Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/12
wie ich bereits in der Gemeinde- ratssitzung am 7. Juli d. J. ange- kündigt habe, scheide ich mit Ende Dezember aus meinem Amt als Bürgermeister der Stadt Steyr und trete meinen Ruhestand an. In den nahezu zehn Jahren mei- ner Amtsführung habe ich ver- sucht, die Bedürfnisse der Stadt Steyr und ihrer Bewohner zu er- fassen und gemeinsam mit den zuständigen Amtsstellen des Ma- gistrates und den politischen Gre- mien des Gemeinderates einer schrittweisen Erfüllung zuzufüh- ren. Persönlich bin ich von den Leistungen, die die Stadt Steyr in diesen zehn Jahren erbringen konnte, sehr befriedigt, was nicht ausschließt, daß es sicherlich dort und da Menschen gibt, die andere Auffassungen haben. Ich habe immer den Standpunkt vertreten, daß es besser ist, Entscheidungen herbeizuführen, als diese vor sich herzuschieben, nur weil sie viel- leicht unpopulär sein könnten und nicht immer einhellig gebil- ligt werden. Meine Lebenserfah- rungen, die mit der Schlosserlehre beginnen und sehr bittere Ju- gendjahre beinhalten, haben mich gelehrt, daß man sich nicht nur auf anciere ocier auf den Staat ver- lassen soll und kann, sondern daß man in erster Linie selbst bereit sein muß, die bestehenden Mög- lichkeiten zu suchen und Chan- cen zu nützen. Ich hatte das Glück, in einer Zeit Bürgermeister zu sein, die eine wirtschaftliche Blüte brachte, woraus auch die starken Entwick- lungstendenzen und Strukturver- besserungen abgeleitet werden konnten. Zugleich führte Steyr das große I000jährige Jubiläum, Markstein in der Geschichte die- Die Seite des Bürgermeisters ser Stadt, durch. Die Errichtung von Schulgebäuden und die Ein- führung neuer Schultypen präg- ten das Bildungswesen. Die Stadt wendete in den letzten 15 Jahren etwa 200 Millionen Schilling für diese Zwecke auf. Die nun etwas abgeschwächte Wohnbautätigkeit konzentriert sich auf die Schlie- ßung von bestehenden Baulük- ken, auf die Errichtung von weite- ren Pensionistenwohnhäusern und den Ausbau des Altenheimes mit einer vergrößerten Pflegeab- teilung. Die Bereitstellung von ge- eigneten Grundflächen zur Er- richtung und Erweiterung von Geschäfts-, Handels- und Produk- tionsbetrieben hat sich bestens bewährt. Ich bin sehr froh, bei der Gründung des BMW-Motoren- werkes aktiv beteiligt gewesen zi.l sein, und die Beschäftigung von derzeit 1200 Mitarbeitern recht- fertigt alle bisherigen Förde- rungsmaßnahmen. Die noch vor 14 Jahren von wissenschaftlichen Experten abgelehnte Strukturaus- weitung auf größere Handelshäu- ser konnte dank einer zielstrebi- gen Politik deutlich widerlegt werden, und Steyr ist inzwischen auch ein Einkaufszentrum für ein großes Einzugsgebiet geworden . Nutznießer dieser Ausweitung des Warenhandels ist schließlich der Konsument, wenngleich natürlich auch eine Konkurrenzverschär- fung innerhalb der Wirtschaft ein- getreten ist. Der Seniorenbetreu- ung wurde in diesen Jahren große Aufmerksamkeit gewidmet, der Seniorenpaß, verschiedene soziale Aktionen, wie z. B. ,, Essen auf Rädern" , der Ausbau des Alten- heimes der Stadt Steyr und die vorher erwähnten Pensionisten- wohnhäuser sind ein beredtes Zeugnis dieser Aussage . Der Ju- gend werden in den einzelnen Stadtteilen eine große Zahl von Sporteinrichtungen für Breiten- und Spitzensport angeboten und im Kulturleben sind durch städti- sche Förderungen viel Vereinsin- itiativen ausgelöst worden. Zu- sammenfassend gibt es also kaum einen Interessenbereich, der nicht in irgendeiner Form am Fort- schritt in der Stadt Steyr teilhaben kann, wobei diese verbesserte In- frastruktur auch vielen Bewoh- nern der Umlandgemeinden zu- gute kommt. Natürlich verlangten Invesitionen oder Einrichtungen große finan- zielle Mittel, wodurch die Finanz- verschuldung stieg, aber sich ver- gleichsweise zu ähnlichen Städten in absolut vertretbaren Grenzen hält. Die Zeit der Prosperität wur- de meiner Ansicht nach von der Stadtverwaltung optimal genützt, was sich auch in der Restaurie- rung und Erneuerung der histo- risch wertvollen Gebäude und des gesamten Kernbildes der Stadt zeigt. Solche Leistungen müssen in jenen Zeiten erbracht werden, wo die Menschen auf Grund ihrer eigenen fundierten Lebenssitua- tion Ja~ Vt:fälä11J11i~ auJbringen, daß Millionenbeträge zur Erhal- tung alter Gebäude und Bauwer- ke verwendet werden. In jenen Zeiten, wie ich sie in der Jugend erlebt habe, wo der Ausgesteuerte noch zu den Arbeitslosen betteln ging, die Not in den Familien vorherrschte, keine Altersvorsorge bestand , würde man für so hohe Ausgaben kaum Verständnis auf- bringen. Es war daher der richtige Zeitraum, alle diese Maßnahmen zu setzen, da augenscheinlich der
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