Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/8

bis 130 Glühlampen und eine Maschine für 75 Glühlampen in Betrieb. Darüber hinaus betrieb das genannte Objekt vier Dynamos zu acht Bogenlampen und eine Dynamomaschine zu 75 Lampen für die Beleuchtung der Werksobjekte. Das Schleifwerk der Gsangfabrik setzte eine Dynamomaschine zu acht Bogenlampen für die Beleuchtung des „Eisenfeldes", zwei Dynamos zu je zwei Bogenlampen mit je einer Lichtstärke von 3000 Kerzen, in Betrieb. Die „Bucklige Wiese" im Ai- chet wurde durch acht Bogenlampen be- leuchtet, wozu ein zusätzlicher Dynamo im Objekt II die Energie lieferte. Darüber hinaus wurde auch die alte Villa des Josef Werndl, das „Petzengütl", und die Fische- reianlagen beleuchtet. Zur Demonstration des Unterschiedes ließ Josef Werndl in der Enge und in der Pfarrgasse absichtlich die bisherige Gasbe- leuchtung intakt. ,,Es ist unseres Wissens das erste Mal, daß irgendwo eine so groß- artige und räumlich ausgedehnte elektri- sche Beleuchtungsanlage inszeniert wurde, und wir sind überzeugt, daß dieses Meer von Licht einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bilden wird." Die Eröffnung war von einem großen gesellschaftlichen Programm begleitet. Erzherzog Carl Ludwig (1833 bis 1896), der Bruder des Kaisers, wohnte im Schloß Lamberg und gab dort für die weiteren Ehrengäste Audienzen . Erzherzogin Maria Theresia (von Portugal, 1855 bis 1944), die Gattin von Carl Ludwig, besuchte Wohl- tätigkeitsanstalten der Stadt, so die Schutzanstalt für verwahrloste Kinder, das Waisenhaus und das Krankenhaus St. An- na. Für die Dauer der Ausstellung geneh- migte Franz Graf Lamberg die Öffnung des Schloßparks an Sonn- und Feiertagen von acht Uhr früh bis sieben Uhr abends. Das Mitnehmen von Hunden verbat er sich jedoch. Die prachtvolle Eingangshalle der neuen Werndlvilla war mit vier Kan- delabern an den Stiegen und einem sehr schönen Luster sowie mit Wandarmen (alles selbstverständlich mit elektrischem Strom beleuchtet), geziert. ,,Man rühmt diesen Lampen nach, daß sie bezüglich su-yr des Stromverbrauches ökonomischer sind als alle bisher bekannten Glühlampen und daß die Kohlenfäden eine sehr große Festigkeit besitzen!" Am 19. August besuchte Kaiser Franz Josef die elektrotechnische Ausstellung ,,Auf der Steyrbrücke verließen Seine Ma- jestät und seine gesamte Begleitung die Wagen und besichtigten die von hier aus geradezu wunderbaren Effecte der elektri- schen Beleuchtung des Ortskais und des "- utero~ ro~ctoralc , 'l fi· ed li ;Xllieil ~T/~/Oi\~art~ub . ' ., . . . . I. - ,("7- , ' •,J (. ' · ' . iß.S~ l'li~T-Oest~mi<~. "'™""""' mit l",lliq,;,i l&,nmkll l\,H,s&,~ cUn .ltrt. S4llgct-!urnJotn, t;.,t-,- ~ffnung 2.~usuet "- ~f,,luGG30.S~temlm:~- l ~~-&niiit linken Steyrufers, deren Strahlen den eiligst dahineilenden Wellen der beiden Flüsse den reizenden Anblick flüssigen Silbers verliehen. Seine Majestät verfügte sich dann in die Heindlmühle und nahm die daselbst arbeitenden Maschinen in Augenschein und bemühte sich bis zur Turbine in den Wasserraum, um die ma- schinelle Einrichtung für die Erzeugung der elektrischen Kraft eingehend zu stu- dieren!" Die dortigen Dynamomaschinen erzeugten in bis zu 900 Umdrehungen in der Minute zusammen ca. 14 Pferdestär- ken. Am 23. August trafen Mitglieder des „Electrotechnischen Vereines Wien" in Steyr ein, um die Werkstätten der Waffen- fabrik, in denen Dynamos und Lampen fabriziert werden, zu ,besichtigen. Die Aus- stellung war auch von einem Vortragspro- gramm begleitet. Prof. Dr. Bittner sprach über die Entwicklungsgeschichte der Elek- trizität und die Akkumulatoren, Ernst Hromada über die Induktion, Dr. Wil- helm zum Thema „Die Elektrizität im Dienste der Medizin". Am 29. August gastierte die Akrobaten- gesellschaft Alfonso und die „Kanonenkö- nigin" Miss Leona in Steyr. Die abendli- che Veranstaltung fand unter elektrischer Beleuchtung statt. Auch der Turm der Stadtpfarrkirche wurde beleuchtet, ,,so daß man an demselben jede Fuge, jeden Stein genau sehen konnte!" Die Linzer Generator aus dem Jahre 1884, der bis 1954 in Betrieb war. Fotos: Heimathaus 19/263

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