Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/11

Zu einem grolJen /:'rji>lf!, wurdl' rla1· (,'111·t.1'{m•/ von Wl'mer Schnevder im Alten Theater, der wortgewaltig die Zeitg,•110.1·.1·1•11 m1f rlw .1·atinw·hl' Sclu111jd nahm 1111d heim l'uhlikum vielfach auch Belrojfenheit amlii.1· /1• n,•r Rt•11wrlfü· tl,•r 111111 /IM W 111iti1erte11 Wol,/tiitigkeitsveran- staltung fließ! der Sondl'n'('/111/1' St1·1 •r jlir dw l ~rnchtung e111e.1· Therapieraumes zu. Herbstkonzert des ASB „Stahlklang" Das Herbstkonzert de~ /\SB „S lahl - klang" Steyr im Sladlsaal ~land gan1. im Zeichen von Johann Strauß. Der amhitio niert singende Chor, 22 Frauen und 11 Männer, zeigte sich wiederum von der besten Seite. Spürbare Dis,,.iplin, harmoni - sche Abstimmung zwischen den vier Stimmlagen, musteq~ültige lntonations- reinheit sowie vorbildliche Aussprache waren die Hauptmerkmale der eindrucks- vollen Leistung der Sänger Das Ilaupl- verdienst für diese konstant guten Leistun- gen gebührt natürlich dem überaus genau- en (bis ins kleinste ausgefeilte Details beachtend) Studium durch den Chorleiter Prof. Alfred Bischof. Die Führung des Chores, lebhaft, temperamentvoll und überaus exakt gestaltet, erreicht im gegen- seitigen Zusammenwirken und durch das schon einige Jahre dauernde gemeinsame Arbeiten eine beachtliche Leistungshöhe. Oies wnrde bereits im Eröffnungschor deutlich hörbar. Die Polka schnell op. 281, als „Vergügungszug" bekannt, wurde mit sprachlicher Bravour zum zündenden Ein- standslied. Die „Annenpolka" op. 117 be- wegte sich in gemütlicheren Bahnen, je- doch nicht weniger wirkungsvoll. In der Chorsuite aus der Operette „Eine Nacht in Venedig" konnte der Chor erneut das präzise Studium überzeugend unter Be- weis stellen, obwohl hier dem Tenorsoli- sten eine. führende Rolle übertragen war. Adalbert Schaljo aus Linz wurde im Laufe des Abends zur zentralen Sängerpersön- lichkeit. Man spürte die fortschreitende Steigerung der stimmlichen Leistung, wel- che vor allem durch die Ovationen des beifallfreudigen Publikums angespornt 16/372 Folo : Kran zmayr wurde. Die Leistung des Tenor-Solisten war durchaus eindrucksvoll. Für den gu- ten Gesamteindruck im ersten Teil des Abends war aber doch Prof. Paul Kern als Begleiter am Flügel verantwortlich zu ma- chen. Seine hohe Begleitkunst, die diffizile Phrasierung sowie die brillante Technik ließen keinen Wunsch offen; man hatte nie das Bedürfnis nach originaler Orche- sterbegleitung. Der zweite Teil stand ganz im Zeichen des „Zigeunerbaron" mit einem großarti- gen Querschnitt durch dieses Spitzenwerk der Operette. Bot der Chor durch seine geschmackvolle Festkleidung im ersten Teil bereits ein angenehmes Gesamtbild, so wurde es im zweiten Teil durch eine blendende Idee weit übertroffen; Sänge- rinnen und Sänger erschienen in bunten, überaus schmucken, farbenfrohen Kostü- men als Zigeuner. Ebenso kostümiert die beiden Solisten. Magdalene Rössler, im ersten Teil kurz in Erscheinung getreten, konnte nun ihre gesanglichen Fähigkeiten angenehm zur Geltung bringen. Bei nicht allzu großem Stimmvolumen überzeugte die Sängerin durch schöne Kantilene und Ausgewogenheit in den Stimmlagen. lm Oue1t mit der kräftigen Stimme ihres Part- ners vermochte sie „sich trotzdem gut zu behaupten. Da die Ubereinstimmung zwi- schen Solisten und Chor in jeder Nummer vorbildlich war, Dirigent und Begleiter konform agierten, kam es zu einer Ge- samtleistung aller Mitwirkenden, welche den frenetischen Beifall des begeisterten Publikums durchaus verdiente. Die Zuga- ben setzten einen weiteren Höhepunkt. Nach Wiederholung des letzten Chores aus dem Zigeunerbaron-Querschnitt gab es eine völlig gelungene Überraschung: unter Orchesterbegleitung über die Mikro- fone mittels Schallplatte sang der Chor den zündenden Galopp „Unter Donner und Blitz" mit erfrischendem Elan, mit erklatschter Wiederholung natürlich. Es war ein herzerfrischender Abend für die Zuhörer und ein großartiger Erfolg für alle Mitwirkenden. J. Fr. Klavierabend Nikolaus Wiplinger Die Kammerkonzert-Abonnementreihe des Kulturamtes der Stadt Steyr wurde am 17. Oktober mit dem Klavierabend des Linzer Pianisten Nikolaus Wiplinger eröff- net. Der Solist konnte auch diesmal seine künstlerischen Vorzüge und Fähigkeiten überzeugend unter Beweis stellen. Von der selbstverständlichen Technik abgesehen, beeindruckte er vor allem durch überaus sensibles, emotionelles Spiel, schöpfte alle Möglichkeiten des Ausdrucks in den ein- zelnen Werken aus und überzeugte beson- ders durch werkgetreue Wiedergabe. Fas- zinierend und immer wieder staunenswert bleibt die phänomenale Gedächtnislei- stung der Konzertpianisten, so auch bei diesem Künstler. Das Programm, durchaus konventionell zusammengestellt, begann mit der mittle- ren Sonate in B-Dur aus der Reihe Hob XVI/40 - 42, welche J. Haydn 1784 schrieb und der Prinzessin Maria Esterha- zy widmete. Das zweisätzige Werk wurde frisch und beschwingt dargeboten. Es folg- te das kaum zu hörende Werkchen über ein Thema von Chr. W. Gluck in zehn Variationen von W. A. Mozart vom Jahre 1784. Für den Solisten ein überaus dank- bare Stück, in dem sich Mozart überzeu- gend als Beherrscher dieser Kunstform präsentiert. Höhepunkt des Abends wurde die Wiedergabe der berühmten Klavierso- nate in C-Dur, op. 53, von L. v. Beetho- ven, welche dieser seinem Bonner Freund und Gönner Graf Ferd. v. Waldstein 1804 widmete. Die großangelegte Sonate, prächtig und stürmisch im ersten Satz, wurde in überzeugendem Tempo und Vortrag dargeboten. Der zweite, kurze Satz, als Introduzione bezeichnet, dient nur als Verbindung zwischen den Rand- sätzen. Er leitet direkt zum Rondo über, dessen wunderbares Hauptthema, zwei- mal durch mächtige Zwischenthemen un- terbrochen, dem Werk seine große Be- liebtheit verdankt. Eine grandiose Coda, mit Prestissimo überschrieben, krönt das herrliche Werk. Der Solist meisterte den Part souverän. Die große Gedächtnisleistung doku- mentierte sich aber diesmal bei der Inter- pretation der 24 Preludes op. 28 von Fr. Chopin. Dieses umfangreiche Opus, 1835 komponiert und im Quintenzirkel durch alle Tonarten führend, abwechselnd in Dur und Moll, hört man meist nur in einzelnen Nummern daraus, wie die be- kannteste Nr. 15 in Des-Dur, ,, Regentrop- fen". Prof. Wiplinger zelebrierte die ein- zelnen Stücke in ihrer wunderschönen Differenziertheit mit eindrucksvoller Dy- namik, gediegenem Vortrag und muster- gültiger Tempohaltung. Der verdiente, begeisterte Beifall der Zuhörer bewog den Solisten zu vier Zuga- ben mit Proben von J. Brahms, Fr. Liszt und Cl. Debussy. Es war ein bemerkens- wertes künstlerisches Erlebnis. J . Fr. SK>yr

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