Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/9

Fresken in der ehemaligen Stiftskirche Garsten berichten von der Entsatzschlacht im Jahre 1683. Das Hauptfresko (Detail im Bild) im Tympanon über der Orgel zeigt den kämpfenden Polenkönig Johann Sobieski. Alle Fresken haben als Vorlage Stiche, die der in Brüssel 1684 erschienenen französischen Ausgabe von Gehlens Redaktion über das Jahr 1683 beigegeben waren. Sie stammen von Romain de Hooghe und Jacob Peeters. Die Fresken sind die ältesten monumentalen Darstellungen der Entsatzschlacht von Wien im Jahre 1683. In Steyr wurden nach den Plänen des Hofadvokaten Wenzel Gall bauliche Maß- nahmen getroffen. In der Fischhub errichte- te man auf dem Areal einer früheren Befestigung eine neue Schanze und zum Schutz dieser zwei weitere. Gräben wur- den ausgehoben und mit spanischen Rei- tern bestückt. Zusätzlich bewehrte man die Fischhub mit fünf Kanonen, alle Ver- teidigungsbauten wurden mit Zäunen un- tereinander verbunden. Mit Palisaden wurde auch die Ennsleite versehen. Diese Maßnahmen sollten gegen die umherstrei- fenden Hilfsvölker, die Tataren, schützen , die durchwegs mit Pfeil und Bogen, Säbel und Lanze, aber nicht mit Kanonen aus- gerüstet waren. Vom Schlüsselhof an bis Kronstorf wurden an der Enns Schanzen aufgeworfen. Im Auftrag des Landeshauptmannes mußte die Zahl aller wehrfähigen Männer und die Vorräte an Geschützen, Geweh- ren und Munition gemeldet werden. Der Stadt wurde mitgeteilt, daß fünf Kompa- nien Württembergischen Fußvolkes einzu- quartieren und die Ennsbrücken zu si- chern seien. Es wurde verboten, Fremde in die Stadt einzulassen. Der in der Stadt lebende Leutnant Franz Wohllober wurde auf die Dauer der Türkengefahr mit einer monatlichen Ent- schädigung von zwanzig Gulden als mili- tärischer Berater angestellt. Unter seiner steyr Aufsicht wurden alle waffenfähigen Män- ner Steyrs in Kompanien eingeteilt und militärisch gedrillt. Ein Vorrat von 1240 Liter Korn, 124 Liter Weizen und 620 Liter Hafer wurde im Neutor eingelagert, dagegen die Aus- fuhr von Getreide strengstens untersagt. Alle auswärtigen Fleischhauer, Müller und Bäcker forderte der Rat der Stadt auf, ihre Produkte ungeachtet der üblich gel- tenden Einschränkungen in die Stadt zu bringen. Die Gefahr kam immer näher. Schon am 7. Juli flüchtete der Kaiser aus der bedrohten Stadt Wien. Über Enns (12. Juli) , Aschach (15. Juli) kam er am 17. Juli nach Passau , wo er bis 25. August residier- te. Sogar Linz erschien dem Monarchen als zu unsicher. Die Klostergeistlichen aus Niederösterreich nahmen im Stift Krems- münster Aufenthalt. Manche flohen dann in ihrer Angst bis Ulm und Venedig. Der Abt von Seitenstetten logierte in Bad Aus- see. Am 13. Juli erreichten die Türken Schwechat. Der Stadtkommandant von Wien, Graf Starhemberg, ließ die Wiener Vorstädte in Brand stecken. Am 14. Juli begannen die Türken mit der Belagerung Türke im Zwergengarten des Schlosses Lamberg. Foto: Hartlauer 27 / 319

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