Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/10
Detail des vierhundert Jahre alten Arkadenfriedhofes fertiggestellt und weitere Säulen in Stein gehauen (der Name des Steinmetzes aus Krems ist nicht überliefert) . Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts werden dort die Stein- metze Georg Vischer, Adrian Panndtrogl, Uetz Sitz und Paul Peidl genannt. Nachdem der energische Gewerke Wolf Urkauf Bürgermeister der Stadt Steyr gewor- den war, ging der Bau des Friedhofes schnel- ler voran. Mit der obersten Bauleitung wurde der ehemalige Stadtrichter und neue Stadt- kämmerer Christoph Seyringer bauftragt. Er hatte seitens Urkauf den strikten Auftrag, den Weiterbau des Friedhofes zu forcieren und diesen verläßlich im Sommer 1584 fer- tigstellen zu lassen. Der Auftrag eines steiner- nen Predigtstuhles wurde wiederum nach Krems vergeben. Bis zu dessen Lieferung wurde ein hölzerner angeschafft. Im Laufe des Jahres 1584 wurden die Steinbauten fertiggestellt und das Dach aufgesetzt. Mit dem Stadtzimmermann Ulrich Pöchtl gab es Schwierigkeiten. So wurde er in der Folgezeit durch Leonhart Falsch ersetzt. Dieser hatte sich schon beim Bau des Wasserturmes in Zwischenbrücken als sehr verläßlich gezeigt. Preuenhueber ist voll des Lobes über den neuen Friedhof: „Es ist ein schönes Werk, und dessen gleichen un anderen Orten auch in führne- men (vornehmen) Reichs- und anderen Städ- ten wenig zu sehen; ist auch von Zeit zu Zeit inwendig mit schönen Epitaphüs und Gemäl- den von der Bürgerschaft geziert worden!" Franz Xaver Pritz schreibt in seiner Stadtge- schichte, zweihundert Jahre nach Valentin Preuenhueber: „Eine große Zierde der Stadt ist der jetzige Gottesacker ; er liegt auf dem Taborberg in der Nähe der Straße nach Enns, bildet ein regelmäßiges Viereck, ist in einem schönen Stile erbaut und nach dem von Salzburg wohl der schönste in Oberösterreich!" Der Vergleich mit Salzburg ist stichhältig. Salzburg war bis 1849 beim Kronland Ober- österreich. Der Taborfriedhof in Steyr ist der älteste Friedhof in Form eines italienischen SU')I' Arkadenfriedhofes nördlich der Alpen. Der im Vergleich angezogene Sebastiansfriedhof in Salzburg entstand in den Jahren 1595 bis 1600, ist also jünger als die reizvolle Anlage in Steyr. Darüber hinaus wurde der Seba- stiansfriedhof in Salzburg 1888 aufgelassen. Der Taborfriedhof wurde mehrmals erwei- tert (1841 / 42, 1892, 1901 und 1945). Die Protestanten erhielten 1892 ihren eigenen Friedhof. Der Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges ging 1938 in die Verwaltung der Stadtgemeinde über. 1926/27 wurde das Krematorium durch den Verein „Flamme" erbaut. Die derzeitige Leichenhalle wurde von der Stadt 1948/ 49 errichtet. 1950 wurde Der Eingang zum Friedhof neben dem alten Soldatenfriedhof ein weite- rer Kriegerfriedhof angelegt. 1952 wurde von den beiden Stadtpfarren eine eigene Fried- hofsverwaltung eingerichtet. Volker Lutz Literatur: Erlefried Krobath, Was die Ratsprotokolle über die Errichtung des Friedhofes berichten. Steyrer Zeitung, Unterhaltungsbeilage Nr. 44/1958. Erlefried Krobath, Der Taborfriedhof, Steyrer Kalender 1963. Jos_ef Ofner, Der Taborfriedhof, Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1970. Wolfgang Lindner, Die Annalen (1590 bis 1622) Linz 1910. Harry Kühne] , Forschungen zur Kunstge- schichte von Krems, Mitteilungen des Krem- ser Stadtarchives, Band 311963. Ilse Neumann, Steyr und die Glaubens- kämpfe. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Februar 1952. Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740. Josef Ofner, Die Eisenstadt Steyr, Steyr 1956. Josef Ofner, Kunstchronik 1.kr Stadt Steyr (Architektur, Bildhauerei u nd M alerei) 4. und 5. Fortsetzung, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, 28 / 1966 und 29/ 1969. Erlefried Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, 19/ 1951. Manfred Brand], Neue Geschichte von Steyr. - Vom Biedermeier bis heute , Steyr, 1980. H. Grotefend, Taschenbuch der Zeitrech- nung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 1971. Franz Xaver Pritz, Beschreibung und Ge- schichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebung, Steyr 1837. Anton Rolleder, Heimatkunde von Steyr, Steyr 1894. 15/33]
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