Amtsblatt der Stadt Steyr 1985/2

Liebe Leser, in dieser Folge des Amtsblattes möchte ich 1 mich zunächst mit einem Problem be- schäftigen, das jedem von uns bekannt ist - nämlich mit den Folgen des äußerst strengen Winters. Die unverhältnismäßig hohen Schneefälle einerseits und der Um- stand, daß andererseits die Salzstreuung aus bekannten Gründen nur mehr auf einige Straßenzüge, wie Blümelhuber-, Hu- bergut-, Wiesen- , Plenkl-, Leitnerberg-, Wolfernstraße, Damberggasse etc. einge- schränkt wurde, haben zu gewissen Beein- trächtigungen geführt. Ich muß aber beto- nen, daß die Stadtverwaltung bemüht ist, den außerordentlichen Verhältnissen so- weit als möglich Rechnung zu tragen. Im Jänner 1985 wurden im Zusammenhang mit der Schneeräumung vier Transportfir- men aus dem Bereich der Stadt Steyr be- traut. Es sind durchschnittlich acht beauf- tragte Lkw im Einsatz, weil der Wirtschafts- hof mit den eigenen Einrichtungen über- fordert ist. Die im Jänner hiefür erforderli- chen Kosten ergeben den nicht unbe- trächtlichen Betrag von rund einer Million Schilling. Bei dieser Gelegenheit möchte ich aber auch an die Liegenschaftseigentümer ap- pellieren, ihrerseits den Verpflichtungen, die sich aus der Straßenverkehrsordnung ergeben, nachzukommen. Es besteht die gesetzliche Verpflichtung, Gehwege und Gehsteige und Stiegenanlagen entlang von Grundstücken von Schnee zu säubern und darüber hinaus bei Glatteis zu bestreuen. Ebenfalls müssen Schneewächten oder Eisbildungen von den Dächern über an der Straße gelegenen Gebäuden entfernt wer- den. Im Zusammenhang mit dem strengen Winter habe ich mich veranlaßt gesehen, dafür zu sorgen, daß den sogenannten Mindestrentnern, das heißt Pensionsemp- fängern , die eine Ausgleichszulage bezie- hen. eine außerordentliche Heizkostenbei- hilfe von 500 Schilling gewährt wird. Ich hoffe, daß damit krasse Härtefälle vermie- den werden konnten, zumal die zusä tzli- chen Ausgaben für den Heizbedarf das Budget kleiner Einkommensempfänger besonders belasten. Aber nun zu erfreulicheren Mitteilungen. Am 16. Jänner 1985 wurde im Waffensaal der Steyr-Werke der traditionelle Neujahrs- empfang der Steyr-Daimler-Puch AG ab- gehalten. Den dabei erfolgten Ausführun- gen von Generaldirektor-Stellvertreter Dipl.-Ing. Feichtinger war zu entnehmen, Die Seite des Bürgermeisters daß die Verhandlungen zur Bewältigung der Strukturprobleme nach wie vor in Schwebe sind. Die Schwierigkeit der Pro- blematik erlaubt nur ein schrittweises Vor- gehen und bedarf des Verständnisses aller Beteiligten. Es ist aber zu hoffen, daß in dem für die ganze Region Steyr maßgeben- den Unternehmen in naher Zukunft stabile Verhältnisse eintreten. Besonders erfreu- lich ist auch der Umstand, daß sich die Steyr-Daimler-Puch AG bereitgefunden hat, den Neubau der Lehrwerkstätte in ei- nem größeren Umfang vorzusehen, als er für die Ausbildung des Eigenbedarfes not- wendig gewesen wäre. Dadurch wird eine wichtige Maßnahme zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gesetzt. Sicherlich war für diese Entscheidung auch die Be- reitschaft der S_tadt nicht unerheblich, ih- rerseits einen maßgebenden Beitrag zu er- bringen. Aus der Erfahrung, daß die hohe Mieten- belastung es vielen Wohnungswerbern nicht ermöglicht, eine Neubauwohnung zu beziehen, hat sich die Stadt entschlossen, ein Sonderwohnbauvorhaben auszufüh- ren. Es handelt sich dabei um das früher der Firma Zwettler gehörende Objekt in der Resthofstraße 14, das von der Stadt um 2,7 Millionen Schilling angekauft wurde. Nach einer nunmehr vorgenommenen In- vestition von 1,500000 Schilling ist es ge- lungen , durch Adaptierung 15 Wohnungs- einheiten einzurichten. Es handelt sich da- bei um zwölf rund 25 Quadratmeter große Zweiraumwohnungen und drei Einraum- wohnungen mit Je 13 Quadratmetern. Für jede Wohneinheit wurde eine separate Sa- nitärzelle vorgesehen. Es handelt sich um sogenannte Kategorie-C-Wohnungen, die für besondere Notfälle vorgesehen sind. Darüber hinaus ist auch beabsichtigt, die Räumlichkeiten zur ersatzweisen Unter- bringung bei Aussiedlungen zu verwen- den, wenn Wohnhausaltbestand saniert wird (z. 8. Josefs-Lazarett). Die Vertreter des Vereins „Rettet den Wehrgraben" haben kürzlich bei mir vor- gesprochen und besonders die Änderung ihres Vereinsnamens auf„ Verein Wehrgra- ben" begründet. Die Vereinsmitglieder wol- len sich nunmehr in erster Linie mit gestal- terischen Fragen im Wehrgrabenbereich befassen. Ich habe mich namens der Stadtverwaltung abermals zu einer positi- ven Zusammenarbeit bekannt und auch die Beiziehung eines Vereinsvertreters zu Sitzungen des Präsidialplanungsausschus- ses zugestanden, wenn Fragen des Wehr- grabens erörtert werden. Der Verein und die Stadtverwaltung stimmen darüber überein, daß die vielfältigen, heiklen Fra- gen in diesem Bereich nur einvernehmlich gelöst werden können. Besonders für die Feuerwehr, aber natür- lich auch für die Allgemeinheit von Bedeu- tung ist die Beschlußfassung über die Er- richtung eines neuen Feuerwehrzeughau- ses in Münichholz. Damit wird für unsere Freiwillige Feuerwehr ein neuer Stützpunkt geschaffen und deren Schlagkraft erhöht. Die vorläufigen Gesamtkosten für das Vor- haben betragen rund 6,300000 Schilling. Bei der Finanzierung hat die Stadtverwal- tung einen neuen Weg beschritten und zum erstenmal die Finanzierung im Lea- sing-Verfahren vorgesehen. Dies bietet mehrfache Vorteile, die Gesamtkostenbe- lastung und auch die Vorfinanzierungsver- zinsung sind niedriger als bei einer her- kömmlichen Darlehensfinanzierung. Weite- re Vorteile ergeben sich aus der ökonomi- schen Koordination von Bauausführung und Bauüberwachung und nicht zuletzt aus steuerrechtlichen Überlegungen. Nach einer Grundmiete von 20 Jahren ist die Ob- jektsübernahme vorgesehen. Zum Abschluß meines diesmonatigen Be- richtes möchte ich auf den zehnjährigen Bestand der Lebenshilfe in Steyr hinwei- sen . Vor 10 Jahren wurde mit neun Behin- derten begonnen, nunmehr ist die Einrich - tung in der Lage, 65 Behinderte ab Ende der Schulpflicht zu betreuen. An Betreu- ungspersonal stehen insgesamt 17 Perso- nen zur Verfügung, wovon 9 hauptberuf- lich tätig sind. Weders werden 6 Zivildiener und 2 Praktikanten beschäftigt. Aus den alljährlich durchgeführten Ausstellungen kann sich jeder vom Fleiß und Ausbil- dungsstand der Betreuten überzeugen . Wenn man es nicht weiß, ist es in keiner Weise erkennbar, daß die kunstgewerbli- chen Bastelarbeiten verschiedenster Art von Schwerstbehinderten hergestellt wer- den. Der Erlös aus dem Verkauf der eige- nen Arbeiten kommt zur Gänze und somit ausschließlich den Behinderten selbst zu - gute. Bei der Lebenshilfe handelt es sich im sozialen Bereich um eine Einrichtung, aus deren Existenz die positive Entwick- lung des Gefühls der Stärkeren für die Schwächeren , des Gesunden für den Kranken abgelesen werden kann . Die ei- gentliche Bedeutung der Einrichtung liegt aber selbstverständlich in der Therapie und in dem Umstand, daß vielen Men- schen ein positives Lebensgefühl und da - mit Lebensfreude vermittelt werden kann. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, auch an dieser Stelle allen Mitarbeitern dieser Einrichtung Dank und Anerkennung auszusprechen . Ich darf annehmen, daß ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wieder einige inter- essante Details vermitteln konnte und ver- bleibe als Ihr Heinrich Schwarz Bürgermeister

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