abzuschirmen . Der US-Verband wurde um 11.50 Uhr, etwa achtzig Kilometer südlich von Steyr, von 24 Me 109 (Messerschmitt) des III. Jagdgeschwaders „Udet" angegriffen. Der angreifende amerikanische Bomberver- band wurde durch diesen Angriff teilweise vom Ziel abgedrängt, so daß über Steyr nur noch 87 Bomber zum Einsatz kamen . So fiel auch ein großer Teil der Bomben ungezielt. Nach dem Abwurf drehte der Verband in einer Linksschleife ab und flog über die Alpen nach Süden zurück, wobei es noch zu heftigen Kämpfen zwischen den deutschen Jägern und dem amerikani- schen Begleitschutz kam. Die 15. US-Flot- te verlor bei diesem Angriff 17 „Fliegende 21/121

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