Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/12

Bewohner der Berggasse initiativ Vorbildliche Initiativen setzt das Propo- nentenkomitee „Aktion Berggasse" mit Aktio nen zu verstärkter menschlicher Be- gegnung, der Verschönerung der Häuser in de r Berggasse und Pflege der Umwelt. Im Ra hmen e iner geselligen Veranstaltung im Alten Theater nannte Bürgermeiste r Fra nz We iss a ls Sprecher des Komitees di e Vorh a ben der Aktionsgemeinschaft. Weiss be tont e, di e Bewohner der Be rggasse hä t- ten ni cht nur Wünsche a n öffentliche Institutionen, es sei auch große Bereit- scha ft für Eigeniniti a tive vorha nden. Unte rstützu ng durch öffentliche Ein- richtungen erwa rte t sich das Aktionskomi- tee bei der Fortse tzung der Fassadenak- tion für di e noch ni cht erneuerten Häuser, ebenso bei de r Erneuerung und Pflege der Ma ue rfl ächen a n der Berggasse und in de n q _ä ngcn der Mayrsticgc, Schulstiege und Olbe rggasse. Gewünscht wird die Aufrechterha ltung der bewährten Fußge- herzone zu r Abl e itung des Fremdverkehrs mi t ve rs tä rkte r Verkehrsüberwachung im Gassenbe re ich . Auf dem Pla tz vor dem Th ea te rbrunn en soll en Sitzbänke aufge- ste llt we rd en. Die Bewohn e r pl a nen im kommenden Jahr ei ne „Akti o n" Gassenreinigung, die Durch fü hrung e ine r Blumen- und G rün schmucka ktion mit Diawe ttbewerb, e in Gasse nfes t mit Prä mii e run g des Dia- we llbewe rbes und den Ausba u der Pflege de r Nachba rschaftshil fe, insbesond ere für a ll e ins tehende Seni oren. Dr. Vo lk er Lutz hi elt ein en Vo rtrag übe r di e historische Bedeutung der Be rggasse. De r MG V Sä nge rlust umrahmte di e Ve r- a nsta ltung mit Li edervorträgen. Der ehe- ma lige Staa tsope rnsänger Josef Schmidin - ger, e in geborene r „Berggass ler", sang das Stey rli ed von Ka rl Treber, a m Klav ier begle ite t von J osef Pachner, der a uch e in von ihm kompo niertes Lied über Steyr mit zwe i S tud entinnen des Bruckner-Konser- va toriums zum Vortrag brachte. Walter Radmose r sprach Mundartgedichte. Als G es te der Verbundenheit wurde auch eine Senio renehrung durchgeführt. ,,Die älteren Mitbewohne r unserer Gasse sollen das Gefühl haben , da ß sie nicht allein sind", sagte Bürgerme ister Weiss. Aktivitäten der städtischen Kindergärten Im Spä therbst, wenn es die Witterung nicht mehr zuläßt, ausgedehnte Spazier- und Erkundungsgänge zu unternehmen, beginnt im Kindergarten eine heimelig Zeit. Es werden Vorbereitungen für die Advent- und Weihnachtszeit getroffen . In 16/ 416 Die Berggasse in historischer Sicht Die Berggasse, die frühere Hofgasse , war in früheren Jahrhunderten ein be- vorzugtes Wohngebiet. In der Styra- burg, dem heutigen Schloß Lamberg, residierten bis 1122 die Otakare, die Markgrafen der Steiermark. Im Schut- ze dieser Burg legten die Steyrer ihre Siedlung an, die im Schloßpark zu suchen ist. Die Dienstmannen dieser Otakare wählten als Wohngebiet den Bereich „am Berg" aus. Dieser an der Berggasse gelegene Stadtteil ist also „Ursteyr" , das älteste Gebiet unserer Heimatstadt. Erst später wurden Häu- ser in der hochwassergefährdeten Enge errichtet. Valentin Preuenhueber, der Ge- schichtsschreiber im 17. Jahrhundert, schreibt: ,,Daß sich eine Menge Volkes nach und nach niedergelassen, welche anfangen, ihre Häuser und Wohnun- gen zu bauen und wie aus a lten Briefen (Urkunden) abzunehmen ist, seien an- fänglich die Häuser vom Schloß um den Berg herum, folgends die Obere Zeile in der Stadt gebauet worden! " Als die Otakare längst nicht mehr in Steyr residierten, waren die hiergeblie- benen Adeligen an der aufstrebenden Entwicklung der Stadt Steyr rege betei- ligt. Ihre Häuser waren durchwegs Freihäuser. Dort hatte weder der Burg- graf, noch der Stadtrichter „zu gebieten und zu schaffen" . Die Bewohner hatten keine Gemeindeabgaben zu leisten und unterstanden direkt dem Landes- fürsten. Das „Alte Theater" und die Berg- schule sind auf das ehemalige Zölesti- nerinnenkloster zurückzuführen. Im Jahre 1646 kamen die ersten Nonnen nach Steyr. Sie erhielten Steuerfreiheit zuerkannt. Nach und nach wurden Häuser in der Berggasse angekauft. 1682 legte man den Grundstein zum Kloster. 1681 war die Kirche vollendet. 1727 brach in Ennsdorf ein Brand aus, der auch auf das linke Ennsufer über- griff und einen Großteil der heutigen Stadt einäscherte. Auch das Kloster und die Kirche der Zölestinerinnen wurden ein Raub der Flammen. Schon ein Jahr später wurde das neuerrichtete Kloster eingeweiht. 1782 wurde es von Josef II. aufgelöst. Statt den Zölestine- allen städtischen Kindergärten wird nach alter Tradition im November das Later- nen- oder Lichtfest gefeiert; dazu bastelt jedes Kind seine Laterne. Ursprung dieses Festes ist die Legende vom hl. Martin, der durch seine guten Taten Licht in das Dunkel brachte . Am Tag des Festes ziehen die Kinder mit den leuchtenden Laternen entweder durch den Kindergarten oder manchmal durch Straßen oder Parkanlagen und sin- gen dort ihre Laternenlieder. In manchen rinnen kamen die Ursulinen, die zwei Jahre als Schulschwestern wirkten. 1784 war das endgültige Aus . Neuer Besitzer des Areals wurde die Stadt Steyr. Seit 1789 wird ein Teil des Gebäudes als Gefangenenhaus ver- wendet. Die Kirche dagegen sollte zum Theater werden. Die erste Vorstellung war am 7. Oktober 1789. Das „Alte Theater" gehört demnach zu de~. älte- sten Institutionen seiner Art in Oster- reich . Die Stadt Steyr baute die Kirche zum Musentempel um. Die Bühne wurde erhöht, eine Theatermaschinerie eingebaut und der Zuschauerraum durch Logen und Galerien erweitert. Die Eröffnung des neugestalteten Theaters fand am 16. Mai 1796 mit der Aufführung der Oper „Die Zigeuner" von Nefe statt. Nach siebzehn Jahrzehnten wechsel- vollen Theaterbetriebes - hier wirkten Emanuel Schikaneder als Direktor und Ludwig Anzengruber als Schauspieler - wurde das Theater geschlossen. Zum Festjahr 1980 wurde das „Alte Thea- ter" nicht nur renoviert, sondern mit den notwendigen modernen Einrich- tungen ausgestattet, und so bietet das ,,Alte Theater" am Berg einen stim- mungsvollen Rahmen für die verschie- densten kulturellen Aktivitäten. Die von den Ursulinen geführte Schule in der Berggasse war die erste Mädchenschule in Steyr. Als das Klo- ster endg~~tig aufgehoben wurde, er- folgte die Ubernahme des Unterrichtes durch weltliche Lehrer. Neben den genannten Objekten gibt es natürlich eine Reihe von anderen interessanten Häusern, wie die ver- schiedenen Benefiziatenhäuser, die weiteren Schulhäuser (Nr. 46 und Nr. 42) und die ehemaligen Getreideka- sten. Zur Erhaltung der Gebäude der Berggasse hat nicht nur die öffentliche Hand beigetragen, sondern die Besitzer der alten Bürgerhäuser haben tief in die Geldtasche greifen müssen, um die Häuser wohnlicher und ansehnlicher zu gestalten und damit das ganze Vier- tel zu verschönern. AUSZUG AUS DEM VORTRAG VON DR. VOLKER LUTZ Stadtteilen beteiligen sich auch die Eltern an den Umzügen. Im Stadtteil Resthof wurden beispielsweise 350 Personen ge- zählt. In den städtischen Kindergärten werden in den Monaten November und Dezember Bastelnachmittage, Spielzeug- und Bilder- buchausstellungen. Adventfeiern und nach wie vor das Mutter-und-Kind-Tur- nen angeboten. Alle diese Veranstaltun- gen erfreuen sich nach den bisherigen Erfahrungen größter Beliebtheit. sk'yr

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2