Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/8

l~'ine.1· der iille.1·1e11 J:'/el, 1ri:: ilil1.1·11•crl, 1· 111 S11•1 1 r 11 •,11· die„ Jleind/111iil,/e" in Zwischenhriicken. Zeitung herichtclL' . .,/\u, all ·n W1nl-.cl11. von allen l lühc11 . auf allen S11:dle11 1111d Plätzen , von den llf ·111 de1 1:1u ,,..: wie den Abhängen der, ,. ·b..:11 . l ·11c hte11 L'llltlll die elektrischen Li ·h1e1 ent •egen! Daw n ·h me man noch die roma11l1Sd1..: l.a 1 • der Stadt und der Vorort· und man wird es begreinich finden . wl!n11 w11 b ·haupt ·n , daß der äußere Effekt und d1cse1 wirkt doch hauptsächlich auf da s •rollt l' uhli - kum - denjenigen der Wi e ner ckk111schcn Ausstellung übertreffen mul.\. W11 dürf- ten kaum fehlgehen, wenn wir di · cld.tri - sche Ausstellung in Steyr (in 1·chnischer Hinsicht) die praktische l-'01 hctwn • der Wiener nennen! Die Stcyrc1 Ausstellung gestattet den kontrollicrbarl!n Vergleich zwischen der Leistung des Dampfes und jener des bewegten Wassc rs und endlich den Vergleich zwischen der hcstchcnden Methode der allgemeinen (bi sheri gen) Be- leuchtung und der eventuell cinzul'iihren- den elektrischen (Beleuchtun 1 )." Im ersten Monat der Ausstellung wur- den l03.944 zahlende Besucher gezählt, ein Erfolg, der vor allem dem Interesse nach der elektrotechnischen Au ss tel lung zuzuschreiben war. Am 19. September besuchte Kronprinz Rudolf (1858 bis 1889) mit seiner Gattin Er1:herzogin Ste- phanie von Belgien ( 1864 bis 1945) Stadt Steyr und Ausstellung. Bei einem Besuch der Glühlampenfabrik äußerte sich der Kronprinz: ,,Das ist schön! Wir müssen uns in unseren Erzeugnissen vom Aus lan- de ganz frei machen!" Der nächste hochrangige Besucher war Erzherzog Rainer (1827 bis 1852) mit seiner Gattin, der Erzherzogin Maria Ca- roline (1825 bis 1915). Der Erzherzog verbat sich jeden offiziellen Empfang, doch ein Besuch der elektrischen Ausstel- lung stand auf dem Programm. Wiederum widmete die „Linzer Zeitung" der elektro- technischen Ausstellung in Steyr einen Artikel: ,,Allgemein ist es aufgefallen und ist auch bereits vielfältig in der Presse hervorgehoben worden, daß das lästige Die ersten in Steyr erzeugten elektrischen Glühlampen. 20/264 „Zucken" der Bogenlichtlampen in Steyr vermieden ist , und diese lhen e in viel ruhi- ge res Licht ausstrahlen, als dies in der Wiener Rotunde der Fall gewesen. Ganz unmaßgeblich möchten wir die Ansicht aussprechen, daß man mit Unrecht diesen Fortschritt ausschließlich der verbesserten Konstruktion der Lampen selbst zu- schreibt. Wir glauben vielmehr, daß eine der wese ntlichen Ursachen dieser Erschei- nung - soweit unsere Beobachtung, die allerdings von keiner wirklichen Messung unterstützt ist - die Wasserkaft ist!" Steyr war also im Rahmen dieser Ausstellung die er te Stadt, die durch Ausnutzung von Wasse rkraft verschiedene Stadtteile elek- trisch beleuchtet hatte. Elektrische Be- leuchtungen - wenn auch im Probesta- dium - gab es schon seit ungefähr vierzig .Jahren. 1841 wurde ein Brunnen an der Place de la Concorde in Paris elek- trisch beleuch tel; so auch 1861 der Berli- ner Lustgarten. Bis zum Juni 1878 hatte man vor allem in Paris auf den öffentli- chen Plätzen elektrische Beleuchtung vor- gesehen. Elektrische Anlagen wurden auf den Bahnhöfen von München, Hannover, Berlin und Straßburg installiert, 1878 wur- de versuchsweise der Wiener Schillerplatz beleuchtet; später wurden der Graben, der Stock im Eisenplatz und der Stephansplatz einbezogen. 1881 hatte die englische Stadt Godalming eine elektrische Straßenbe- leuchtung mit sieben Bogenlampen und 34 Glühlampen. Bei all diesen Anlagen wur- de der notwendige Strom durch Dampf- maschinen oder Gasmotoren erzeugt. Es ga b verständlicherweise auch Bestrebun- gen, Innenräume mit elektrischem Licht zu erhellen. 1852 wurde versucht, die Deputiertenkammer in Brüssel zu be- leuchten . 1876 wurden im Betrieb der Firma Krupp in Essen elektrische Be- leuchtungsa nlagen installiert. Ein Jahr spütcr bekam die Wiener Oper eine elek- tri sche Bühnenbeleuchtung. Die Versor- gu ng von Wohnungen sollte erst mit der l lerste ll ung von betriebssicheren Glüh- lampen möglich werden. In der elektro- technischen Ausstellung wurden auch die neuesten telegrafischen und telefonischen Anlagen gezeigt. Sie fanden unverständ- licherweise wenig Interesse. Den neuen technischen Errungenschaften wurde gro- ßes Mißtrauen entgegengebracht. So heißt es in der „ Wiener Allgemeinen Zeitung" vom 1. September 1884: ,,Das oberöster- reichi sche Landvolk, welches an Sonnta- gen massenhaft zu den Wundern nach Steyr wallfahrtet und den Erklärungen der Aufseher ungläubig zuhört, sieht in dem Te lefon wohl noch immer entweder einen schändlichen Betrug oder das reinste Werk des Teufels!" Am 30. September 1884 fand die Aus- stellung ihr Ende. Nach den Aufzeichnun- gen von Josef Werndl hatten in den abge- laufenen zwei Monaten ca. 200.000 Perso- nen die Exposition besucht. Die Ausstel- lung in Steyr war eine direkte Fortsetzung der Veranstaltungen in München (1882) und in Wien ( 1883). Die Zusammenkunft von Fachleuten auf dem Gebiete der Elek- trotechnik hatte eine Reihe von verbesser- ten Konstruktionen und Verfahren zur Folge. Die Verwendung dieser Maschinen steyr

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