Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/10

BÜCHER Hans Bohrmann (Hrsg.): POLITISCHE PLAKATE. 695 Seiten, Verlag Harenberg. - Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben in der Geschichte gedruckter Publizi- tät Plakate eine große Bedeutung. Im vorlie- genden Buch werden 468 Plakate vorgestellt, die vom Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) über die Weimarer Republik bis zur Propaganda der Nationalsozialisten rei- chen. Der Sonderabst:l111i11 „Zweita Welt- krieg" enthiilt neben deutschen Siegesmel- dungen und Durchhalteparolen auch Plakate aus Frankreich und der SowJctunion. Plakate aus der Besat,.ungs,.cit und der Bundesrepu- blik rücken die Plakate als Medium politi- scher Kommunikation ins Bild . l lans Bohr- mann hat die Einflihrnng gcsd111chen, Ruth Malhorta und Manfred I Iagcn haben dem Band hochinteressante Analysen über die kunsthistorische l~ntwickl1111g und die politi- sche Wirkung des Plakates bl·1rcgchcn . Gisela Jahn/ An eile Petc:rsen 111 ,111dhorst : ,,ERDE UND FEUER". 1rad1t11>11cllc p1pani- sche Keramik der Gcgenwa11. 272 Seit ·n, 240 Abbildungen, davon 19 in 1'.11hc, ll11111er Verlag. - Das vorbi ldlich cd1c1tr ll11ch gibt mit 67 Arbeiten von 19 Kun,tk-111 c111c11 eindrucksvollen Überblick uhc:1 Japans ffih rende Keramiker. Die trad1t1011L·lk _1apan1 sehe Keramik hat die Europüc1 1111111c:r schon fasziniert. Die Künstler au, lk111 1:c.:1 nen Osten beeinflußten auf" viclflllt1gc Weise die: Schöpfer der Dekore des fn'il1l'll curopil1 sehen Porzellans. Auch die floral dckmat1ven Elemente der Jugendstilkcra1111k sind von Japan beeinflußt. Anderseits uhcrnahmen die japanischen Keramiker lmpul,i.; Vllll europiii- schen Künstlern. Das vorlicgcndi.; Buch in- formiert über viele technische l:1n1.clhciti.:n der Keramikherstellung in Japan und gibt einen tiefen Einblick in du; l?c1st1gi.; Einstel- lung der fernöstlichen Keram1kc1. Wilhelm Theopold: MIRAKEL. lleilung zwischen Wissenschaft und Glauben. 176 Seiten, 48 Farbtafeln und 114 ein und mehr- farbige Textabbildungi.:n . Verlag Karl Thie- mig. - Immer wieder sind im Laufe der Jahrhunderte von Krankheit hedrfingte Men- schen, besonders bei Leiden, gegen die eine frühere Medizin machtlos war, ,u den Gna- denbildern der Wallfahrtsorte gcmgen. Wur- de nach oft mühseliger Wanderung da~ Ver- langen nach Trost und l leilung gestillt, emp- fanden sie diese Hilfe als ein Wunder. Viele dieser Mirakel blieben in schriftlichem Be- richt oder in bildlicher Darstellung erhalten. Sie werden in diesem Buch in der Bedeutung wiedergegeben, die sie einmal im menschli- chen Alltag besaßen. Dabei wird deutlich, daß die Naturwissenschaft eine andere Wahrheit kennt als die Religion, daß aber der Mensch, vor allem in der Stunde der Not, die Hoffnung auf das Wunder nie aufgeben wird. DIE ÖSTERREICHISCHE WEIGHT- WATCHERS-KÜCHE. 350 Rezepte zum Schlankwerden und Schlankbleiben. 160 Sei- ten, 32 Farbtafeln, Verlag Christian Brand- stätter. - Den Rezepten liegt der letzte Stand der amerikanischen und internationalen Er- nährungsforschung zugrunde. Großer Wert wird auf Ausgeglichenheit gelegt, was erfreu- licherweise auch heißt, daß man alles essen kann. Und da es die „Österreichische Weight-Watchers-Küche" ist, wurden bei der Anwendung der Erkenntnisse der Wissen- 32/353 schaftler durchaus auch solche Lieblingsspei- sen der Österreicher wie Schweinsbraten und Apfelstrudel berücksichtigt. Das Hauptziel von Weight Watchers besteht darin, durch richtige Ernährung - ohne zu hungern - Menschen zu helfen, ihr Übergewicht zu verlieren und das erreichte Gewicht für die Zukunft auch zu halten. 550.000 Menschen in dreißig Ländern werden von dieser Organisa- tion beraten. Jörg Mühlbaeher (Hrsg.): OBERÖSTER- REICH 2000. 232 Seiten, broschürt, Trauner Verlag, Linz. - In Beiträgen von zehn Wis- senschaftlern und namhaften Fachleuten wird versucht, Entwicklungen und Entwick- lungsprobleme des Bundeslandes Oberöster- reich für die nächsten zwei Jahrzehnte aufzu- zeigen. Unter anderem werden Beschäfti- gungsprobleme und Arbeitsplatzsituation, Zukunftsperspektiven der Industrie, Proble- me der wirtschaftlichen Krisenvorsorge, Möglichkeiten einer integrierten Umweltpo- litik und soziale Fragen behandelt. Eine besonders eindrucksvolle Analyse bietet l lel- mut Widder mit dem Beitrag „Grundsätzli- che Überlegungen zu den Abhängigkeiten des Bürgers in der industriellen Gesell- schaft". Eberhard Ruhmer: DER LEIBL-KREIS und die Reine Malerei. 416 Seiten mit 224 Bildtafeln, davon 104 farbig und 128 s1:hwarzweiß, 124 s/w-Abbildungen im Text- teil, 24,5 x 32,5 cm, Leinen mit Schuber, Rosenheimer Verlagshaus. In der zweiten lliilfte des 19. Jahrhunderts bildete sich um den in Oberbayern lebenden Maler Wilhelm Leibt ein Freundeskreis, dem Künstler wie Theodor Alt, Karl l laider, Carl Schuch, Johann Sperl, Hans Thoma und Wilhelm Trlibner angehörten. In bewußtem Gegen- satz zu den klinstleri chen Modeerscheinun- gen der Gründerzeit, die ganz allgemein dem imposanten Historienbild oder dem anekdo- tischen Genre den Vorzug gab, pflegte man in diesem mehr oder weniger lockeren Zu- sammenschluß eine Kunstauffassung, die der malerischen Ausführung die unbedingte Priorität einräumte gegenüber dem abgebil- deten Gegenstand. Als Ergebnisse dieser ,,Reinmalerischen" Kunstauffassung entstan- den Landschaften, Porträts und Stilleben, die sich häufig an alten Meistern orientierten, in ihrer teilweisen Auflösung des Gegenständli- chen aber eine Brücke schlagen zur abstrak- ten Malerei der Modeme. Inspiriert war diese Kunst von den französischen Impressioni- sten, und wenn auch die meisten dieser Maler ihre künstlerische Ausbildung an der Münchner Akademie bei Karl von Piloty und Wilhelm von Diez erhielten, so gibt es doch kaum einen, der nicht längere Zeit in Paris gemalt und studiert hätte. Die offizielle Kunstwelt einer nationalistischen Zeit wußte mit diesen Bildern wenig anzufangen. Um so mehr Beifall fanden sie im Ausland. Aber der Beifall der Massen galt diesen Künstlern nichts, im Gegenteil: In diesem elitären Zir- kel zählte allein das Urteil des Gleichgesinn- ten. Um des Ideals der „Reinen Malerei" willen verzichteten die meisten von ihnen auf Wohlstand und Ruhm. Aber sie schufen Werke, die es wert sind, in einem Atemzug mit den größten Malern an der Schwelle zur Modeme, mit Courbet, Corot, Manet und Cezanne genannt zu werden. Das Buch ist hervorragend ausgestattet. Ein kompetenter Autor eröffnet überraschende Perspektiven. Erika Drave/Gebhard Streicher: ZUSAM- MENHÄNGE SEHEN. Die ordnende Kraft der Natur. 64 Seiten mit 68 farbigen Abbil- dungen, Leinen, DuMont Verlag. - Unsere Landschaft ist ausgeräumt. Was der große Biologe Alfred Portmann „Reichtum", ,,fürstliche Verschwendung" der Natur ge- nannt hat im Hinblick auf den ungeheuren Reichtum von Formen, Farben, Düften, Ei- genarten, die rings um uns ausgebreitet wa- ren - das haben wir zu monotonen Nutz- grünflächen gemacht. Wir haben asphaltiert, trockengelegt, begradigt, aufgeräumt. Für je- de Aufnahme in diesem Buch mußte Erika Drave weite Reisen unternehmen. Denn was noch vor zwanzig Jahren in seinem ganzen Reichtum vor der Haustüre ausgebreitet war, ist so selten geworden, daß man es suchen muß. Was wir gemeinsam zerstört haben - diejenigen, die oft verzweifelt warnten, woll- ten wir ja nicht hören - müssen wir nun gemeinsam versuchen, wieder ins Lot zu bringen. Damit beginnen, durch Nachden- ken, Einsicht und Tun vor der „eigenen Türe", dazu lädt dieses Buch mit seinen Bildern und Texten ein. Ein zutiefst berüh- rendes, Freude schenkendes Buch von großer Schönheit. Jack Painter: KÖRPERARBEIT UND PERSÖNLICHE ENTWICKLUNG. 144 Seiten, 25 Abbildungen, kart., Kösel Verlag. - Immer mehr Menschen in unserer „kopfla- stigen" Welt machen die Erfahrung, daß sie die Lösung ihrer Probleme auch auf der Ebene ihres oft so vernachlässigten Körpers suchen müssen. In diesem Buch wird ein neuer Ansatz ganzheitlicher Körperarbeit vorgestellt: die von Jack Painter entwickelte „Posturale Integration". Sie gehört zu den Techniken systematischer, tiefer Körperar- beit. Detailliert wird der schrittweise Prozeß beschrieben, in dem unser Panzer, das heißt das harte, verspannte Bindegewebe und die festgefahrenen Verhaltensmuster, aufgelöst werden kann. Der einzelne erfährt durch dieses Loslassen tiefe Entspannung, Sponta- neität wird wieder möglich, Offenheit, freie- res Fließen des Atems und der Körperener- gien und ein reicheres Gefühlsleben. Ken Wilber: WEGE ZUM SELBST. Öst- liche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. 22 I Seiten, kart., Kösel Verlag. - Das Angebot an Psychotherapien und perso- nalen Entwicklungswegen westlicher und öst- licher Herkunft hat inzwischen eine verwir- rende Vielfalt erreicht. Unsicherheit herrscht vor allem darüber, welche Therapieform für welche Art von Störung „richtig" sei, und welcher Weg zu persönlichem Wachstum in welcher Phase der Entwicklung sinnvoll er- scheint. ,,Wege zum Selbst" bietet verständ- lich und umfassend Orientierung. Dabei liegt die Bedeutung dieses Buches nicht primär in der Breite der erfaßten Ansätze, sondern in deren Integration in einem „Spektrum des Bewußtseins". Es ermöglicht erstmals die Zuordnung bestimmter Therapien zu der ihnen jeweils entsprechenden Bewußtseinse- bene. So sind auf der Persona-Ebene, auf der es um vom Ich getrennte Schattenaspekte der Seele geht, das Ich stärkende Therapien (z. B. Transaktionsanalyse) angezeigt. Der lch- Ebene, auf der die Integration von Körper, Seele und Geist im Vordergrund steht, sind die ganzheitlich-humanistischen Therapien zugeordnet (z. B. Bioenergetische Analyse, Gestalt, Gesprächspsychotherapie). Auf der Ebene des Gesamtorganismus, auf der der Mensch über sich hinausfragt, kommen transpersonale Ansätze (z. B. Logotherapie, Psychosynthese, Jungsche Psychologie), aber auch geistige Disziplinen und mystische Tra- ditionen des Ostens und Westens in Betracht. Steyr

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