Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/4
rung von Stahl, des Werkstoffes für alles, als Werkstoff in die bildende Kunst, des- sen Bezwingung Werkfeinheiten erzielen läßt, die anderen Stoffen unerreichbar sind. Die neueste Errungenschaft nichtro- stender Stahle bedeutet für den Stahl- schnitt eine weitere hohe Wertsteigerung!" Die Nachfolge Blümelhubers trat Hans Gerstmayr (geboren 1882) an, der 1907 als ausgebildeter Künstler zu Blümelhuber kam und seit 1920 an seiner Seite gewirkt hatte. Hans Gerstmayr erlernte bei Josef Stepan in Wien das Gravieren und Stem- pelschneiden. Bei Stephan Schwartz in der Fachschule für Graveure und Gold- schmiede bildete er sich im Modellieren, Treiben und Ziselieren aus. Schon mit siebzehn Jahren erhielt Gerstmayr als An- erkennung die Silberne Medaille der Nie- derösterreichischen Handels- und Gewer- bekammer. Diesem Preis sollteu- noch vie- le Auszeichnungen folgen. Bei Prof. Trautzl vervollkommnete er seine Fertig- keiten im Modellieren. Bei Leo Zimpel hospitierte er an der 1906 gegründeten Abteilung für Graveure und Stempel- schneider in Steyr. Blümelhuber konnte sich beim Ausbau des Meisterateliers in der Folgezeit auf die weitreichenden Kenntnisse seines Mitarbeiters Gerstmayr stützen. Die überragende Bedeutung von Hans Gerstmayr lag darin, mit seiner Begabung, seiner Kunst und seinem päd- agogischen Geschick den Stahlschnitt wei- tergegeben zu haben. Er sah im Schüler den Menschen und die Persönlichkeit. Nach der Beherrschung der notwendigen Kenntnisse ließ er ihn bald an eigenen Entwürfen arbeiten. Er lehrte seine Schü- ler nicht, sondern er führte sie. Während seiner Zeit wuchsen einige Generationen von Schülern heran, die als Vollendete, oft als Lehrer an ihrer Ausbildungsstätte die traditionsreiche Kunst hochhielten, der modernen Zeit anpaßten und weitergaben. „Durch die Schule soll wieder echtes Kunsthandwerk lebendig werden. Es gilt, Freude bei den Schülern zu wecken, die Handarbeit in der Heimat wieder zur Geltung und den Werkstücken wieder Eingang ins Volk zu verschaffen!" (Hans Gerstmayr) Das künstlerische Schaffen Gerstmayrs wurde durch seine Lehrtätigkeit nicht ein- geengt. Neben Papiermessern, Stahlan- hängern, Armbändern und Grabkreuzen entstanden das herrliche Schwurkreuz der Höheren Technischen Bundeslehranstalt, das Pektorale und der Prälatenring für den Abt von Kremsmünster, lgnaz Schacher- mair, um nur die eindrucksvollsten Schöp- fungen zu nennen. 1952 wurde dem ver- dienten Lehrer Hans Gerstmayr vom Bun- despräsidenten der Titel „Regierungsrat" verliehen. Gerstmayr war der erste Träger der „Ehrenmedaille der Stadt Steyr", die einer seiner Sch~~er, der damalige Chef- medailleur des Osterreichischen Haupt- münzamtes, Hans Köttenstorfer, entwor- fen hatte. Viele andere Künstler des Eisen- schnittes arbeiteten noch unter der Anlei- tung von Michael Blümelhuber. Eine Auf- zählung dieser kann nur unvollständig bleiben: Hans Kröll (1908 bis 1979) und Franz Xaver Ledl. Noch schwieriger - fast unmöglich - ist die vollständige Nennung bei den vielen Schülern Gerstmayrs: u. a. 18/118 Stahlschnitt-Brief- öffner mit kubisti- scher Komposition. Stahlschnitt- Anhänger (Josef Roithinger) Hans Köttenstorfer, Josef Roithinger, Hanns Angerbauer, Karl Krepcik, Fried- rich Schatz[, Friedrich Mayr (der jetzige Abteilungsvorstand) und Helmut Gsöll- pointner. Die Traditionsverbundenheit, die Begei- sterung der Schüler für das Schöne und Wertvolle und der hohe Ausbildungsgrad der verantwortlichen Lehrer an der Fach- schule für Gestaltendes Metallhandwerk in Steyr werden die Stahlschnittkunst in ihren verschiedenen Formen weit über das 1984 gefeierte Jubiläum hinaus noch viele Generationen weiter tragen. Schlüssel der Basilika Enns-Lorch (Stahlschnitt, Prof Mayr). Kollier, gefertigt mit Silber, Edelstein und Ebenholz. steyr
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