Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/10
400Jahre Tabor-Friedhof in Steyr Die katholischen und protestantischen Pfarren der Stadt gedenken am 2. November des vierhundertjährigen Bestandes des Ta- borfriedhofes, eine der schönsten Alagen die- ser Art in Österreich . Über die Entstehung dieses Friedhofes berichtet der Steyrer Ge- schichtsschreiber Valentin Preuenhueber, der in dieser Zeit lebte und den Friedhofsbau mit Interesse verfolgte: „Es schickte Gott in diesem 1541. und folgenden 1542. Jahr einen Würg-Engel hie- her, der nahm eine großen llauffen frommer und böser Leute durch die Seuche hinweg. Dergleichen hat es auch anderer Orten nicht gefehlet. Bey diesen überhäufften Sterben wurde der Freydhoff bey der Pfarr-Kirchen allhie, so ohne diß enge, gar zu klein; und war die Gefahr einer stärckeren Contagion (Infek- tion) von den todten Cörpern zu befürchten; Dahero brachte es ein Ersamer Rath (der Stadt Steyr) durch Intercession des Herrn Burggrafen (Hans Hoffmann) bey Abt Wolf- gangen zu Gärsten ( 1537- 1559) auf erlangten Consens des Bischoffs zu Passau dahin, daß eine neue Begräbniß bey dem Bruder-Hauß aufgerichtet ist. Welcher Ort von den vielen darinnen gestandenen Weichsl-Bäumen der Weichsel-Garten genennt worden . .Diesen neuen Gotts-Acker hat anno 1542 Herr Hein- rich Kurtz, Weih-Bischoff zu Passau am Sonntag Oculi (12. März) eingeweiht." „Weil nun in diesem Jahr - 1569 - die Pest bey hiesiger Stadt eingerissen auch die fol- genden Jahre hindurch continuierte; Und aber der alte Gotts-Acker beym Bruder- Hauß, der Weixel-Garten genannt, nunmehr völlig durch und übergraben gewest, also daß einstmahlen ein Stück Erdreich sammt der Mauer und vielen unverwesten Cörpern hin- ab gegen der Steyr gefallen; So hat ein Ersam. Rath (der Stadt Steyr) einen andern bequemen Ort zu einer Begräbnuß ausgese- hen, und a!Jda, nemlich auf des Stallhofs (Stadthof) zum Spital gehörigen Grund und Gedenkfeier ,,400 Jahre Steyrer Tabor-Friedhof' Am 2. November find e t um 18.30 Uhr auf dem Tabor im ersten Friedhof (Arkaden) eine Gedenkfeier anläßlich des 400j ährigen Bes tehens des Steyrer Friedhofes zu Ehren der in den letzten vier Jahrzehnten dort Beigesetzten statt. Sämtliche Steyrer Pfarren wirken an dieser Feier mit und laden die Bevölke- rung zur Teilnahme ein. 14/330 Feld, in der Höhe ob dem Steyerdorff einen weiten Bezirck auszeichnen, mit einer Mauer umfangen, und einen Anfang hiezu in diesem Jahr (1569) machen lassen. " So der Steyrer Geschichtsschreiber Valentin Preuenhueber. Wie er berichtet, fand man in einem Areal des Wolfgang Stadlmair auf dem Gebiet des heutigen Tabors ein geeignetes Grundstück, das von den Verantwortlichen am 28. April und am 2. August 1570 besichtigt und für den Bau eines neuen Friedhofes als geeignet befunden wurde. Als Ersatz wünschte Stadlmair eine Wiese im Aichet. Nach dem notwendigen Beschluß des Stadtrates gab die Stadt den Auftrag zur Errichtung des Friedhofes. Das Mitglied des Rates der Eisenverleger Magnus Ziegler wur- de mit der Bauaufsicht beauftragt. Vorher hatte er aber das notwendige Baumaterial zu besorgen. Am 6. August 1572 wurde dem Steyrer Steinbrecher Stephan Gruber für einige Fuhren Stein I 16 Gulden, 4 Schilling und 8 Pfennig ausbezah lt. Doch schon vorher - am 8. Juli 1572 - war über Steyr die schwerste Hochwasserkatastrophe seiner Ge- schichte hereingebrochen. Unter dem Ein- druck der ungeheuren Zerstörungen und der großen Not mußten alle weiteren Maßnah- men hinsichtlich der Errichtung des Friedho- fes unterbleiben. Die wenigen tauglichen Bauleute wurden zur Behebung der Hoch- wasserschäden eingesetzt. Für den Friedhofs- bau fehlten Mittel und Fachleute. Bürger- meister Wolf Händl mußte aus Wien und Regensburg Bauverständige anfordern. Erst einige Monate später konnten die Beratun- gen über den neu anzulegenden Friedhof wieder aufgenommen werden. Die für Wolf- gang Stadlmair als Ersatzgrundstück vorgese- hene Wiese im Aichet war noch im Besitze der Ledererzunft, und diese wollte sie nur abtreten, wenn sie ihrerseits von der Stadt Steyr die Genehmigung zur Errichtung einer Lohstampfe bei der Spitalsmüble (heute Mi- chaelerplatz Nr. 14) erhalten würde. Über fünf Jahre lang schweigen die Archivalien, vor allem die Ratsprotokolle, über das Fried- hofsprojekt. Andererseits kündeten sie von großen finanziellen Anstrengungen hinsicht- lich der endgültigen Beseitigung der Hoch- wasserschäden. Erst nach Eröffnung der La- teinschule und nach der Renovierung der „Teutschen" Schule in der Berggasse kam der Friedhof im Rat der Stadt wiederum zur Sprache. Wolfgang Stadlmair war inzwischen verstorben. Sein Erbe und Schwager Sig- mund Stadlmair schuldete dem Bürgerspital vierzig Gulden bezüglich des von ihnen über- nommenen Stadthofes. Sigmund Stadlmair wies in seiner Rechtfertigung darauf hin, daß Das Kreuz über den Kriegsgräbern ist ein Meisterwerk der Schmiedekunst sein Schwager der Stadt den Baugrund für den neuen Friedhof übergeben und die Ge- nehmigung zur Einfriedung erteilt habe. Ob- wohl dieser Grund schon seit sieben Jahren nicht mehr in seinem Besitze sei, habe er noch immer davon die Steuern bezahlt. An- dererseits sei der von seinem Vorgänger ge- forderte Tauschgrund im Aichet noch immer nicht übergeben worden. Auf diese Tatsa- chen hinweisend, bat Sigmund Stadlmair, ihm die Zahlung der gestundeten Schulden zu erlassen. Der Rat der Stadt willigte ein, dem Stadlmair diese Wiese im Aichet zu übergeben und auf die Zahlung der Außen- stände zu verzichten. Nach der Besserung der städtischen Fi- nanzlage konnte man 1583 wiederum daran denken, den seit mehreren Jahren geplanten Bau des Taborfriedhofes fortzusetzen . Dem nunmehrigen Stadtkämmerer Magnus Zieg- ler wurde im August 1583 - wie schon damals im Jahre 1570 - aufgetragen, den Friedhof alsbald errichten zu lassen. Von dem beim Magistrat .~eponierten Mündelgeldern der Familien Attl und Egger wurden ihm je einhundert Gulden zur Verfügung gestellt. Bis Ende 1583 wurden von einem Kremser Steinmetz das Eingangstor errichtet, die Hälfte der Schwibbögen des Arkadenganges it . .. ;,. ·' , ~ . 1(1 ,, ft ~ ~ swyr
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