Amtsblatt der Stadt Steyr 1984/4

16/116 Getriebener Becher, vergoldet, mit Kar- neolen und gegosse- nem Dekorring. Silberguß auf Spie- gel montiert (Johann Ihmt). Steckkamm aus Silber. Armreifen. in Silber gearbeitet. Fotos: Hartlauer Die Renaissance verzeichnete eine Hochblüte der Eisenschnittkunst. Bedeu- tenden Einfluß darauf nahmen Künstler wie Albrecht Dürer (1471 bis 1528), Augu- stin Hirschvogel (1503 bis 1553), Hans Burgkmair (1473 bis 1531) und Hans Se- bald Beham (1500 bis 1550). Von den italienischen Meistern soll vor allem Ben- venuto Cellini (1500 bis 1573) genannt werden. Damals und noch heute ist der Eisenschnitt bei Messern die materialge- rechte Bearbeitung. Die Messerschmieden wurden so die •bevorzugten Träger dieser Kunst. Auch der Steyrer Michael Blümel- huber erlernte dieses Handwerk! Steyr war seit dem Mittelalter Hauptsitz der Messerschmiede. Augenfälliger Beweis sind u. a. die interessanten Objekte der Lamberg'schen Messersammlung im Hei- mathaus. In der traditionsreichen Eisenstadt wur- den Türklopfer und -ringe in Eisen ge- schnitten und verwendet. Der Blütezeit folgte ein langsamer Verfall im Zeitalter des Rokokos. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und in den folgenden Jahr- zehnten kam es zu einer Wiederbelebung dieser Kunst, der eine von Ritzinger, Zirn- pel, Blümelhuber, Gerstmayr begründete und noch immer währende Blütezeit folg- te. Vor genau 110 Jahren wurde für den Nachwuchs in der allgemeinen Eisenbear- beitung ein eigener Schultyp in Steyr ins Leben gerufen. Am 8. Februar 1874 nahm im Realschulgebäude die vom Handelsmi- nisterium gegründete k. k. Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung (Eisenindu- striefachschule) den Unterrichtsbetrieb auf. Schon vier Jahre später wurde dieses Institut zur „k. k. Vereinigten Versuchsan- stalt und Lehrwerkstätte für Stahl- und Eisenindustrie" erweitert. Im Bereich dieser Schule richtete man 1894 eine Lehr- stelle für Gravieren und Ziselieren ein - die Schaffung der im Jahre 1984 das runde Jubiläum feiernden „Fachschule für ge- staltendes Metallhandwerk". Diese Schule führt mit ihren Lehrern und Schülern in den einzelnen Fachrich- tungen die Tradition des schon lange in Steyr heimischen Stahlschnittes fort. 1906 gründete das Ministerium für Kultus und Unterricht eine Abteilung für Metallgra- veure, Stempelschneider und Medailleure. Die Leitung wurde Leo Zirnpel anvertraut. Das Verdienst, die Pflege des Stahlschnit- tes in Steyr wiedererweckt zu haben, kommt Gustav Ritzinger (1856 bis 1900) zu. Ritzinger, in Wien geboren, fand durch den dortigen Meister Anton Batsche (1826 bis 1897) zur Kunst des Stahlschnittes. Batsche hatte die Verzierung großer Me- tallflächen, die Treibarbeiten und den nachhelfenden Eisenschnitt zu hoher Voll- endung gebracht. Ritzinger war der Leh- rer Michael Blümelhubers (1865 bis 1936). ,,Ritzinger erkannte Blümelhubers künst- lerische Begabung und unterrichtete ihn freiwillig in der Kunst des Stahlschnittes. Vielfach ist es aber das Los der Lehrer berühmter Männer, über ihren Schülern vergessen zu werden!" (C. H. Watzinger). Ritzinger kam 1878 an die Schule und war ab 1890 durch zehn Jahre Leiter der Versuchsanstalt in Steyr. Sie)'I"

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