Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/11

bald ist es soweit, daß Steyr wieder ei- ne repräsentative volkstümliche Fern- sehveranstaltung zu Gast hat. Am 1. Dezember 1983 wird die Sendung ,,Musikantenstadel" mit dem bekann- ten Präsentator Karl Moik in der Hal- le des Allgemeinen Turnvereines an der Rennbahn veranstaltet. Ein buntes Programm mit bekannten Künstlern wird den Besuchern einen schönen Abend bescheren. Damit rückt die Stadt Steyr seit dem Jubiläumsjahr 1980 wieder einmal in das Blickfeld der österreichischen und internationa- len Fernsehwelt. Die im Mai 1982 be- gonnenen Kontakte und Bemühungen finden damit einen schönen Abschluß. Ich wünsche schon jetzt den Besu- chern eine angenehme und heitere Unterhaltung. Im Blickfeld unserer Interessen stehen gegenwärtig die wirtschaftlichen Probleme in unserer Stadt, wobei trotz übertriebener Nachrichten zum sogenannten „Chi- na-Lkw-Geschäft" cfer Steyr-Werke die Hoffnung besteht, daß aus dem Besuch des Vorstandes in China als Folge von Vorverträgen eine Ge- schäftsverbindung entsteht, die die Sorgen um die Beschäftigung mildert. Es wäre bedauerlich, wenn Indiskre- tionen aus der Handelsdelegation die- ses sensible, aber sehr wichlige Ge- schäft gefährden würden. Wie aus den Berichten von Steyr-Werke-Vertretern hervorgeht, ist die Arbeitslage leider nicht so erfreulich, daß eine ~eschäfti- gungsgarantie für alle Mitarbeiter be- steht. Wir alle wünschen uns ein Ge- lingen der Bemühungen, die Zahl der Arbeitsplätze in den Steyr-Werken zu erhalten und damit die Sorgen von den Familien zu nehmen. Die anläßlich der Betriebsratswahlen abgehaltenen Betriebsversammlungen des Werkes sowohl bei den Angestell- ten als auch bei den Arbeitern ließen in den Berichten und Diskussionsbei- trägen deutlich erkennen, daß man sich mit der Negativpropaganda ge- gen die Steyr-Werke zur Wehr setzt. Das trifft sowohl die auf Halde ste- henden Panzer als auch die Gewehr- produktion. Gerade letztere Produkte werden seit 120 Jahren in den Steyr- Werken erzeugt, werden mit der viel- gerühmten „Werndlzeit" in Verbin- Die Seite des Bürgermeisters dung gebracht und sind, was den Qualitätsbegriff anlangt, weltweit be- kannt. Aus dieser Sicht ein wichtiges Begleitprodukt für die weitaus über- wiegende Nutzfahrzeugherstellung. In diesen Versammlungen ist auch das hohe Entlohnungsniveau zum Aus- druck gekommen, das mit Hilfe von Gewerkschaften und Betriebsratskör- perschaften erreicht wurde. Der Ausbau des BMW-Motorenwer- kes geht zügig weiter und gibt aus die- sen Gründen Anlaß zum Optimismus. Weniger erfreulich ist die Tatsache, daß der Beschäftigungsgrad von Be- wohnern der Stadt Steyr mit 52 Pro- zent bei den Angestellten und 33 Pro- zent bei den Arbeitern unbefriedigend ist. Der Gemeinderat hat sich einstim- mig dafür ausgesprochen, die im 2. Förderungspaket zugesicherten Fi- nanzstützen für BMW nur dann zu realisieren, wenn eine Beschäftigungs- quote von 60 Prozent der in Steyr wohnhaften Mitarbeiter erreicht wird. Die Ausgangslage für diese Feststel- lung ist der Förderungsbeschluß des Gemeinderates vom 14. April 1983, der sich auf eine Beschäftigtenzahl von 1800 nach dem Vollausbau ab 1986 stützt. Am Donnerstag, dem 20. Oktober 1983, befaßte sich der Ge- meinderat neuerdings mit dieser Fra- ge und stellte fest , daß mit der Unter- nehmensleitung Gespräche zu führen sind, die den Beschluß vom 14. April 1983 zur Grundlage haben sollen. Die Entscheidung erfolgte einstimmig. Die Förderungen der Stadt wurden schließlich aus der Überlegung be- schlossen, Arbeitsplätze für Arbeitneh- mer aus Steyr zu erhalten. Dies um so mehr, als die Arbeitslosenquote im Bezirk Steyr prozentuell über jener des Bundeslandes Oberösterreich und des Bundesdurchschnittes liegt. Es liegt uns völlig fern, uns in die Perso- nalpolitik von BMW einzuschalten, es wird aber sicher kein Steyrer verste- hen, daß im Betrieb Arbeitnehmer aus anderen Bundesländern Aufnahme finden und die Steyrer bei Bewerbun- gen abgelehnt werden. So sehr für die unternehmerischen Interessen dieses hochwertigen BMW-Betriebes Ver- ständnis aufgebracht wird, ist es durchaus korrekt und auch legal, daß sich die Stadt bemüht, für die zugesi- cherten Finanzhilfen in Millionenhö- he der Steyrer Bevölkerung eine Be- schäftigun$ zu sichern. Letztendlich bestehen diese Förderungsmillionen aus Steuerleistungen der Steyrer, wes- halb die Haltung des Gemeinderates jede Deckung findet. In dieser heiklen Frage finden daher Gespräche mit dem Vorstand des BMW-Motoren- werkes in Steyr statt, dessen Auswir- kungen gegenwärtig noch nicht abge- schätzt werden können. Jedenfalls liegt uns viel daran, mit den Verant- wortlichen zu einer Lösung zu kom- men, in der sich sowohl die unterneh- merischen Interessen als auch die Pflichten der Stadtverwaltung den Bürgern gegenüber vereinen lassen. Problemlos aus der Sicht der Stadtver- waltung geht die Arbeit in der Firma GFM weiter, die mit ihren hochquali- fizierten Spezialprodukten weltweite Geschäftsverbindungen besitzt. Die Entwickluns der Firma Sommerhuber ist sehr befnedigend, insbesondere durch die metallfremde Sparte. Die Errichtung des großen Einrichtungs- zentrums der Firma Leiner geht plan- mäßig weiter und es werden davon neue Impulse im Handelsgeschäft er- wartet. In den Gewerbebereichen ist die Entwicklung unterschiedlich, ins- besondere in der Bauwirtsphaft gibt es größere Sorgen für die Winterzeit. Diese Wirtschaftsprobleme stehen ge- genwärtig an der Spitze aller Überle- gungen, weshalb es sicher verstanden wird, wenn ich mich etwas ausführli- cher gehalten habe. Ihr Franz Weiss Bürgermeister

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