Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/12
Vizebürgermeister Leopold Wippersber- ger ist Obmann des sieben Gemeinden um- fassenden Reinhaltungsverbandes Steyr und Umge_~ung und gibt im folgenden Beitrag eine Ubersicht über die bisherigen und ge- planten Aktivitäten des Verbandes. Bereits vor vielen Jahren hat die Stadt Steyr die Notwendigkeit der Lösung des Problems der Abwasserentsorgung erfaßt und es wurde daher 1972 ein neues Kon- zept in Form eines generellen Projektes ausgearbeitet. Basierend auf dieser Grund- lage errichtet die Stadt sukzessive ihre Ortskanäle. Im generellen Projekt waren schon Abwassermengen aus Umlandge- meinden berücksichtigt, so daß rein tech- nisch gesehen für eine überregionale Ab- wasserableitung bzw. -reinigung die Grundlage geschaffen wurde. Im Jahre 1976 haben sich auf Grund der Initiative der Stadt Steyr die Marktgemeinden Gar- sten und Sierning sowie die Gemeinden Aschach/Steyr, Behamberg, Dietach, St. Ulrich und die Stadt Steyr zusammen- geschlossen und den Reinhaltungsverband Steyr und Umgebung gegründet. Der Reinhaltungsverband realisiert sein Bau- programm nach einem Sanierungsprojekt mit einem zeitlich fixierten Ablauf. Dieses Bauprogramm gliedert sich im wesent- den rechts- zu den linksufrigen Ennssamm- lern geschaffen werden. Auf Grund des Ergebnisses der öffentlichen Ausschrei- bung entschloß man sich, die Dükerlei- tung, die im Flußbett verlegt wird, mit duktilen Gußrohren auszuführen. Die Dü- kerrohre wurden an Land auf Zieh blechen montiert, sodann eingeschwommen und in den vorbereiteten Graben in der Flußsohle abgesenkt. Der Ennsdüker I verbindet den Hauptsammler C in der Haratzmüllerstra- ße mit dem Hauptsammler A. Rechtsufrig befindet sich am Beginn des Dükers die Pumpstation C. Der Düker II verbindet den Stadtteil Münichholz mit der Klär- anlage. Derzeit wird der Hauptsammler Garsten gebaut. Bis Ende 1985 wird noch der Nebensammler D 3 Ost in Münichholz hergestellt, so daß für die Gemeinde Be- hamberg die Anschlußmöglichkeit des Ortsteiles Ramingdorf gegeben ist. Gleichzeitig mit dem erwähnten Bauab- schnitt wurde mit der Errichtung der Zen- tralen Verbandskläranlage in Hausleiten begonnen. Diese ist in der ersten Ausbau- stufe als vollbiologische Kläranlage für 120.000 Einwohnergleichwerte, bezogen auf die Abwassermengen, und 140.000 Ein- wohnergleichwerte, bezogen auf die Ver- schmutzung, ausgelegt. Diese Auslegung 570 Mill. S für überregionalen Kanalbau liehen in vier Bauabschnitte, wobei ein Abschnitt über einen Zeitraum von fünf Jahren reicht. Noch im Jahre 1976 wurde mit der Realisierung des Abschnittes 01 begonnen. So wurden vor allem die Hauptsammler im Stadtbereich gebaut. Erwähnenswert sind die Hauptsammler Al 1. Teil im Bereich Ufergasse - Lauber- leite samt Pumpwerk A, der Hauptsamm- ler C - dieser reicht von der Ulrichkreu- zung über die Neuschönau in die Haratz- müllerstraße - und <ler Nebensammler C 1, welcher von der Griemühlbrücke kom- mend sich mit dem Hauptsammler C in der Haratzmüllerstraße vereint. Weiters wurden noch Kanäle im Bereich des Auto- busbahnhofes, in der Damberggasse und am Hubergutberg gebaut. Den Abschluß der Bauetappe bildeten der Hauptsammler A im Bereich des Krankenhauses und der Nebenkanal 10 a in Dornach. Die Gesamt- kosten dieses Bauabschnittes betrugen 83 Millionen S. Mit Beginn des Jahres 1981 wurde die zweite Bauetappe in Angriff genommen. Für diese sind 85 Millionen S an Investi- tionskosten vorgesehen. Begonnen wurde mit der Errichtung des Hauptsammlers D in Münichholz. Dieser erfaßt" sämtliche Nebenkanäle dieses Stadtteiles und leitet die Abwässer zum Ennsdüker. Als weiteres Bauvorhaben gelangte der Hauptsammler B im Bereich des Unteren Schiffweges und des Ennskais zur Realisierung. Dieser Sammler übernimmt bei der Eisenbahn- brücke in Garsten bereits die Schmutzwäs- ser aus der Nachbargemeinde. Gleichzeitig wurde die Pumpstation B am linken Steyr- ufer maschinell und elektrotechnisch aus- gerüstet. Somit besteht eine durchgehende Kanalleitung von Garsten bis zur Klär- anlage in Hausleiten. Nachfolgend wurden die Arbeiten für die Herstellung der beiden Ennsdüker be- gonnen. Dadurch soll die Verbindung von stt'yr wird, je nach Wachstum der Gemeinden, voraussichtlich für die nächsten 20 bis 30 Jahre reichen. In weiterer Zukunft kann die Kläranlage um 50 Prozent erweitert werden. Das aus der Kanalisation kommende Abwasser wird über eine Regenentlastung mit angeschlossenem Regenbecken, die die Kläranlage vor Überlastung schützen soll, durch den Grob- und Feinrechen geleitet. um sperrige Stoffe von der Anlage fernzu- halten. Anschließend durchläuft das Ab- wasser den Sandfang zur Ausscheidung von schweren Sinkstoffen und Schwimm- stoffen (Öl), die zu Betriebsstörungen in der Anlage führen könnten. Die mechani- sche Vorreinigung des Abwassers erfolgt in den Vorklärbecken, die als Längsbecken mit maschineller Schlammräumung vorge- sehen sind. Die anschließende biologische Reinigung erfolgt in Belüftungsbecken mittels Walzenbelüftung. Der anfallende Schlamm wird nach Vo- lumsminderung in Schlammeindickern in den geheizten Fau!räumen ausgefault. An- schließend wird der Schlamm über eine Schlammnacheindickung geführt und so- dann über die Druckleitung zur geplanten Müll- und Klärschlammdeponie weiterge- pumpt. Die Vor- und Nacheindicker wer- den zur Vermeidung allfälliger Geruchsbe- lästigungen vollkommen abgedeckt. Das bei der Schlammfaulung anfallende Faul- gas wird zur Energieversorgung für die biologische Klärstufe und zur Heizung der Faultürme bzw. des Betriebsgebäudes ver- wendet. Das Betriebsgebäude nimmt die ~_chaltwarte - von hier aus erfolgt die Uberwachung und Steuerung - die Sozial- räume, die Heizungs- und Pumpenanlagen sowie die Energiezentrale auf. Bis Ende des heurigen Jahres werden die Erd- und Baumeisterarbeiten im wesent- lichen abgeschlossen werden können. Der- zeit wird mit Hochdruck an der maschinel- Vizebürgermeister Leopold WIPPERS- BERGER. Jen und elektrotechnischen Ausrüstung ge- arbeitet. Der vorgegebene Terminplan konnte bislang eingehalten werden und die Kläranlage wird im März 1985 den Probe- betrieb aufnehmen. Die Investitionskosten für die Kläranlage werden rund 200 Mil- lionen Schilling betragen. Das Bedienungs- und Wartungspersonal wird derzeit bereits eingeschult. Wenn die Anlage ihren Be- trieb aufnimmt, werden voraussichtlich zehn Personen dort tätig sein. Bei Inbe- triebnahme der Kläranlage können somit große Mengen des Abwassers aus Steyr, Garsten und Dietach abwassertechnisch behandelt werden. In den Jahren von 1986 bis 1990 werden die Haupstsammler in den Mitgliedsgemeinden mit einem voraus- sichtlichen Kostenaufwand von 200 Millio- nen Schilling gebaut. Die wesentlichsten Kanäle sind die Hauptsammler D und E, die über Sierninghofen bis nach Pichlern geführt werden. Drei Pumpstationen und ein Steyr-Düker sind notwendig, um die Abwässer zum bestehenden Kanalnetz zu leiten. Ein Sammler mit fast fünf Kilome- ter Länge wird bis nach Kleinraming ge- baut und dieser nimmt die Abwässer aus den Gemeinden Behamberg und St. Ulrich auf. Der Sammelkanal H entsorgt die Ge- meinde Garsten, mit der Anschlußmög- lichkeit für Teilgebiete von Aschach. Wei- tere Kanäle führen nach St. Ulrich sowie über Unterhimmel in Richtung Tinsting. Die gesamten Bauabschnitte erfordern einen Kostenaufwand von rund 570 Mil- lionen S. Die Aufbringung der Mittel wird durch Darlehen des Wasserwirtschafts- fonds sowie des Landes Oberösterreich zu 90 Prozent ermöglicht. Die restlichen zehn Prozent sind von den Verbandsgemeinden zu tragen, ebenso die Rückzahlungen an die Förderungsgeber. Trotz dieser günsti- gen Förderungsmöglichkeiten bedeuten die von den Gemeinden zu leistenden Aufwendungen erhebliche Budgetbela- stungen, zumal die Stadt Steyr und die Umlandgemeinden Investitionen in Millio- nenhöhe für den Ausbau der Ortskanalisa- tionen tätigen. Durch die hier beschriebe- nen Maßnahmen und den damit verbun- 1.lt :nen Aufwendungen wird ein sehr wesentlicher Beitrag zur Reinhaltung der Gewässer in der Region Steyr geleistet und wird dadurch dem immer mehr in der heutigen Zeit an Bedeutung gewinnenden Umweltgedanken durch vorausblickende Planungsarbeit in vollem Umfang Rech- nung getragen. 7/ 391
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