Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/8
Gründung eines Museums „Industrielle Arbeitswelt" in Steyr Der Verein „Museum Arbeitswelt" be- richtete am 9. Juli bei einer Pressekonfe- renz im Ursulinenhof über den Stand der Vorbereitungen zur Gründung des Mu- seums „Industrielle Arbeitswelt" im Wehrgraben in Steyr. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kropf und Univ.-Ass. Mag. Udo Wiesinger, beide von der Johannes-Kepler-Universität in Linz, haben ein detailliertes Museumskon- zept vorgelegt. Der Ankauf eines entspre- chenden Gebäudes ist gesichert. Es han- delt sich um die früheren Hack-Werke in Steyr. Das Land Obe rösterreich wird die Landesausstellung „Die Arbeitswelt" 1987 in Steyr durchführen. Die Vorarbe iten hiefür wird der Wissenschaftsausschuß un- ter der Leitung von Univ.-Pro f. Dr. Kropf im Herbst aufnehmen. Um die Gebäude im Wehrgraben zu sanieren, werden gegenwärtig umfangrei- che Erhebungen und Vermessungen du rchgeführt. Nach deren Absch luß im Herbs t dieses Jahres sieht sich der Verein in der Lage, genaue Auskunft über d ie Kosten zu geben. Da die Konzepte der Landesausstellung 1987 „Die Arbeitswelt" und die des Verei- nes weitgehend identisch sind, wird es keiner großen Veränderunge n bedürfen, um diese Landesausstellung in ein ständi- ges Museum überzuführen . Über die Auf- nahme des Museums „Industrielle Ar- beitswelt" in das Museumskonzept des Bundes wurden bisher eine Reihe von Aussprachen, u. a. mit Bundesminister Dr. 4/248 Heinz Fischer geführt, der eine genaue Prüfung des Projektes zugesagt hat. Der Obmann des Vereines, Univ.-Prof. Dr. Karl Stadler, hat gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Kropf den oberösterreichi- schen Abgeordneten zum Nationalrat das Projekt vorgestellt. Von den Abgeordneten aller drei Parteien wurde die volle Unter- stützung zugesagt. Wie Univ.-Prof. Dr. Kropf in der Presse- konferenz betonte, soll im Mittelpunkt des geplanten Museums in Steyr der arbeiten- de Mensch stehen. ,,Diesem Prinzip haben sich Aufbau und Auswahl der Ausstel- lungsstücke unterzuordnen." Die Maschine, und mit ihr verbunden die Energieträger, haben die menschliche Arbeitskraft und Arbeits- und Alltagswelt der Menschen in hohem Maße beeinflußt. Daraus ergibt sich für das Museum folgen- de historische Gliederung: Energieträger vor der industriellen Revolution; die Dampfmaschine; die Elektrizität und der Vcrbrennungsmotor; Erdöl, Elektronik und mode rne lndustriegeselJschaft. Inner- halb dieser vier Gruppen solJ noch eine Reihe von Themenbereichen in ihrem Zu- sammenwirken aufgegriffen werden: Der Arbeitsplatz und soziale Konse- quenzen im Zusammenhang mit der tech- nischen Situation (Wasserrad, Dampfma- schine, Generator /Verbrennungsmotor, Computer). Der Wandel der Unternehmungsformen im Verlaufe des lndustrialisierungsprozes- ses und die damit verbundenen Auswir- kungen auf die Arbeiter bzw. die Entste- hung der Schicht der Angestellten. Das äußere Erscheinungsbild und die räumliche Innengestaltung der Fabriksar- chitektur; Arbeitsplatz und Arbeitsbedin- gungen und deren Auswirkungen auf das gesamte übrige Leben; soziale Konflikte und ihre Auswirkungen am Arbeitsplatz und im Alltagsleben; das Wohnen; der Lebensstandard; Aufbau und Entwicklung der politischen Organisationen der Arbei- terbewegung; kulturelle Organisationen und Aktivitäten der Arbeiterbewegung; die soziologische Entwicklung der Arbei- terfamilie. Grundsätzlich sollen nach den Vorstel- lungen von Univ.-Prof. Kropf die Situa- tion am Arbeitsplatz, der gewaltige Wan- del, der sich hier innerhalb von wenigen Generationen vollzogen hat, sichtbar ge- macht werden. Dies soll neben kommen- tierenden Schrift- und Schautafeln, Ge- genüberstelJungen und Darstellungen von Entwicklungslinien auch anhand von Si- mulationsmodellen, von Darstellungen be- stimmter Situationen am beweglichen Ob- jekt, von Modellen und Nachbi ldungen sowie durch den Einsatz audiovisueller Medien geschehen. Ziel des Museums wird es auch sein, das Problembewußtsein zu wecken, da durch die rasche technische und soziale Entwick- lung vor allem vielen jungen Menschen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Eltern und Großeltern unverständlich ge- worden sind. Die Gestalter des Museums Das hintere Gebäude soll als Museum adaptiert werden. Foto: Hartlauer
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