Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/5

Kammerorchester Linz zu Gast in Steyr Das Linzer Kammerorchester, 1960 von Prof. R. Schollum und -Prof. W. Reutterer gegrü ndet, gastierte am 11. April im Alten Theater mit einem geschmackvoll zusam- mengestellten Programm. Fritz Hinterdor- fcr, der dritte Leiter des überaus ambitio- nierten und homogen musizierenden En- sembles , hat gute Vorbereitungsarbeit ge- leis tet. Der Klangkörper, aus 22 Streichern ,usammcngesetzt und fallweise mit Blä- ~crn vcrstiirkt, zeichnet sich durch Ton- 1c1nhcit, Genauigkeit im Spiel, vorzügli- che Dynami" und Phrasierung bei der Interpretation der Werke aus verschiede- nen Stilrichtungcn und Musikperioden /\b Einspielstück wurde die Symphonie in (' Dur von Friedrich Kram! (1727 - 1782) gcwii hlt, ein Werk, das dem Mann- heimer Kreis , .ugcordnet werden kann und bereits die vicrsiitzige Form aufweist. Der Dirigent hat eine anerkennenswerte Darbietung in sicherer Orchesterführung und l\insatzgcnauigkcit geboten. Gerhard Schlüßlmayr, gebürtiger Stey- rer und ehemali ger Absolvent der hiesigen Musikschule und derzeit in Wien tätig, war der Solist im Klavierkonzert Nr. 13 in C-Dur, KV 415, von W. A. Mozart 1783 komponiert. Der junge Pianist hat alle Hoffnungen , die in ihn gesetzt wurden, glänzend erfüllt und sich als überdurch- schnittlicher Mozart-! nterpret vorgestellt. Anschl;1g, Geläufigkeit, Pedaleinsatz und Auffassung wurden dem Werk in jedem Satz gerecht. Das Orchester, bei dem einige Instrumente der Partitur nicht be- se tzt waren, begleitete zurückhaltend, ge- nau und überaus klangschön. Der zweite Teil bot Werke von wunderschöner Har- monik und Melodik, auserlesener Satz- technik im Sinne moderner Musik. Die Suite für Streichorchester von Leos Jana- cek ( 1854 1928) wird in allen sechs Sätzen getragen von der mährischen Volksmusik, welche dem Komponisten vertraut und ein Herzensanliegen war, allerdings im Geiste des Schöpfers, der in den stillen Sätzen den impressionistischen Einnuß nicht leugnen kann . Großartiger Abschluß war die Wieder- gabe der „Simple Symphonie" für Streich- orchester von Benjamin Britten (1913 - 1976). Das viersätzige Werk, in dem er barocke Tanzformen benützt, lebt von herrlichen musikalischen EinfälJen, wun- derschönen Harmonien und Modulatio- nen und gekonnter Instrumentation. Be- rühmt wurde daraus das Presto-Pizzicato sowie die sentimentale Sarabande - 3. Satz - nach einer Melodie von Corelli. Die glanzvolle Wiedergabe war ein würdiges Ende des begeistert aufgenommenen Abends mi t reichem Beifall für Solist, Orchester und Dirigenten. J. Fr. 24/160 Intensivförderkurse für Schüler Heuer finden wiederum Jntensivförder- kurse für Schüler der 1. bis 4. Klassen der Hauptschulen und der Unterstufe der Gymnasien in den Fächern Deutsch, Eng- lisch und Mathematik statt (44 Unterrichts- einheiten pro Gegenstand). Kursbeitrag pro Gegenstand: S 440.- . Dauer: 27. Au- gust bis 1. September, 3. September bis 8. September 1984. Ort: Yolkshochschul- haus, Promenade 9. Anmeldungen: Rat- haus, 2. Stock vorne, Zimmer 208. Die Einzahlung des Kursbeitrages erfolgt bei der Anmeldung. Phänomenale Klavierkunst Das 6. Konzert der Kammermusikreihe des Kulturamtes der Stadt Steyr im Alten Theater wurde zu einer musikalischen Sternstunde. Alexander Jenner, einer der führenden Wiener Pianisten , war seit län- gerem wieder Gast in unserer Stadt. Das zahlreiche Publikum war Zeuge einer Vor- stelJung höch ter pianistischer Meister- schaft: Stupende Technik, persönlich indi- viduelle Gestaltung der Werke, überaus diffizile wie dramatische Vortragskunst bei enormer Gedächtnisleistung kennzeichne- ten den kaum überbietbaren Abend. Die Programmauswahl verlangte äußerste Konzentration , höchste Fähigkeit des Ein- fühlens in die einzelnen Werke. Der Künstler zelebrierte alles in wunderbarer Geschlossenheit und brillantester Manier. Mit Beethovens Sonate in G-Dur, op. 14/2, um 1798 komponiert, wurde das denkwürdige Konzert eröffnet. Schon hier wurden alle Qualitäten des Solisten offen- bar. Kernstück der Darbietung waren die ,,Davidsbündler Tänze" op. 6 von R. Schumann, 1837 in Leipzig als musikali- sche Kritik für eine imaginäre Runde gegen den damals herrschenden Kunst- und Kulturbetrieb geschrieben. Aufsätze dieser Runde, von Schumann verfaßt, er- schienen in der von ihm gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik" a ls Zeichen des Aufbruchs in ein besseres Musikver- ständnis. Die Interpretation dieser 16 Stücke durch den Pianisten war eine einzi- ge Kette musikalischer Offenbarungen, ei- ne phantastische Leistune, schlechthin. Im zweiten Teil interpretierte A. Jenner drei Werke von F. Chopin in ebenfalls brillanter Weise: die große Polonaise As- Dur op. 53 (1842), das Nocturne fis-Dur op. 15/2, das m_ittlere von drei Werken ( 1830/33 entstanden) sowie das Scherzo b-Moll op. 11 von 1837, also gleichzeitig mit Schumanns op. 6. 1. Strawinski schrieb 1911 ein „Konzert- stück für Klavier und Orchester, welches später das Ballett „ Petruschka" über eine zum Leben erweckte Puppe werden sollte. Das technisch ungemein schwierige Werk, aus dem drei Sätze ausgewäh lt waren, meisterte der Solist souverän und ein- drucksvoll. Der stürmische Beifall bewog den Künstler zu drei nicht minder großartigen Zugaben, einer Mazurka von Chopin, den ,,Minstrels" von Cl. Debussy und abschlie- ßend dem b-Moll-Capriccio von J. Brahms. Es war ein denkwürdiger Abend. J. Fr. Das Ja::.::.kon zerr des HEINZ-SA VER- QUA RTETTS, zu welchem vom Jugend- re(eral, dem Jaz zcorner und der S-Box der Sparkasse am 10. April ins Alte Thealer eingeladen war, wurde zu einem Abend voll erregender Offenbarung ei- ner musikalischen Entdeckung, die in ihrer ekstalischen und spontanen Über- milllung den Zauber und die Stärke des Jazz aufzeigl. Sammelmappen für das Amtsblatt Auf vielfachen Wunsch der Leser unseres Amtsblattes haben wir wieder Sammelmappen anfertigen lassen, die im Rathaus, Pressereferat, 2. Stock, Zimmer 209, während der Amtsstun- den zum Selbstkostenpreis von 60 Schilling abgegeben werden. Eine Sammelmappe ist für die Aufnahme von zwölf Heften eines Jahrganges konzipiert. Da die Sammelmappen nur in beschränkter Zahl zur Verfügung stehen, werden die Interessenten gebe- ten, sich die Mappen rechtzeitig zu sichern . 40 Mill. S Kommunaldarlehen Zur Finanzierung der Projekte des au- ßerordentlichen Haushaltes muß die Stadt heuer ein Kommunaldarlehen in Höhe von 40 Millionen Schilling auf dem Kre- ditmarkt leihen . Der Stadtsenat beschloß einen Antrag an den Gemeinderat zur Aufnahme von je 20 Millionen Schilling bei der Sparkasse Steyr und der Raiffei- senbank Garsten-Steyr.

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